Ein Interview mit Andreas Wolter, Bürgermeister der Stadt Köln, zur Solidarität mit der Ukraine
Interview: Roland Kaufhold
Herr Wolter, Sie sind seit zwei Jahren bei allen großen Kundgebungen des Blau-Gelben Kreuzes dabei. Was hat Sie zu diesem außerordentlichen, kontinuierlichen Engagement bewogen?
Es ist unfassbar zu sehen, wie sich Russland über internationales Recht hinweg setzt, weil es sich etwas nehmen will, was ihm nicht gehört. Die unfassbaren Gräueltaten an der Bevölkerung und der generelle Angriff auf demokratische Gesellschaften und europäische Werte, hat mich extrem motiviert. Russland muss die Ukraine verlassen, und zwar auch den Donbass und die Krim.
Putins brutaler Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert seit zwei Jahren an. Was sind Ihre politischen Forderungen zur Unterstützung der Ukraine?
Die Ukraine muss von Europa und den Verbündeten in aller Welt alle Waffen bekommen, die sie brauchen, damit die Angriffe – auch von russischem Territorium – unterbunden werden können und letzendlich die russischen Truppen auf ihr Territorium zurück gedrängt werden.
Die Ukraine gehört in die EU und auch in die NATO. Bezogen auf den EU-Beitritt müssen wir die Ukraine bei der Herstellung von transparenten Entscheidungs- und Vergabestrukturen unterstützen.
Macht die Bundesregierung aus Ihrer Sicht genug?
Mittlerweile ja. Taurus könnten sie aber trotzdem liefern.
Das Blau-Gelbe Kreuz organisiert seit 2014 von Köln aus Unterstützungsmaßnahmen für die weiterhin angegriffene Ukraine durch Putins Russland. Sie arbeiten sehr eng mit dem Blau-Gelben Kreuz zusammen. Wie kann man konkret helfen?
Man kann konkret mit Spenden helfen. Sie brauchen Geld für medizinische Güter. Sachspenden in Form von Transportmitteln sind meines Wissens immer willkommen, wie auch logistische Unterstützung beim Transport. Beim Blau-Gelben Kreuz ist alles professionell organisiert und man weiß sehr gut, wo bei den Hilfslieferungen der Schuh drückt. Sie arbeiten auch eng mit der Stadt Köln und den Stadtwerken zusammen.
Im Oktober 2022 wurde ein Vertrag einer Projektpartnerschaft zwischen Köln und der ukrainischen Stadt ihren Städten Dnipro unterzeichnet. Wann ist die Städtepartnerschaft Kölns zu Dipro endlich auch formal abgeschlossen?
Ich hoffe, dass wir die formale Städtepartnerschaft in den nächsten 12 Monaten feiern können.
Wie ist die Situation in Kölns Partnerstadt Dipro?
Dnipro liegt nicht weit von der Front enfernt. Bei Angriffen bleibt nur wenig Zeit, die Raketen abzuwehren.
Gehört die Ukraine zur Nato und zu Europa?
Die Ukraine sollte in die NATO aufgenommen werden. Das gleiche gilt für die EU. Zur Not auch erst mal nur die freie Ukraine. Analog zu Deutschland in den 50er Jahren. Wenn die Ukraine das möchte.
Am 24.2. findet in Köln die große Kundgebung „Zwei Jahre russischer Krieg gegen Europa – Solidarität mit der Ukraine“ statt. Was ist Ihre Hoffnung?
Es ist wichtig, dass unser Engagement nicht nachlässt. Wenn Russland mit seinem Kriegsverbrecher Putin diesen Krieg gewinnt, werden wir weitere Kriegsschauplätze in Europa bekommen. Der Konsens der Demokraten in dieser Frage macht mir Hoffnung, dass wir das schaffen.
Der 24. Februar 2024 markiert den zweiten Jahrestag der rechtswidrigen vollumfänglichen Invasion Russlands auf die Ukraine. Das Ausmaß der russischen Kriegsverbrechen, die unzähligen Opfer und das unermessliche Leid sind kaum vorstellbar. Darüber hinaus verursachte der russische Krieg gegen die Ukraine tiefgreifende politische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen in vielen Ländern der Welt, auch auf unsere Gesellschaft in Deutschland. Aus diesem Anlass ruft das Blau-Gelbe Kreuz zu einer Kundgebung in Köln auf.