„Ich möchte leben“

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Foto: Christel Wollmann-Fiedler

Vor hundert Jahren, am 5. Februar 1924, wurde Selma Merbaum in Czernowitz geboren. Sie starb mit nur 18 Jahren in einem Zwangsarbeiterlager. Ihre Lyrik wurde spät entdeckt und gehört heute neben dem Werk von Paul Celan und Rose Ausländer zu den bekanntesten literarischen Früchten der Bukowina.

„Ich möchte leben.
Ich möchte lachen und Lasten haben
Und möchte kämpfen und lieben und hassen
und möchte den Himmel mit Händen fassen
und möchte frei sein und atmen und schrein.
Ich will nicht sterben. Nein!
Nein,
Das Leben ist rot.
Das Leben ist mein.
Mein und dein.
Mein.“

Mehr über Selma Merbaum:

„Ich möchte leben“
Das ist der Titel eines der berührenden, ergreifenden siebenundfünzig Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger, dem jungen Mädchen aus Czernowitz, das 1941 mit ihrer Familie in ein Todeslager nach Transnistrien deportiert wurde und 1942 dort unter unmenschlichen Verhältnissen mit 18 Jahren an Entkräftung und Typhus starb. Am 7. Juli 1941 schrieb sie dieses Gedicht unter großen Ängsten, bereits Todesängsten.

„So hör, ich hab’ für dich gelacht.“
Heute gehört sie zum literarischen Dreigestirn der Stadt Czernowitz, das die Namen Paul Celan, Rose Ausländer und Selma Meerbaum-Eisinger trägt. Czernowitz war jene deutschsprachige Insel aus Zeiten der Habsburgermonarchie, die durch den Vernichtungsfuror Hitler-Deutschlands unterging.