Netzwerk jüdischer Hochschullehrender als Stimme gegen Antisemitismus

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Frankfurt University of Applied Sciences, Foto: Benedikt Bieber / Frankfurt UAS

70 jüdische Lehrende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich zum „Netzwerk jüdischer Hochschullehrender“ zusammengeschlossen. Zu den Gründer*innen gehört Prof. Dr. Julia Bernstein, Professorin für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft und Leiterin des Forschungsbereichs „Gesellschaftliches Erbe des Nationalsozialismus“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS).

Anlass für die Gründung des Netzwerks ist der Antisemitismus an Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 dramatisch zugenommen hat. „Zahlreiche jüdische Studierende, Lehrende und andere Hochschulangehörige fühlen sich an ihren Hochschulen nicht mehr sicher. Einige bleiben aus Angst oder aus Sicherheitserwägungen dem Campus fern, manche können nur mit Personenschutz dort arbeiten. Viele verbergen ihre jüdische Identität und trauen sich angesichts der massiven antiisraelischen Proteste nicht mehr, ihre Meinung frei zu äußern“, berichten die Initiator*innen.

Um diesem zunehmenden Judenhass entgegenzutreten und den jüdischen Hochschullehrenden ein Forum, eine Stimme und die Möglichkeit für gemeinsames Auftreten zu geben, haben sich Professor*innen und Lehrbeauftragte aller Fachrichtungen an Universitäten und Hochschulen zusammengefunden. Zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks gehören neben Julia Bernstein Prof. Dr. Haya Schulmann, Professorin im Fachbereich Informatik der Goethe-Universität Frankfurt am Main, und Prof. Dr. Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt, sowie die Pianistin Roglit Ishay, Professorin für Musik an der Musikhochschule Freiburg, und Deidre Berger, Gesellschafterin des Berliner Tikvah Instituts und frühere Leiterin des American Jewish Committee in Deutschland.

Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt:

  • Das Bewusstsein für den grassierenden Antisemitismus in all seinen Formen, insbesondere den israelbezogenen Antisemitismus, an Hochschulen zu schaffen
  • Zusammen mit Hochschulleitungen und den anderen Statusgruppen effektive Konzepte zum Kampf gegen Antisemitismus und für das jüdische Leben an Hochschulen und in der Forschung zu erarbeiten und gezielte Maßnahmen umzusetzen, in Anlehnung an die Nationale Strategie der Bundesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben
  • Eine Austauschplattform für die jüdischen Hochschullehrenden bereitzustellen und diese auch mit anderen nationalen und internationalen Gruppen zu vernetzen
  • Die Zusammenarbeit mit jüdischen Studierenden und jüdischen Angehörigen der anderen Statusgruppen an Hochschulen zu suchen und diese durch Anlaufstellen und Mentoring zu unterstützen
  • Hochschulübergreifende Veranstaltungen und Studien zu fördern und zu organisieren, die Themen des jüdischen Lebens, der jüdischen Identitäten und der Analyse und Bekämpfung des Antisemitismus betreffen

 

Bei all diesen Zielen, so Soziologin Bernstein, „müssen jüdische Perspektiven auf Antisemitismus auf dem Campus in besonderer Weise berücksichtigt werden“. An der Frankfurt UAS sind bereits erste Formate und Angebote angelaufen, die sich kritisch mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzen, weitere sind in Vorbereitung.

Kontakt zum Netzwerk: Juedische.Hochschullehrende@gmail.com