Ein Interview mit Gott

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Theodor Muchs satirisch-utopische Essays

Theodor Muchs Satiren behandeln die großen Fragen des menschlichen Lebens, nach der Stellung des Menschen in einer Welt, die Zweifel nicht nur an der Gerechtigkeit Gottes und der Herrschenden aufkommen lässt. Wir erfahren aus erster Hand, wie es wirklich im Drei-Klassen-Paradies zugeht, was uns Gott in einem sensationellen Interview am Berg Sinai zu sagen hat, wie ein Weltuntergang durch ein Wurmloch verhindert werden soll, was Methusalem im Alter von 968 Jahren in sein Tagebuch einträgt und weswegen Unsterblichkeit kein Honiglecken ist.

So manche Vorstellung vom Leben und der Welt ist nun mal nur mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie zu ertragen.

Theodor Much, Ein Interview mit Gott. Satirisch-utopische Essays. Mit einem Vorwort von Richard Chaim Schneider, Verlag Alibri 2023, ISBN978-3-86569-370-9, 199 S., Euro 14,00, Bestellen?

LESEPROBE
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags

Wonnen der Unsterblichkeit

„Die Unsterblichkeit ist nicht jedermanns Sache.“
(Johann Wolfgang von Goethe)

Diese Begebenheit erfuhr ich von einem alten Freund, dessen Namen ich – aus Gründen der Diskretion – nicht bekannt geben will. Selbst wenn ich ihn schon lange kenne und als nüchternen und zuverlässigen Menschen schätze, ist es mir nicht möglich, mich für den Wahrheitsgehalt seines Berichts zu verbürgen. Ich muss es daher meinen geschätzten Lesern überlassen, ihr Urteil über die Geschichte meines Freundes selbstständig zu fällen und will deswegen seinen – zugegebenermaßen fantastisch klingenden Bericht – kommentarlos wiedergeben.

Der erste April 2009 – ein Mittwoch – war ein heißer Frühlingstag, der erste Hitzetag des Jahres. An diesem Morgen saß ich an meinem Arbeitsplatz und versuchte mich auf die eintönige Büroarbeit zu konzentrieren, was mir aber wegen einer fehlenden Klimaanlage nicht gelang. Nach einer durchzechten Nacht fühlte ich mich müde und schlapp, außerdem schmerzte mich der Kopf, obwohl ich zwei Tabletten Aspirin zusammen mit einem Schluck Whisky unmittelbar nach dem Aufwachen eingenommen hatte.

Ich gedachte daher, mich ein wenig zu entspannen und ein kurzes Vormittagsschläfchen zu halten. Die Gefahr, dass mich dabei jemand entdecken und zur Rede stellen würde, war gering, weil – wie ich feststellte – all meine Bürokollegen längst leise vor sich hin schnarchten – eine Kunst, die pragmatisierte österreichische Beamte perfekt beherrschen.

Ich hob daher meine müden, leicht angeschwollenen Beine auf den vor mir stehenden, mit unbearbeiteten Büro­akten voll beladenen Arbeitstisch, lehnte mich zurück, schloss die Augen und nickte augenblicklich ein. Doch schon nach wenigen Minuten war es mit der Idylle vorbei. Das laute Summen einer fetten Fliege, die meinen Kopf umkreiste, riss mich aus sanften Träumen. Zunächst versuchte ich, das lästige Summen zu ignorieren, doch der Störenfried wurde immer lauter und unverschämter. Widerwillig öffnete ich meine Augen, fixierte die Fliege mit einem strengen und vorwurfsvollen Blick, doch zu meinem Leidwesen ignorierte das freche Insekt all meine pazifistischen Friedensbemühungen. Um endlich in Ruhe weiter schlafen zu können, entschloss ich mich, härtere Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Mit einer eingerollten Tageszeitung – es war die bei uns allen so beliebte und hoch­informative Kronenzeitung – machte ich nun, zunächst erfolglos, Jagd auf das hässliche Insekt. Doch schon nach wenigen turbulenten Minuten, als sich der summende Störenfried erschöpft von der wilden Verfolgungsjagd auf die Fensterscheibe setzte, war die Stunde meines Triumphs gekommen. Ich holte zum entscheidenden Schlag aus, doch kurz bevor ich meine Keule auf die Fliege niedersausen lassen konnte, vernahm ich wie aus dem Nichts eine leise, zauberhaft Stimme, die zu mir sprach und mir Folgendes mitteilte: „Verehrter, schöner Fremder, halt ein mit deinen Vernichtungsbemühungen, denn ich bin, anders als du dir einbildest, keine hässliche und dicke Fliege, sondern in Wirklichkeit eine liebliche Fee. Wegen einer kleinen, verbotenen Liebesaffäre verwandelte mich ein böser Hexer in eine optisch abstoßende Fliege.“

Zuerst traute ich meinen Ohren nicht und war davon überzeugt, weiterhin zu träumen. Folgerichtig zwickte ich mich kräftig in den rechten Arm und verspürte augenblicklich den aus dieser Handlung resultierenden Schmerz sehr deutlich. Es war also kein Traum! Daraufhin ließ ich meine Waffe fallen, trat nahe an die Fliege heran und betrachtete sie aus allernächster Distanz. Augenblicklich erkannte ich, dass ich mich tatsächlich zuvor getäuscht hatte. Es war in der Tat keine gewöhnliche Fliege, sondern ein Mischwesen aus Insekt und Fee, etwas, das ich bisher noch nie gesehen hatte.

Dann vernahm ich wieder die liebliche Stimme der Fee, die zu mir sprach: „Du holder Jüngling hast die Macht, mich, die unglückliche Fee Nummer EMC2, glücklich zu machen, indem du mir gestattest, dir zwei deiner größten Wünsche zu erfüllen; erst dann werde ich Erlösung finden.“

Schlau wie ich bin, dachte ich mir, dass ich so eine Chance in meinem ganzen Leben nie wieder erhalten werde und ging sogleich all meine geheimen Wünsche im Geiste durch. Ich dachte an großen Reichtum, gewaltige sexuelle Potenz, einen eigenen Harem, die Position eines Senators auf Lebenszeit in Rom, einen Flug zum Mars und zurück und die Intelligenz eines Albert Einstein. Doch all meine bisher streng geheimen Wünsche erschienen mir schlagartig viel zu banal. Ich wollte noch mehr! Plötzlich kam mir ein erlösender und verwegener Gedanke. Warum nicht die Unsterblichkeit erbitten? Ich sprach also zur Fee und teilte ihr mit, dass mein größter Wunsch es sei, durch sie die Unsterblichkeit zu erlangen.

Die Fee erbleichte – soweit man bei Fliegen ein Erbleichen überhaupt erkennen kann –, als sie meinen Wunsch vernahm und antwortete mir mit leiser, kaum hörbarer Stimme. Sie sagte: „Ich fürchte, dass dein Bestreben töricht ist, doch wenn du auf diesem Wunsch bestehst, dann muss ich deiner Forderung nachgeben, doch zunächst teile mir deinen zweiten Wunsch mit.“

Schlau wie ich bin, erklärte ich der Fee, dass ich ihr meinen Wunsch Nummer zwei erst nach Erfüllung meines ersten Wunsches bekannt geben werde, daran sei nicht zu rütteln!

Als die Fee meine Worte vernahm, erbleichte sie noch mehr und antwortete mit matter Stimme: „Wohlan, ich beuge mich der rohen Gewalt, doch ob du mit deinem Wunsch glücklich werden wirst, bezweifele ich sehr und auch meine Erlösung rückt somit in weite Ferne.“

Gleich nach Beendigung ihrer kleinen Ansprache erhöhte sie die Schlagfrequenz ihrer Flügel, hob elegant vom Fensterbrett ab und umkreiste dreimal mein Haupt. Ich folgte ihren Kreisbewegungen mit den Augen und wurde dabei seltsamerweise leicht schwindlig. Dann vernahm ich einen lauten Knall und als ich die Augen wieder öffnete war die Fee verschwunden. Leicht verwirrt begab ich mich zurück zu meinem Schreibtisch, setzte mich hin, hob die Füße auf die Tischplatte und holte den Schlaf der Gerechten nach.

Es war ein kurzer, doch erquickender Schlaf und als ich erwachte, bemerkte ich erfreut, dass all meine Arbeitskollegen immer noch dahindösten und vom peinlichen Vorfall mit der Fliege nichts mitbekommen hatten. Der Alltag hatte mich wieder.

Die folgenden 20 Jahre bis zu meiner Frühpensionierung vergingen in ewiger Eintönigkeit. Die Tage verschlief ich – unkündbar – im Büro und die meisten Nächte verbrachte ich mit guten Freunden im Trubel des nächtlichen Wien. In all den Jahren dachte ich gelegentlich an die Fee und ihr Versprechen, doch ich hatte bisher keinen Anlass, an das versprochene Wunder zu glauben.

Zur Feier meiner Frühpensionierung buchte ich im Jahr 2029 einen Charterflug auf die Malediven, die ich schon immer kennenlernen wollte. Über dem Indischen Ozean – wir befanden uns gerade in 12.000 Metern Flughöhe – explodierte die überalterte russische Charter-Maschine und stürzte ins Meer. Dabei wurde ich aus dem brennenden Flugzeug ins Freie geschleudert und landete, zu meiner eigenen Überraschung, sanft an Deck eines vorbeifahrenden Luxusdampfers. Ich war der einzige Überlebende der Flugzeugkatastrophe.

Diese wundersame Rettung machte mich weltberühmt und reich. Alle wichtigen Zeitungen der Erde berichteten wochenlang über „das Wunder am Indischen Ozean“ und so wurde ich zum gerngesehenen Ehrengast aller wichtigen internationalen und österreichischen Events. Ich erhielt sogar eine Einladung zum Wiener Staatsopernball als Ehrengast von Direktor Mörtel. Selbst der Papst bat mich, ihn im Vatikan zu besuchen. Doch diese Einladung musste ich, wegen Terminkollisionen um ein Jahr verschieben.

Selbstverständlich wurde ich auch zum begehrtesten Junggesellen meiner Heimatstadt und wenig später heiratete ich eine jugendliche, sehr vermögende Baronin, mit der ich drei Kinder zeugte.

Es vergingen weitere 30 glückliche Jahre und bald feierte ich im Kreise meiner Familie meinen hundertsten Geburtstag bei bester Gesundheit. Zu meinem Leidwesen, konnte ich all die alten Freunde nicht zur Feier einladen, da sie alle lange tot waren.

Nach weiteren 70 Jahren – ich war schon längst Ehrenbürger von Wien und als medizinische Sensation weltbekannt – waren auch meine einst so jugendliche Frau und unsere drei Kinder verstorben. Das war natürlich traurig, doch ich tröstete mich bald mit vier neuen Ehefrauen. Das war deswegen möglich, weil zu diesem Zeitpunkt die Nachkommen des Propheten längst die Macht in Europa übernommen hatten und sämtliche Ungläubigen – all diejenigen, die nicht zum einzig wahren Glauben konvertieren wollten – steinigen ließen.

Im Jahr 2159 geschah das Unvorstellbare. Ein gewaltiger Komet schlug auf der Erde ein und löschte innerhalb von Sekunden sämtliches intelligente Leben auf Erden aus. Wie es scheint, war ich der einzige menschliche Überlebende dieser Katastrophe und außerdem völlig unversehrt.

In den folgenden Monaten, Jahren und Jahrhunderten irrte ich unglücklich, einsam und ziellos umher, stets auf der Suche nach menschlichem Leben, doch ohne den geringsten Erfolg. Durch den Glashauseffekt, verursacht durch riesige Staubwolken in der Atmosphäre, erwärmte sich die Erde nach und nach. Alte Lebensformen verschwanden von der Erdoberfläche und neue Pflanzen- und Tierarten besiedelten den einst blauen Planeten.

Während der langen und ziellosen Wanderschaft über Steppen, Berge und endlose Wüsten – die einst blau schimmernde und lebenserfüllte Ozeane waren – fühlte ich weder Hitze und Kälte, noch Schmerz, Hunger oder Durst. Mein Körper funktionierte automatisch und absolut perfekt, genauso wie man es von einem unsterblichen Organismus erwarten darf. Deswegen benötigte ich auch weder Kleidung, noch Speise oder Trank. Glücklicherweise hörten, auf wundersame Weise, meine Nägel und Haare auf zu wachsen, ein Umstand, der mich davor bewahrte über wildwuchernde Keratinausstülpungen des eigenen Körpers ständig zu stolpern.

Ich wurde Augenzeuge von Überschwemmungen, Erdbeben, Sandstürmen, weiteren katastrophalen Asteroideinschlägen und gewaltigen klimatischen und geologischen Veränderungen. Doch all das konnte mir, den Unsterblichen, nichts anhaben. Mehrmals wurde ich auch von aggressiven und gefräßigen tierischen Räubern – es waren dinosaurierähnliche Tiere, die sich offensichtlich aus Raubvögeln entwickelt hatten – angefallen, gelegentlich sogar verschlungen, um später wieder, unverdaut und unverletzt, auf natürlichem Weg wieder ausgeschieden zu werden.

So vergingen weitere Jahrtausende und Jahrmillionen. In meiner Verzweiflung rief ich immer wieder laut nach der an meinem Unglück schuldigen Fee, doch sie meldete sich nicht – vielleicht, weil ich ihren Namen vergessen hatte.

Doch nicht nur die Erde veränderte sich über fast unendliche Zeiträume, auch an der Sonne ging die Zeit nicht spurlos vorbei. Langsam aber sicher gingen ihre Wasserstoffvorräte zur Neige und 9,6 Milliarden Jahren nach ihrer Geburt kam eines Tages der Moment, an dem nur noch Heliumkerne – Überreste der einstigen Wasserstoff-Fusion – im Inneren der Sonne lagerten. Die Temperatur im Sonnenkern fing an abzusinken und fiel zunächst unter zehn Millionen Grad Celsius. Dann begann sich, unter dem Einfluss der Eigengravitation, der Sonnenkern zusammenzuziehen, was ein Ansteigen des Innendruckes und der Temperatur bewirkte und schließlich zum Ingangsetzen einer alternativen Energieproduktion führte. Durch diese nun einsetzende Heliumfusion entstanden bald immer mehr Kohlenstoff- und Sauerstoffatome. Die gezündete Heliumfusion verlangsamte den Kollaps der Sonne und ermöglichte ihr, noch weitere zwei Milliarden Jahre Energie zu produzieren.

Doch gleichzeitig begann die Schwerkraft des Gestirns langsam nachzulassen. Die Sonnenatmosphäre fing an, sich auszudehnen, und aus dem einst bescheidenen und kleinen gelben Stern wurde ein aufgeblähter Roter Riese.

Die Gluthitze der expandierenden Sonne erfasste schnell die Planeten Merkur und Venus, die bald verdampften und auf der Erde begannen die Temperaturen bedrohlich anzusteigen. Mit der weiteren Ausdehnung der unruhigen Sonne und dem Ansteigen der Temperaturen ging alsbald die gesamte irdische Vegetation in Flammen auf und sämtliches organisches Material verbrannte zu Asche.

Nach weiteren trostlosen 100.000 Jahren stieg die Temperatur so weit an, dass nun auch das irdische Gestein zu schmelzen begann und riesige Lavaströme ergossen sich von den höchsten noch vorhandenen Bergen in die trockenen Ebenen einstiger Ozeane. Und aus den Eingeweiden der immer noch expandierenden Sonne fegte ein schrecklicher, alles verzehrender Wind, der schließlich den Planeten Erde sich zum Großteil verflüchtigen ließ.

Schließlich wurde aus der einst gelben Sonne ein Weißer Zwerg, mit einem Durchmesser der ehemaligen Erde und einer gewaltigen Materiedichte. Der weiße Zwerg überlebte noch einige Milliarden Jahre unverändert, um schließlich in das leblose, ereignislose Endstadium eines schwarzen Zwerges überzugehen.

All die hier beschriebenen Entwicklungsphasen der Sonne, mitsamt ihren verheerenden Auswirkungen auf das gesamte Planetensystem, erlebte ich – der Unsterbliche – im Laufe von Jahrmilliarden.

Und als eines Tages der gesamte Planet Erde verdampfte, schwebte ich – angetrieben vom enormen Druck der Sonnenwinde – schwerelos im annähernd absoluten Vakuum, durch ein ewig expandierendes, immer kälter werdendes Universum, dessen Dichte – von weniger als 10 Atomen je Kubikmeter – zu gering war, um einen Umkehrprozess einzuleiten.

So wurde ich Zeuge eines fast unendlich lang dauernden Prozesses, der mit dem Zerfall aller Materie, auch der Sterne, enden sollte.

Nach dem Ende der Zerfalls-Ära der Sterne – dieser Prozess dauerte ungefähr bis zum Jahre 10 hoch 46 seit der Geburt des Universums –, befanden sich nur noch weiße und braune Zwerge, Neutronensterne und schwarze Löcher im jetzt noch schwach leuchtenden Weltall, in dem gelegentlich helle Blitze, nach Kollisionen einiger weniger Sternruinen, kurzfristig aufleuchteten.

Schließlich blieben, ausnahmslos unsichtbare, gigantische Schwarze Löcher übrig, deren Materie (durch sehr langsame Energieabgabe infolge von Quantendefekten) eines Tages ebenfalls zerfiel und in Strahlung überging. Dieser Prozess dauerte bis zum Jahre 10 hoch 70 seit dem Urknall – und somit 100 Trillionen mal Trillionen Jahre. Danach folgte die „Dunkle Ära“ des Universums, eine Zeit, in der nur noch extrem langwellige elektromagnetische Strahlung, einige Elektronen, Positronen und Neutrinos, in absoluter Dunkelheit, bei Temperaturen um den absoluten Gefrierpunkt existierten.

Durch dieses absolut tote und dunkle Universum schwebte ich – der Unsterbliche – immer noch lebendig, doch geistig längst abgestumpft und tief unglücklich über einen Zeitraum, der weder mit Worten noch Zahlen beschrieben werden kann. Es vergingen weitere Septillionen – 10 hoch 24 – Jahre in vollkommener Dunkelheit und Einsamkeit und all das, was ich einst als Weltall kannte, existierte schon lange nicht mehr. Ein neues Universum konnte, aus Mangel an genügend Materie, nicht mehr geboren werden.

Doch eines „Tages“ – ein sicherlich unpassender Ausdruck in einem dunklen, kalten, lautlosen und toten Vakuum –, es war das Jahr 10 hoch 93 seit dem kläglichen Ende der Menschheit, erwachte ich für kurze Zeit aus meinem Dämmerzustand und überlegte, wie ich meiner Unsterblichkeit ein Ende setzen könnte. Zunächst fiel mir – wie seit unendlichen Zeiten – kein möglicher Ausweg ein, doch dann erinnerte ich mich plötzlich an den Namen der Fee, die mich zum Unsterblichen machte und sogleich schrie laut nach Fee Nummer EMC2.

Es vergingen nur Sekunden, bis ich das vertraute Summen einer Fliege, die meinen Kopf umkreiste, vernahm. Ich flehte sie sogleich an, meinen längst fälligen zweiten Wunsch zu erfüllen und bat sie inständig, mich in das irdische Jahr 2009, genau genommen den ersten April dieses Jahres zurückzuversetzen.

Mit der Erfüllung dieses Wunsches wurden wir beide, Fee Nummer EMC2 und ich, der einst Unsterbliche, von unseren Qualen erlöst.

Und dann fügte mein Freund noch hinzu: „Falls du jemals eine Fee erblickst und sie dir einen Wunsch gewährt, dann wünsch dir alles, nur nicht die Unsterblichkeit.“

Theodor Much, Ein Interview mit Gott. Satirisch-utopische Essays. Mit einem Vorwort von Richard Chaim Schneider, Verlag Alibri 2023, ISBN978-3-86569-370-9, 199 S., Euro 14,00, Bestellen?