Heute: Mr. Z. von der Uni Göttingen – mit einem Ausblick auf Metapedia
Von Christian Niemeyer
Ganz klar: Nach Y, Thema von Folge VIII, kommt Z. oder, um gleich zu Beginn die Luft aus dem Ballon zu lassen: Alfred de Zayas. Das Problem: Aus dessen Wikipedia-Artikel erfährt man nach „*31. Mai 1947 in Havanna“ nur wenig Verlässliches; offenbar haben die anonymen Bearbeiter dieses Textes ihre Übereinstimmung darin gefunden, nicht zu viel zur Kenntnis zu geben, zumal nichts für Zayas Weggefährten Kompromittierendes. Ein Job für mich, wie mir scheinen will. Also griff ich irgendwann im November 2022 den Stier beim Telefonhörer[1] und erkundigte mich vor Ort unter dem Betreff „Alfred de Zayas als Teil des Think Tank der AfD“ unter Verweis auf meine ja nun seit August 2021 vorliegenden Forschungsergebnisse nach dem Betreffenden – keine wirklich gute Idee.[2] Wie meine bilanzierende Mail vom 2.11.2022, 15:13, an die Göttinger Institutssekretärin des Inhalts erraten lässt, dass wohl niemand im Haus „auf dem Stand der kritischen Forschung (= Niemeyer 2021), einen bekannten Völkerrechtler und Emeritus […] betreffend, ist bzw. war.“ Was also tun, wenn – damals kam mir die Vokabel „Omertà“ in den Sinn – niemand reden will und einem der Telefonpartner aus dem dortigen Mittelbau die Frage als solche und vor allem die Betreffzeile in meiner Mail empörten? Zumal mir dieser mangelnde Aufklärungswille ausgerechnet im Hause eines von Walter Steinmeier noch im Sommer 2022 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens des Bundesrepublik Deutschland ausgezeichneten und bei dieser Gelegenheit von Steinmeier als „Paradejurist“ gelobten[3] Göttinger Völkerrechtlers und Ex-Bundesverfassungsrichters Andreas Paulus (FDP) sehr erstaunlich war […].
Da kam mir eine Idee: Wie wäre es, wenn ich, meinem Grundsatz zuwiderhandelnd, meine Forschungsergebnisse zu Zayas in seinen Wikipedia-Artikel einarbeitete. Zumal man aus ihm nichts erfährt zu Zayas Doktorvater, den Göttinger Historikers Richard Nürnberger, zwischen 1991 und 1997 Vize des Göttinger Arbeitskreises […]. Als hätten die anonymen Bearbeiter des Quelltextes ihre Übereinstimmung darin gefunden, nicht zu viel zur Kenntnis zu geben, zumal nichts für de Zayas Weggefährten Kompromittierendes.
Gesagt, getan: Am 14.11.2022, 17:46 brachte ich unter Klarnamen gleich zu Beginn dieses Artikels einen Hinweis an auf Zayas Rolle im Think Tank der AfD (vgl. Niemeyer 2021: 399-406; 419-433). Postwendend reagierte ein gewisser „Kozarac“ mittels der wohl als Begründung gedachten rhetorischen Frage „Eigenwerbung für dein Buch gleich in der Einleitung?“ Und machte den Zusatz rückgängig. Wohlgemerkt: Rückgängig gemacht namens einer Wissenschaft als marktwissenschaftliche Veranstaltung diskreditierenden grundlegenden Wissenschaftsfeindlichkeit. Und, auch nicht (oder nur?) zu verachten: Vorgetragen nicht etwa von einem Spezialisten, sondern – Wikipedia-Prinzip, das der Abschaffung harrt – von Volkes Stimme, die sich in ein bei anonymen Heckenschützen beliebten Kunstnamen kleidet. In diesem Fall von einem Autoren, der sich als aus Bosnien kommender Software-Spezialist beschreibt und als interessiert an Fußball und skeptisch eingestellt gegen „die ewiggestrigen Rechtspopulisten aus Kroatien“[4] – was ja immerhin noch Luft hätte lassen können nach oben, etwa in Richtung: skeptisch eingestellt auch gegenüber „ewig gestrige Rechtspopulisten aus Kuba“.
No chance. Denn am nämlichen Tag, um 18:49, legte „Kozarac“ nach mit der Bemerkung, „dass Alfred de Zayas dem IFS nahestehen soll oder gar dem Think Tank der AFD angehöre und unwissenschaftlich arbeite, ist aus der Luft gegriffen“ – was mich, vom Satzbau und von klug eingesetzten Konjunktiv her, zum ersten Mal mutmaßen ließ, dass die Selbstbeschreibung dieses Herrn nicht zutreffen konnte. Der aber ohne jede Frage in der Causa selbst überfordert war, wie ich ihn am 27.11., 13:20, wissen ließ: „Herr Kozarac, wenn Sie keine Ahnung haben und die in dieser Frage entscheidende Literatur nicht kennen […] ist das leider nicht mehr Ihre Sache.“ Dies war meine Antwort auf seinen Hinweis, mir einen an Verharmlosung kaum zu überbietenden Artikelteil[5] mit den Worten „Ist das damit gemeint?“ schmackhaft zu machen., woraufhin ich nun endgültig die gute Laune verlor, wie meine Antwort vom 2.12., 18:42[6] deutlich macht. So dass ich ab jetzt diese Causa nicht mehr im closed shop der Wikipedia-community halten will, sondern hiermit in die öffentlich gestellte Frage an Wikipedia transferiere:
Liebe Wikipedia, arbeitet bei euch ein neu-rechter Agent mit dem Decknamen „Kozarac“?
Da ich indes wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag auf eine Antwort des Inhalts warten dürfte: „Ja, Herr Niemeyer, Sie haben recht und wir haben diesen Agenten rausgeworfen!“ beschloss ich, den Spieß einfach umzudrehen. Wikipedia also für meine Zwecke einzuspannen, indem ich Informationen aus jenem Artikel, die unverdächtig waren, für eine Dichtung nutzte, die den Weg zum von allen Verschwiegenen womöglich leichter bahnt und zumal Leser*innen hilft, die den Weg über die Anschauung bevorzugen. Und dies bei einem Buch, das unter dem Motto „fröhliche Wissenschaft“ steht, ja auch wohl erwarten dürfen. Was mich natürlich unbedingt die Fittiche unseres Dichterfürsten aufsuchen lässt. An dem ja durchaus der Gedanken auffällig ist, dass der Dichtung Wahrheit folgt und/oder dass Letztere durch Erstere anschaulicher wird. Sowie: Dass die Dichtung, Goethe-adäquat, als eine vom Typ „im Haus der Frau von Stein“ angelegt sein sollte. Deren Haus allerdings in Weimar lag, nicht in Göttingen. Was mich wiederum auf die Idee brachte, aus datenschutzrechtlichen Gründen eine Freifrau von N.N. zu fingieren. Die 1996 auf DFG-Kosten ein Treffen zwischen Alfred de Zayas und „dem Professor“ arrangiert hatte. Soweit der Plot von der Grundidee her. Alles andere folgt – jetzt:
Dichtung, eine kleine, harmlose, diesmal in Göttingen spielende
Alfreds Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Zwar nahm das Gespräch anfangs einen recht harschen Verlauf. Denn Freifrau von N.N. hielt sich nicht lange bei ihren Adelspflichten auf, also fragte nur kurz, wie es ihm, Alfred, gehe. Lobte sein schneidiges Auftreten und seine Sommerbräune. Missachtete seinen zarten Widerspruch, diese rühre nicht primär vom Wetter her, sondern sei herkunftsbedingt.
„Ach ja, Kuba, nicht wahr?“, flötete sie.
„Genauer gesagt: Havanna!“, korrigierte er.
„Möchten Sie eine?“, fragte sie.
„Gerne. Am liebsten eine Cohibra!“, antwortete er.
„Wie Schröder!“, jubelte sie.
„Bitte nicht diesen Namen! Er hat Kuba verraten mit seinem Besuch bei Castro 1985. Als Nobody!“
„Wer?“
„Nobody? Na, Schröder natürlich! Das ist doch wohl klar, Werteste!“
Freifrau von N.N. schaute, wie dies die Damen bei Theodor Fontane gerne tun, indigniert geradeaus. Im eigenen Haus angeschnauzt zu werden, hatte Sie wahrlich nicht nötig. Nur gut, dass just in diesem Moment das jamaikanische Stubenmädchen Rosalita eintrat. Dass Alfred, ein Mann ohne Fehl, nur mit Tadel, stante pede Rihanna geheißen hätte, wenn ihm zu diesem Begriff damals schon die Anschauung zur Verfügung gestanden hätte. So ging es ihm wie 1963 Johannes Mario Simmel: Liebe ist nur ein Wort.
Mitten in derlei sinnfreie Betrachtungen wurde „der Professor“ gemeldet, damals vor der Emeritierung stehend, Ostpreuße, Vater von sechs Kindern. Herzlich begrüßte er, selbstredend nach charmantem Hofknicks in Richtung Freifrau, Alfred, lobte seine Sommerbräune und sein für einen Fünfzigjährigen blendendes Aussehen, fragte nach seiner Arbeit in Genf, im P.E.N.-Club und bei Amnesty International. Überbrachte Grüße vom Ex-Dekan, der nach Marburg gewechselt sei. Und er erwähnte kurz seine 1995 erschiene Lobrede auf Herbert Kraus (1884-1965), Gründungsvorstand des Göttinger Arbeitskreises, dem er als Vorstandmitglied angehöre.
Alfred seinerseits grüßte herzlich von seinem Doktorvater, dem Göttinger Historiker Richard Nürnberger (1912-1999). Die Gesundheit dieses Gerhard-Ritter-Schülers und Thomas-Nipperdey-Lehrers mache ihm ein wenig Sorgen, ähnlich wie vor wenigen Jahren, und zwar zurecht, jene seines viel für Theodor Schieder (1908-1884) rezensierenden DFG-Gutachters Andreas Hillgruber (1925-1989). Einen ganz anderen Eindruck mache ihm da der DFG-Gutachter Ignaz Seidl-Hohenveldern (1918-2001), dem bekanntlich in Hillgrubers Sterbejahr das Silberne Ehrenzeichen der Universität Wien verliehen worden sei. Auch gedachte Alfred dankbar der lebhaften Diskussionen mit dem Heidelberger Ernst-Forsthoff-Schüler Karl Doehring (1919-2011), aber auch mit dem durchaus streitfreudigen Politikwissenschaftler Arnulf Baring (1932-2019) sowie mit Benjamin Ferencz (*1920) – ein Punkt, an dem „der Professor“ lebhaft eingriff. „Weißt Du noch, Alfred, damals der Spiegel?“ Und er zog doch tatsächlich Heft 4/1980 aus seinem unergründlichen Wams und zitierte nach einigem Blättern:
„Was nun ein amerikanischer Historiker bei der Auswertung der Originalakten fand, belegt Völkerrechtsverletzungen und ‚Grausamkeit im Einzelfall‘ durch die Alliierten.“
Beide lächelten sich verschmitzt zu. „Amerikanischer Historiker“ war nun doch leicht übertrieben. „Aber immerhin besser als ‚deutscher Altnazi‘!“, witzelte Alfred, etwas arg kokett, was Freifrau von N.N. zum Einschreiten bewog:
„Ich kann im Moment nicht recht folgen. Wo steckt jetzt der Witz?“
„Oh, gnädige Frau, schauen Sie ihn sich doch mal an! Diese prachtvolle Verkörperung hispanischen Uradels kann doch unmöglich als ‚amerikanischer Historiker‘ durchgehen! Da steckt ihm doch viel zu viel Anti-Amerikanismus im Geblüt! Wie übrigens auch uns Göttingern und Marburgern aus dem dereinst im ‚Generalplan Ost‘ verzeichneten deutschen Osten! Meinen Sie, gnädige Frau, dass wir Vertriebene uns einfach so mit Care-Paketen und Rosinenbombern abspeisen lassen? Nicht wahr, Alfred – und eben deswegen lieben wir sie ja so, diese anti-amerikanischen Spitzen in Deinen Untersuchungen zum NS?“
Alfred fasste „den Professor“ zärtlich ans spärlicher sprießende Haupthaar, so dass Freifrau von N.N. mit einem ironischen „Hauptsache, Ihr beide habt euch lieb!“ der Villa zustrebte. Ihr war von der Verandatür aus signalisiert worden, Sie werde am Telefon verlangt, der vom Lunch Service wolle wissen, ob die DFG auch für Spirituosen und Zigarren aus aller Welt aufkomme. „Der Professor“ brachte daraufhin die Rede auf die Rezension aus dem American Journal of International Law 75 (1981), p. 403-405. „Eine Pionierstudie… ein interessantes und gut geschriebenes Werk“, zitierte er mit zitternder Stimme aus einer zwischen Ihnen kreisenden Ausgabe von Alfreds Buch.
„Ach, Alfred, das ist schön und groß gesagt und hilft Dir über alle Anfeindungen hinweg! Bedenke nur den Rang dieses jüdischen Rezensenten.“[7]
Beide Herren nahmen sich in den Arm, wissend um Ferencz‘ untadeligen Ruf als Ankläger beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Jubelnd berichtete „der Professor“ noch von dem lausig frechen Genie Manfred Kittel, das sein Erlanger Kollege Horst Möller da an Land gezogen habe. Kittels vor drei Jahren erschiene Dissertation Die Legende von der „Zweiten Schuld“ leite doch mächtig viel Wasser auf seine Mühle, suchte er Zayas aus der Reserve zu locken. Mitten in dessen auffälliges Schweigen hinein durften „die Herren sich empfehlen“, meinte Freifrau von N.N. die wieder hinzugetreten war, elegant. Und entließ sie mit einem schweren, nicht schlecht gespielten Seufzer ins Raucherzimmer, um sie dort eine halbe Stunde später mit einem ebenso laut wie entsetzt gesprochenen
„Was macht ihr denn hier? Etwa Nebelkerzen abfackeln?“
aufzuschrecken. Alfred, der Kühnere und Kühlere, fand als erster die Fassung wieder:
„Gnädigste, wo denken Sie denn hin! Ihre ‚Nebelkerzen‘ sind schlicht und einfach Cohibra Lanceros. Das müsste man doch riechen können!“
Freifrau von N.N. zahlte ihm diese Frechheit heim – ihr in verklausulierter Form Verstellung vorzuwerfen, ging gar nicht, – mit erneutem Schweigen à la Effi Briest. Was „der Professor“ sogleich ausnutzte:
„Lieber Alfred, wo, um alles in der Welt, soll denn unsere holde Gastgeberin jemals Gelegenheit genommen haben können, sich den Geruch von Nebelkerzen einzuprägen! Ins Fußballstadion beispielsweise geht sie nun mal nicht!“
„Da hast Du auch wieder Recht, meine liebe Numero Uno! Wie Frauen nun einmal sind! Übrigens, mein Lieber: War nicht schlecht der Witz: Uno. UNO. Du verstehst?“
Und so, bei derlei Einvernehmen zweier Alphatiere, kam es, dass Freifrau von N.N. so rasch als möglich die Tür hinter sich schloss, die Bitte um zwei Cocktails, am besten Cuba libre, mit sich nehmend.
„Als ‚Nebelkerze‘ oder aus wahrer Übereinstimmung mit dem ‚freien Cuba‘?“
So hatte sie noch gefragt – und dann die Tür zugeknallt, zwei Männer zurücklassend, die sich konsterniert anstarrten und dann in herzhaftes Lachen ausbrachen. Gleich danach, der Ostpreuße, den Exil-Kubaner streng fixierend:
„Du gibst mir also Dein Ehrenwort darauf, dass da nichts gelaufen ist in Kondomari auf Kreta im Mai 1941!“
„Jedenfalls kein Kriegsverbrechen der Deutschen!“
„Gut, Alfred, dann sollst Du, zumal die DFG schon wartet, mein Vorwort haben, wie schon einmal 1979! Schicke bitte meiner Sekretärin zeitnahe einen Entwurf, zur Not auch auf Band. Sie schreibt das dann ab! Und ich redigiere das Ganze!“
Soweit meine Fiktion, spielend im Jahr 1996. Nun, als Nächstes und erneut nach Goethes Zweischritt Dichtung und Wahrheit, die Wahrheit, verabreicht in kleinen Dosen.
Erste Wahrheiten rund um den Göttinger Arbeitskreis
Es geht mir ab jetzt nicht um die Wahrheit des zuvor Erzählten an und für sich. Ich werde also nicht gleich den Nachweis aus dem Hut zaubern, die Gutachten „des Professors“ seien so nachlässig, wie es ein Text, basierend auf dem Diktatentwurf des zu Begutachtenden, eben sein kann. Und es die Bemerkung insinuiert, es sei 1996 im Raucherzimmer einer herrschaftlichen Villa in Göttingen doch Pyrotechnik zum Einsatz gekommen, plus Cohibras. Zumal der letztgenannte Nachweis an einem durchaus peinlich zu heißenden Kategorienfehler litte: Realien gegen Metaphern ins Feld zu führen, geht gar nicht. Ganz abgesehen davon ist für Dichtung Lüge ein definierendes Merkmal. Wohingegen für Wahrheit Lüge ein sie verunmöglichendes wäre. Wichtig dabei: Quellen, Akten etc. lügen an und für sich nicht – es sei denn, sie seien korrupt, also von dritter, anonymer Hand verfälscht worden, wie bei Wikipedia gang und gäbe. Will sagen: Einiges stimmt durchaus vom bisher in dichterische Form Gerückten, beispielsweise die Geschichte mit der Ferencz-Rezension von 1981 oder die Rede „des Professors“ ab: „… fragte nach seiner Arbeit in Genf, im P.E.N.-Club und bei Amnesty International…“, die sich leicht herleiten lässt aus Wikipedia.[8] Anderes wurde weiterentwickelt, etwa die Spöttelei des „Professors“ in unserer Dichtung, die Vertriebenen betreffend, die sich nicht „einfach so mit Care-Paketen und Rosinenbombern abspeisen lassen“ würden. Angespielt wird hiermit auf Thorsten Hinz‘ in Dieter Steins in der Jungen Freiheit gebrandmarkte hinterhältige Methode des US-Siegers, die (West-) Deutschen zu lehren, „daß sie, um aus Hunger und Kälte erlöst zu werden, den Erwartungen der Sieger entsprechen zu mußten“ (Hinz 32011: 154) – ein ‚heimlicher Lehrplan also, dem man, unserer Fiktion zufolge, schon 1996 in Göttingen in akademischen Vertriebenenkreisen um Alfred de Zayas widerstand, damit diesem typischen neu-rechten Narrativ in Sachen Anti-Amerikanismus (resp. Anti-Germanismus aus US-kritischer Perspektive der alten wie neuen Rechten) Auftrieb gebend. Von hier aus erklärt sich übrigens Hinz‘ Verteidigung von Zayas als profundem Verteidiger von NS-Tätern gegen unberechtigte Anwürfe der US-Siegerjustiz in der Jungen Freiheit vom Oktober 2004 (vgl. Hinz 2008: 83) von selbst. Im Verein mit der in Tristesse Droite (2015) zu Tage tretenden Empörung von Hinz – als auch von Erik Lehnert, hinzuzurechnen ist, wie dort gezeigt, Björn Höcke – über das Vertriebenenschicksal seiner Familie und das sich daraus erklärende Verständnis für den rüdem Umgang des Geschichtsrevisionisten Stefan Scheil mit einem 18-jährigen Opponenten (vgl. Kap. 2) könnte man allein daraus einen hübschen Drachen bauen via Havanna resp. Göttingen.
Aber vorerst wollen wir noch unsere kleine Dichtung zu Ende erläutern, etwa durch Hinzufügung einiger Klarnamen zu in der Fiktion auftretendem Personal. So handelt es sich beispielsweise bei der Hauptperson meiner 1996 spielenden Dichtung, „der Professor“ genannt, um den…“
*
An dieser Stelle endete die, wie in Fn. 1 erläutert, Abdruckerlaubnis; und mir bleibt nur noch, sie auf die Bereitstellung von 48 Euro zwecks Erwerb der Printversion zu bitten und als meine Gegenleistung den Hinweis auf den Artikel über Alfred de Zayas auf Metapedia zu verbuchen. Er ist seiner Machart nach angelegt an dem, was Nietzsche dereinst „monumentale Historie“ meinte und erreicht seinen Höhepunkt in Gestalt eines Links, der einen Zugang eröffnet zu einem die Jahre ab 2004 abdeckenden bebilderten Tagebuch des Kubaners (und begeisterten Skifahrers). Als dessen letzter Eintrag sei hier aus einem Epigramm für Juli 2023 das Folgende zitiert:
„Es ist an der Zeit, die NATO als ‚kriminelle Organisation‘ im Sinn der Artikel 9 und 10 des Nürnberger Status und des Urteils zu bezeichnen […]. In jüngster Zeit ist die NATO die Quelle der Verstöße der Ukraine gegen die Minsker Vereinbarungen […], die schließlich die russische Invasion auslösten.“[9]
Alles klar jetzt, oder? Richtig: Wo „die Göttinger“ und ihr Chorleiter „Kozarac“ bei Wikipedia noch hartnäckig in Abrede stellen, Alfred de Zayas habe irgendetwas mit der AfD und ihrem Think Tank zu tun, schreckt dieser skifahrende Kubaner nicht davor zurück, Metapedia durchgehen zu lassen, seitenlang aus einem Tagebuch zitieren zu lassen, das ihn als Rechtsradikalen outet – wie es auch seinen zwanzig Jahren dominierenden Verlagspräferenzen korrespondiert und einem kritischen Leser wie Bernhard K. nicht entging: „Was ist denn das für ein Machwerk?“ entfuhr es ihm 2019 zu einem Z.-Buch von 2011, zu dem ihm nur noch ein Erich-Kästner-Wort einfiel: „Erst benehmen sie sich wie die Schweine, und hinterher ist es dann niemand gewesen.“ (zit. n. Niemeyer 2023: 228) Die beschämende Frage am Ende bleibt: Warum eigentlich hat dies bis auf den heutigen kaum jemand in den wohlausgestatteten Geschichts- und Jura-Fakultäten in Deutschland gemerkt? Doch wohl etwa deshalb nicht, weil das Vertriebenenschicksal der meisten Deutschen derart bitter war, dass man dem nicht genug dankbar sein konnte, der, und dies als Kubaner, es deutlich ansprach als oftmals unverdient?
–> Die AfD und ihr Think Tank im Sog von Trumps und Putins Untergang
Autor: Prof. Dr. Christian Niemeyer, Berlin/TU Dresden
[1] Die Darstellung ab hier folgt, bei einigen ausgewiesenen Kürzungen, jener aus Kap. 8 meins Buches Die AfD und ihr Think Tank im Sog von Trumps und Putins Untergang. Eine Analyse mit Denk- und Stilmitteln Nietzsches. Beltz/Juventa: Weinheim Basel 2023, S. 166-173.
[2] Und bat die Universität Göttingen und/oder das Institut und/oder den zuständigen Lehrstuhlinhaber (sowie Direktor des Instituts für Völkerrecht) Andreas Paulus – von mir gesondert per Mail vom 2. November 2022, 10: 36 unter Verweis auf das von mir im August 2021 publizierte Material informiert – um Auskunft. Paulus ließ mir am nämlichen Tag um 13: 11 durch seine Sekretärin ausrichten, dass er „Herrn de Zayas weder persönlich kennt noch gar ihn ‚verehrt‘ und dass er keine Auskünfte über ihn geben kann“ und ein diesen offenbar verehrender wissenschaftlicher Angestellter „nur für sich und nicht für das Institut [spricht].“
[3] Eindeutig ein Versagen des wissenschaftlichen Dienstes im Bundespräsidialamt, bei dem man offenbar nicht viel vom Bücherlesen hält, dafür aber beim Googeln hinsichtlich der Vokabel „Paradejurist“ offenbar beim Spiegel in Gestalt von Dietmar Hipp (25.0.2010, 14.51 Uhr) fündig wurde. Der des Weiteren ausplauderte, Paulus reise wohl auf einem ihm von seiner Parteikollegin, der damaligen bayerischen FDP-Vorsitzenden sowie Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberg, freigehaltenen Ticket.
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Kozarac (gesichtet am 15.11.2022, 8:09)
[5] „Mit Alfred de Zayas, Autor des Buches Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle, thematisierte Wolfgang Venohr 1983 Kriegsverbrechen der Alliierten in einer Dokumentarserie. Im selben Jahr erschien ein zusammen mit Michael Vogt produzierter Film…“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Disussion:Alfred_de_Zayas, gesichtet am 02.12.2022, 19:30) – etc. pp., will sagen: Gewiss, man kann unter Vogt und Venohr auf Wikipedia nachschlagen und ist dann sogar ein wenig schlauer in Sachen der NS-Verstrickung beider. Aber was hilft dies schon, um jener von de Zayas auf die Spur zu kommen?
[6] „Nein, jedenfalls nicht nur und zumal nicht in dieser verharmlosenden Schreibe […]. Geben Sie die Verantwortung für diese Seite auf, sonst endet das Ganze mit einer fürchterlichen Blamage für Wikipedia und für Sie!“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Disussion:Alfred_de_ZayasBenutzer:Kozarac, gesichtet am 02.12.2022, 19:11)
[7] Ein Rang, der bis heute fortdauert (vgl. Niemeyer 2021: 178 ff.).
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_de_Zayas (zuletzt gesichtet am 01.11.2022, 13:41).
[9] alfreddezayas.com/index.shtml (abgerufen am 9. Juli 2023, 8: 20).