„Die Opfer sind zu Henkern geworden“

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Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München (LBGA) kritisiert gemeinsam mit dem Verband Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB), dem Verband Deutscher Sinti und Roma in Bayern und dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft München (JuFo) die Ausrichtung einer Veranstaltung mit der Band Ska-P auf dem Tollwood München am 15. Juli 2023. Gefordert wird eine Absage dieser Veranstaltung aufgrund antisemitischer und antiziganistischer Inhalte.

Begründet wird dies u. a. mit dem Song „Intifada“. Im Songtext erkennen die genannten Organisationen die Stilisierung der jüdischen Opfer der Shoa zu Täter*innen: Konkret würden sie für die „Kolonisierung“ und die „Leiden“ Palästinas verantwortlich gemacht. Ein komplexer Konflikt wird im Rahmen eines Songs auf die einseitige und böswillige (da ja der „Kolonisation“ dienenden) Aggression Israels reduziert – und dafür auch noch die jüdische Identität verantwortlich gemacht, da dies ja im Namen Jahwes geschehe, heißt es dazu im Brief weiter.

Darüber hinaus gehen die Organisationen auch auf den positiven Bezug auf die Intifada und auf die Relativierung der Shoa durch den Song ein, der den industrialisierten Genozid an der jüdischen Bevölkerung mit der israelischen Besatzung auf eine Stufe stellt. Schließlich wird auch die antiziganistische Bühnenshow kritisiert: In Augsburg [wo ein Konzert am 5. August 2022 stattfand] wurde beobachtet, wie sich ein Bandmitglied für mehrere Minuten während eines Liedes als stereotypische Z********n mit Glaskugel verkleidet war, wie es im Brief heißt.

Die Gefahr des israelbezogenen Antisemitismus sei für jeden sichtbar geworden, der 2021 die Angriffe auf Synagogen im Zuge deutschlandweiter antizionistischer Proteste anlässlich militärischer Auseinandersetzungen in Israel und Palästina beobachtet hätte, heißt es im Brief abschließend. Und gerade in München führte diese Form des Antisemitismus mit dem Olympia-Attentat, das sich letztes Jahr zum 50. Mal jährte, gar zu Todesopfern. Und auch die antiziganistische Bühnenshow ist völlig unverantwortlich, bedenkt man, welches Leid Sinti und Roma während des Dritten Reiches erleben mussten und welcher Diskriminierung sie bis heute ausgesetzt sind. Aus diesen Gründen wird die Absage von Ska-P gefordert.

Der offene Brief ist hier einsehbar: https://lbga-muenchen.org/

Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München ist ein Zusammenschluss der Grünen Jugend München, der linksjugend [’solid] München, der SJD – Die Falken München und der Emanzipatorischen Linken München.