Jahresbericht Antisemitische Vorfälle in Deutschland 2022

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Antisemitismus auf hohem Niveau – RIAS dokumentiert 2.480 antisemitische Vorfälle

2022 hat der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) e. V. 2.480 antisemitische Vorfälle erfasst. Das sind knapp sieben Vorfälle pro Tag. Antisemitismus in Deutschland bleibt auf einem hohen Niveau.

Trauriger Höchststand bei Fällen extremer Gewalt

Der Bundesverband RIAS registriert 2022 einen leichten Rückgang antisemitischer Vorfälle im Vergleich zu 2021. 2022 ereigneten sich jedoch neun Vorfälle extremer Gewalt – potenziell tödliche oder schwere Gewalttaten. Dies ist die höchste Anzahl solcher Fälle seit Beginn der bundesweiten Erfassung in 2017. So wurde im November 2022 auf das ehemalige Rabbinerhauses der Alten Synagoge Essen geschossen. Die Generalbundesanwaltschaft geht dem Verdacht nach, das dieser und zwei andere Fälle extremer Gewalt in Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit den iranischen Revolutionsgarden durchgeführt wurden. Antisemitische Gewalttaten wirken verunsichernd auf jüdische Communities in ganz Deutschland.

Antisemitismus ist prägend für den Alltag von Betroffenen in allen Lebensbereichen

Gleichzeitig begegnet Antisemitismus Betroffenen in alltäglichen Situationen. Antisemitische Vorfälle ereigneten sich in Geschäften, im öffentlichen Nahverkehr, vor jüdischen Einrichtungen oder der eigenen Wohnung. Betroffene können mögliche Tatorte nicht meiden, ohne sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen. In Hamburg kommentierte beispielsweise die Bedienung eines Cafés beim Bezahlen die Kippa eines Gastes antisemitisch: „Ja, dass er Geld hat, sieht man schon an der Mütze. Die haben immer genug Geld.“

Verschwörungsideologischer Hintergrund gewinnt an Bedeutung

Jeder fünfte antisemitische Vorfall hat einen verschwörungsideologischen Hintergrund. Von RIAS-Meldestellen wurden vor allem Versammlungen und Massenzuschriften per E-Mail mit verschwörungsideologischem Zusammenhang dokumentiert. Gerade zu Jahresbeginn spielten Proteste gegen die Coronamaßnahmen laut dem Bundesverband RIAS eine besondere Rolle. Erstmals wurden dem rechtsextremen Hintergrund mit 13 % nicht die meisten Vorfälle zugeordnet. 53 % aller Vorfälle sind keinem politischen Hintergrund klar zuordenbar.

Der Bericht ist online unter: 
https://report-antisemitism.de/documents/Antisemitische_Vorfaelle_in_Deutschland_Jahresbericht_RIAS_Bund_2022.pdf