„Eine junge und neue Stimme im Kino“

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SHTTL und KNOCK ON THE DOOR gewinnen die Gershon-Klein-Preise des 29. Jüdischen Filmfestival Berlin und Brandenburg

Die Gewinner des 29. Jüdischen Filmfestival Berlin und Brandenburg wurden am Freitag bei der offiziellen Preisverleihung im Filmkunst 66 ausgezeichnet.

Die JFBB-Spielfilmjury, bestehend aus der Referentin für Kultur und Kommunikation beim Zentralrat der Juden in Deutschland, Hannah Dannel, dem italienischen Regisseur und Drehbuchautoren Alberto Caviglia und der Produzentin Ada Salomon aus Rumänien, zeichnet SHTTL (UA/FR 2022) von Ady Walter mit dem Gershon-Klein-Spielfilmpreis aus. „Eine junge und neue Stimme im Kino. Mit einem einzigartigen Stil und außergewöhnlicher Bildsprache. Wir haben uns entschieden, einen Film auszuzeichnen, der uns in eine Welt zurückführt, wo sich junge Leute zwischen Tradition und individueller Freiheit bewegen“, so die Begründung der Jury. SHTTL erzählt die Geschichte von Mendele im Jahr 1941, einen Tag vor der Nazi-Invasion der UdSSR.

Eine lobende Erwähnung gibt es von der Spielfilmjury für den Film MARCH ’68 (Krzysztof Lang, PL 2022).

Der Gershon-Klein-Dokumentarfilmpreis geht in diesem Jahr an KNOCK ON THE DOOR von Ohad Milstein und Aya Elia (IL 2023). Der Preis wird von der Dokumentarfilmjury, bestehend aus der Filmbeauftragten der Claims Conference, Abigail Prade, dem französischen Drehbuchautoren Geoffroy Grison und dem russischen Dokumentarfilmer Nikita Pavlov, der in Berlin lebt, vergeben. „Eine einfühlsame Geschichte über eine lebensverändernde Erfahrung, in der die intime Tragödie einer Familie zu einem universellen Film über Trauer wird“, so die Begründung der Jury. Im Film überbringen Offizierinnen und Offiziere der israelischen Streitkräfte die Todesnachrichten an die Familien der getöteten Soldatinnen und Soldaten.

Die Gershon-Klein-Preise sind mit jeweils 3.000 Euro dotiert, gestiftet von Gershon Kleins Töchtern Madeleine Budde und Jacqueline Hopp.

Der Preis für den interkulturellen Dialog geht an TANTURA (Alon Schwarz, IL 2022), „eine mutige Recherche und Dokumentation, die ein tragisches Ereignis in der komplexen Geschichte Israels und Palästinas ans Licht bringt. Ein Versuch der Versöhnung durch kollektive Erinnerung“, lautet die Begründung der Dokumentarfilmjury, die für die Vergabe dieses Preises verantwortlich ist.

Der Preis für den interkulturellen Dialog ist mit 2.000 Euro dotiert, gestiftet vom Potsdamer Unternehmer Stephan Goericke.

Der Preis zur Förderung des filmischen Nachwuchses, vergeben durch das Programmkollektiv des Jüdischen Filmfestival Berlin und Brandenburg, geht an CLOSED CIRCUIT (IL 2022) von Tal Inbar. Die Filmemacherin trifft in ihrem Film, sechs Jahre nach einem Attentat in einem beliebten Café in Tel Aviv, die Überlebenden, die bis heute traumatisiert sind. Parallel montiert werden die Bilder der Überwachungskameras und verdeutlichen die schockierende Brutalität des Anschlags.

Der Preis zur Förderung des filmischen Nachwuchses ist mit 1.000 Euro dotiert und ebenfalls gestiftet von Stephan Goericke.

„Die Preisträgerinnen und Preisträger reflektieren die gesamte Bandbreite des Programms und bringen unterschiedliche Blickwinkel auf die Leinwand“, sagt der Programmdirektor des Festivals Bernd Buder und ergänzt: „Die Filme bilden damit die Pluralität und Vielschichtigkeit des jüdischen Kinos ab. Die Gewinnerfilme des Wettbewerb Spiel- und Dokumentarfilm und der Preisträger des interkulturellen Dialogs sind am 19., 20. und 21. Juni jeweils um 21.30 im Kino Central zu sehen.“

Mit 64 Filmen ist es das bisher umfangreichste Programm der 29-jährigen Festivalgeschichte in Berlin, der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam sowie in weiteren Städten des Bundeslandes. In zwölf Spielstätten und zwei Open Air-Kinos präsentiert das JFBB noch bis Sonntag in 200 Programmen aus 16 Produktionsländern die Vielfalt des jüdischen Lebens quer durch alle filmischen Genres.

„Die Jewcy Movies prägen die sommerliche Festivallandschaft in Berlin und in Potsdam. Die Vielfarbigkeit und Vielfalt, die bereits unsere Plakate und unser Trailer versprechen, ziehen sich in diesem Jahr wie ein roter Faden durch unser Film-, Bildungs- und Rahmenprogramm, unsere in ihrer Art sehr unterschiedlichen Spielstätten bis hin zu unseren Besuchergruppen aller Altersschichten, aus diversen Nationen und mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen. Das alles steht stellvertretend auch für den Facettenreichtum des jüdischen Lebens und des jüdischen Films“, sagt JFBB-Geschäftsführer Andreas Stein und ergänzt: „Das 29. JFBB ist aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Und ein Ansporn für die Zukunft. Abwechslungsreich wird es auch im nächsten Jahr, wenn wir im Juni 2024 unseren 30. Festivalgeburtstag feiern und mit spannenden Filmreihen überraschen werden.“

Das 30. Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg findet vom 18. bis 23. Juni 2024 statt.

Mehr unter: http://jfbb.info/

Bild oben: Shttl (c) JFBB