Sanierung statt Abriss der Zentralbibliothek am Kölner Neumarkt

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Jörn Neumann, © Stadtbibliothek Köln

Die Germania Judaica – Kölner Bibliothek zur Geschichte des Deutschen Judentums e.V. ist seit vielen Jahrzehnten ein bedeutender und unverzichtbarer Bestandteil des Kölner Kulturlebens. 1959 durch engagierte Kölner Bürger*innen, darunter dem Schriftsteller und späteren Nobelpreisträger Heinrich Böll, gegründet, ist sie mit ca. 100.000 Medieneinheiten eine der größten Spezialbibliotheken zum deutschsprachigen Judentum in Europa. Seit der Eröffnung der Zentralbibliothek am Kölner Neumarkt im Jahr 1979 hat sie ihren Sitz dort, mitten in der Stadt.

Dr. Ursula Reuter
Geschäftsführerin der Germania Judaica – Kölner Bibliothek zur Geschichte des Deutschen Judentums e.V.

Es ist das Alleinstellungsmerkmal der Germania Judaica, dass sie als Bibliothek zu jüdischer Geschichte, Kultur und Gegenwart gleichzeitig selbstverständlicher Teil einer öffentlichen Bibliothek für eine bunte und diverse Stadtgesellschaft ist.

Seit einigen Wochen wird eine erregte Debatte um die geplante Sanierung und Neugestaltung der Kölner Zentralbibliothek vor allem in der Kölner Presse geführt. Einen Überblick über die aktuelle Debatte wie auch über den Stand der Planungen erhalten Sie auf der Website des Fördervereins Stadtbibliothek Köln e.V. https://foerderverein-stadtbibliothek-koeln.org/.

Wenn alles verläuft, wie seit langem geplant, wird die Zentralbibliothek nach der notwendigen Generalsanierung und einer attraktiven und zeitgemäßen Neugestaltung in wenigen Jahren wiedereröffnet werden. Die Germania Judaica wird dann ihre Aufgabe als zentraler Ort der Information und Kommunikation über jüdische Geschichte, Kultur und Gegenwart unter verbesserten Bedingungen am jetzigen Standort wieder wahrnehmen.

Die aktuelle Diskussion über alternative Optionen – über den Abriss der Zentralbibliothek, einen Neubau oder gar die Verstetigung des Interims – macht uns allerdings große Sorgen. 

Die Zeit des Interims, während der die Bestände und Büros der Germania Judaica auf drei Standorte verteilt werden müssen, wird leider eine Einschränkung unserer Arbeit vor Ort nötig machen. Nur ein kleiner Teil unserer Bestände wird im Stadtbibliotheks-Interim in der Hohe Straße frei zugänglich, Beratungen, Workshops und Führungen werden nur eingeschränkt vor Ort möglich sein.

Diese Einschränkungen nehmen wir gerne für eine Übergangszeit in Kauf – allerdings nur mit der Aussicht, in wenigen Jahren wieder an den jetzigen Standort am Neumarkt zurückkehren zu können. Eine „Dauer-Interim“ hätte für die Germania Judaica enorme, in ihrer Dimension noch unabsehbare Nachteile.

Aus einem „Interim“ darf kein „Perpetuum“ werden – das wäre eine Katastrophe nicht nur für die Germania Judaica und unsere Nutzer*innen, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft!

Wir möchten Sie daher auf die Petition des Fördervereins Stadtbibliothek Köln e.V. aufmerksam machen – mit ihrer Unterschrift können Sie Ihren Protest gegen die Infragestellung des jetzigen Standorts der Zentralbibliothek mit allen möglichen negativen Folgen äußern.

–> Zur Petition

Bild oben: Jörn Neumann, © Stadtbibliothek Köln