«Wenn du ausgegrenzt wirst, gehst du zu anderen Ausgegrenzten»

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Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken

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Der international renommierte britische Historiker Eric Hobsbawm (1917–2012) schlug in der eigenen Wahrnehmung seines Judentums einen Bogen von seiner Mutter hin zum bekannten Diktum von Isaac Deutscher (1907–1967): «‹Du darfst nie etwas tun, das den Eindruck erweckt, daß du dich schämst, ein Jude zu sein.› Ich habe mich bemüht, mich daran zu halten […]. Der Grundsatz meiner Mutter […] definierte mein Judentum vollständig und ließ mir die Freiheit, als ein ‹nichtjüdischer Jude› zu leben, wie mein verstorbener Freund Isaac Deutscher es genannt hat.»

Eben diese Charakterisierung Isaac Deutschers stand auch am Beginn unserer Überlegungen zum Verständnis vieler, wenngleich keineswegs aller säkularen und linken Jüdinnen und Juden.

In neun Beiträgen haben wir im ersten Band «Die jüdische mit der allgemeinen proletarischen Bewegung zu vereinen» exemplarisch einige Organisationen und Strömungen (den «Bund» im östlichen Europa, die zionistische Linke sowie die neu-linke «Jüdische Gruppe» in Frankfurt am Main), Regionen (Südafrika und Großbritannien) und herausragende linke Persönlichkeiten (Rosa Luxemburg, Jürgen Kuczynski, Jakob Moneta und Theodor Bergmann) vorgestellt.

Ausgangspunkt für unsere Beschäftigung mit diesem Thema ist die lang anhaltende Allianz, die es zwischen jüdischer Emanzipationsbewegung und der sozialistischen und der Arbeiterbewegung gab. Diese geriet in den letzten Jahrzehnten stark in Vergessenheit, auch wenn sich seit einigen Jahren ein kleiner Trend hin zu einer Wiederaneignung erkennen lässt.

Indem wir an das Wirken von Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken und das Verhältnis zwischen jüdischen Strömungen und Gruppen sowie der politischen Linken erinnern, wollen wir erstens einen im besten Sinne historischen Beitrag leisten.

Zweitens lassen sich aus der jüdisch-linken Geschichte auch wichtige und notwendige Impulse für einen bewussteren, sensiblen und emphatischen Umgang von Linken mit Jüdinnen und Juden im Angesicht leidvoller historischer und gegenwärtiger Erfahrungen von Antisemitismus gewinnen.

Und drittens ergeben sich einige Anregungen für andere aktuelle Herausforderungen und Debatten, etwa zum Stellenwert von Herkommen und Identitäten, aber auch für ein umfassendes Verständnis von Gleichheit, das soziale und ökonomische Gleichheit ebenso umfasst wie Bürger*innen und Menschenrechte. (…)

Mit Beiträgen von Riccardo Altieri, Florian Weis, Gregor Gysi, Günter Regneri, Ottokar Luban, Mario Kessler, Henning Fischer, Gertrud Pickhan, Reiner Tosstorff, Uwe Sonnenberg, Kristina Meyer, Marcel Bois, Angelika Timm, Kathleen Krenzlin, Stefan Thimmel, Florian Wilde

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