Rechte(s) von A-Z

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Oath Keepers-Billboard, Pine River, Minnesota, 2015, (c) Myotus /CCO

Folge 14: O bis Owen, Wilfred von

Von Christian Niemeyer

Dieses Lexikon gibt Informationen in kompakter Form sowie weitergehende Literaturhinweise, basierend auf Forschungsliteratur sowie allgemein zugänglichen Nachschlagewerke, zumeist in Printversionen. Internetquellen, etwas das Belltower-Lexikon sowie Wikipedia, wurden konsultiert. Ersteres ist aber zu unspezifisch und im Übrigen schlecht aufgebaut und unvollständig. Letzteres ist zu spezifisch, mitunter unzuverlässig. Das Handbuch Rechtsradikalismus (2002) von Thomas Grumke & Bernd Wagner setzte in beiden Hinsichten neue Maßstäbe. Es hat nur einen Nachteil: es ist zu alt, im Vergleich zum im Folgenden dargebotenen Material (Redaktionsschluss: Juli 2021), das ab jetzt auf hagalil.com in mehreren Folgen erscheinen wird und dem Online-Anhang meines Schwarzbuch Neue / Alte Rechte (2021) entnommen wurde. Am Ende eines jedes Eintrags finden sich in eckigen Klammern in Fettdruck die Seitenzahlen, auf denen die jeweilige Person oder Sache in der Printversion erwähnt wird. Damit gewinnt dieses Lexikon den Charakter eines Sach- und Personenregisters im Blick auf jene Printversion. Literaturhinweise finden sich in jenem kostenlos auf der Homepage des Verlags Beltz Juventa (Weinheim) als Download verfügbaren Online-Material.

 

Oath Keeepers. Rechtsradikale Miliz in den USA mit ca. 1000 bis 3000 Mitgliedern aus Polizei und Militär, libertäre und regierungsfeindlich. Erkennungszeichen Logo, Soldatensymbol. (SP Nr. 4/23.1.2021: 73)

 

Oberländer, Theodor (1905-1998), aus Meiningen. 1923 Hitler-Putsch, 1933 NSDAP, 1934 a.o. Prof. f. Landwirtschaftspolitik an der TH Danzig. 1937 a.o. Prof. Uni Königsberg, 1939 Offizier als Osteuropaexperte. Sabotageeinheit m. Ukrainern, Spezialeinheit m. russ. Kriegsgefangenen zur Partisanenbekämpfung. 1940 Uni Prag. Nach 1945 Mitbegründer des Bundes der Vertriebenen und Entrechteten (BHE). 1953 (bis 1960) Vertriebenenminister unter Adenauer, 1960 in der DDR in Abwesenheit zu lebenslänglicher Haft verurteilt, im gleichen Jahr Rücktritt als Minister. Mitglied von Alt-Nazis gegründeten GfP. (vgl. Dudek/Jaschke 1984, Bd. I: 47; Klee 2003: 440) [595, 605, 607, 609, 622]

 

Ochsenreiter, Manuel (*1976), aus Isny im Allgäu. Geschichtsrevisionist, Autor der Jungen Freiheit, Sezession, eigentümlich frei sowie der rechtsextremen Zeitschrift Zuerst!, bezeichnet Alexander Dugin als „langjährigen väterlichen Freund“, kurzfristig Mitarbeiter des pro-russisch orientierten AfD-MdB (seit 2017) Markus Frohnmaier, Job lief aus wg. Ermittlungen, einen Terroranschlag vom 4. Februar 2018 auf eine ungarische Einrichtung in der Ukraine finanziert zu haben.

 

ODESSA (= Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen), legendenumwoben (vgl. Forsythe 1972), vom ‚Nazijäger‘ Simon Wiesenthal ins Spiel gebrachte angebliche Geheimorganisation unter Leitung von Otto Skorzeny (vgl. Infield 1981), die an der Flucht Adolf Eichmanns und Josef Mengeles beteiligt gewesen sein soll und auch im Verdacht steht, die Entführung Herbert Kapplers und eventuell gar den – als Suizid getarnten – Tod von Wiesenthals deutschem Pendant Fritz Bauer organsiert zu haben. (s. Essay Nr. 13.3.5) [439-444, 451, 454]

 

Oehme, Ulrich (*1960), aus Bischofswerda. Ingenieur, Versicherungsmakler, AfD seit Gründung, Landesvorstand Sachsen seit 2016, MdB seit 2017, Putin-Anhänger. (s. Prolog Nr. 10) [90, 120]

 

Öhler, Andreas (*1958), aus Schwäbisch-Hall. Kulturredakteur, Liederdichter. Aufschlussreich sein Briefwechsel Der Riss durch uns von 2016 als „linker Journalist“ mit dem „rechten Philosophen“ Siegfried Gerlich. (vgl. Öhler/Gerlich 2016; Niemeyer 2021c)

 

Ohlendorf, Otto (1907-1951), aus Hoheneggelsen b. Hildesheim. Studium Rechts- und Staatswissenschaft. 1925 NSDAP, 1926 SA, 1927 SS. Juni 1941 bis Juni 1942 Führer der Einsatzgruppe D im südl. Sektor Russlands mit dem von ihm selbst berichteten Ergebnis der Liquidation von ungefähr 90.000 Männer, Frauen und Kinder. Nov. 1942 Ministerialdirektor im Reichswirtschaftsministerium, Mai 1945 Minister in der Regierung Dönitz. 1948 Todesurteil, 1951 in Landsberg hingerichtet (vgl. Klee 2003: 443), trotz Beistand der „Stillen Hilfe“ (s. Essay Nr. 13.3.5). [436]

 

Ohnesorg, Benno (1940-1967), aus Hannover. Wurde am 2. Juni 1967 in Berlin am Rande einer Demonstration gegen den Schah vom Polizisten Karl-Heinz Kurras aus nächster Nähe erschossen. Diese Tat sowie der zweimalige Freispruch des Täters trugen zur Radikalisierung der Studentenbewegung bei, etwa in Gestalt der Begründung der terroristischen Bewegung 2. Juni. [493, 498]

 

Oikophobie. Im gleichnamigen Buch des niederländischen Rechtspopulisten Thierry Baudet Krankheitsbild insbesondere politischer Gegner, die ein Wiedererstarken des Nationalismus behindert. Undurchdacht. (s. Prolog Nr. 9) [74, 77 f.]

 

Ossietzky, Carl von (1889-1938), aus Hamburg. Linker, hochveranlagter Journalist, Schriftsteller, Pazifist, Friedensnobelpreisträger, Herausgeber der Weltbühne. 227 Tage Haft wg. eines die heimliche Aufrüstung anprangernden Artikels, kaum in Freiheit, wurde er von den Nazis am 28. Februar 1933 ins KZ Esterwegen (u.a.) verbracht, dort schwer misshandelt, starb zwei Jahre nach seiner Überweisung ins Krankenhaus. (s. Essay Nr. 13.3.5) [413-415, 419, 436]

 

Owen, Wilfred von (1912-2008), aus La Paz/Bolivien. Dt. Journalist, 1931-32 NSDAP und SA, 1939 Polen m. Propagandakompagnie, soll sich dort an Massakern beteiligt haben, im Mai 1943 Pressereferent bei Goebbels, 1951, angeheuert von Rudolf Augstein für den Spiegel, in Argentinien. Nach Kündigung dort gründete Owen sein eigenes Blatt La Plata Ruf und schrieb in Deutschland für rechtsextreme Blätter wie Nation und Europa, in welchen er kräftig und durchaus erfolgreich die Werbetrommel rührte für Kriegsverbrecher wie Erich Priepke und Herbert Kappler, ganz im Stil der „Stillen Hilfe“ von Prinzessin Isenburg (vgl. Schröm/Röpke 2002: 132 ff.; Steinacher 2008: 238 f.) sowie im Interesse von ODESSA. Über Owens Unbelehrbarkeit gibt auch der Umstand Auskunft, dass er über Goebbels im Buchdienst des Neo-Nazis Gerhard Frey publizierte. (vgl. Müller 1989: 68 f.) 2013 gab der BND Kunde davon, dass O. 1950 für die Organisation Gehlen und ab 1966 für den BND gearbeitet hatte. (s. Essay Nr. 13.3.5) [433, 452]

 

[Zum Autor: Christian Niemeyer, Prof. (i.R.) für Sozialpädagogik an der TU Dresden. Zum Text: Dieses Lexikon wurde, wie die noch ausstehenden Folgen, wurde dem Online-Material (S. 21-106) meines Schwarzbuch Neue / Alte Rechte. Glossen, Essays, Lexikon (= Bildung nach Auschwitz 1). Mit Online-Materialien. Weinheim Basel 2021 entnommen. Der Wiederabdruck erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Verlages Beltz Juventa.]

Bild oben: Oath Keepers-Billboard, Pine River, Minnesota, 2015, (c) Myotus /CCO