Königin der Instrumente, Töne der Schöpfung

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Die einzige Orgelwerkstatt in Israel stellt sich vor

Von Benjamin Rosendahl

„Mein Traum ist es, eine Orgel zu bauen – von der ersten Skizze bis zur wunderschönen Musik, die aus den Pfeifen klingen wird“, so sagt Uri Shani, der im Januar 2022 die einzige Orgel-Werkstatt in Israel von ihrem bisherigen Besitzer Gideon Shamir übernommen hat.

Shani, gebürtiger Schweizer und in seinem bisherigen Leben als Übersetzer, Theaterregisseur und -lehrer, Journalist und politischer Aktivist (nicht unbedingt in der Reihenfolge) aktiv, hat eine familiäre Beziehung zur Orgel: Der Vater seiner Urgroßmutter Johanna Manheimer geb. Sarasohn war Jakob Sarasohn, der Oberkantor der Synagoge Stettin. Er arbeitete mit Rabbiner Vogelstein und dem Organisten Lehmann und komponierte auch für die Orgel. Uris Urgroßmutter, seine Tochter, war im Mädchenchor der Synagoge, der von der Orgel begleitet wurde.

Uri selbst hat als Kind Musik gelernt, auch Orgelspielen.

Es war Liebe – vielleicht nicht auf den ersten Blick (oder Klang), aber dafür mit umso größerer Begeisterung.

Das Kircheninstrument konvertiert zum Judentum – und macht Alijah

Denkt man an Orgeln, denkt man an Kirchenmusik, vor allem des Mittelalters – und an Europa. Aber Orgeln werden seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch in Synagogen genutzt, vor allem des Reformjudentums, aber auch in orthodoxen Synagogen (wo am Schabbat wegen des Verbots die Pfeifen mit einem Tuch verdeckt wurden). Denn Musik und Liturgie war und ist wichtiger Teil auch des Judentums.

Auch ist die Orgel seit langem nicht nur exklusiv europäisch. Die „neue Welt“ (Amerika) eroberte sie bereits vor 100 Jahren, und auch den Nahen Osten. In Israel gibt es bereits Dutzende Orgeln, meist in Kirchen, aber nicht nur.

Aber in Israel gibt es nur einen einzigen Orgel-Bauer – und das war für ein halbes Jahrhundert Gideon Shamir, und ist jetzt Uri Shani.

In dem Video (ab 2:22, Hebräisch mit deutschen Untertitel) erzählt Gideon Shamir eine schöne Anekdote: die große Synagoge Tel Avivs (Beit HaKnesset HaGadol) hätte eine Orgel bekommen sollen. Er machte sich sehr viel Mühe, der Orgel ein jüdisches Antlitz zu geben – so waren im Modell die Pfeifen auf der rechten Seite wie die Menora (der Leuchter des Tempels in Jerusalem) angeordnet und auf der linken Seite wie die zwei Gesetzestafeln der Zehn Gebote. Wunderschön – nur, das Projekt wurde nie ausgeführt. Warum, das kann man im Video erfahren.

Besucherzentrum

Die Orgelwerkstatt, im pastoralen Galiläa gelegen, ist etwas Einzigartiges und auf jeden Fall einen Besuch wert. Es gibt auch ein Besucherzentrum, wo Uri Shani „Kaffee we-Ugav“ serviert – ein Wortspiel, denn Kaffee we-Uga ist Kaffee und Kuchen, mit dem zusätzlichen Buchstaben ist es „Kaffee und Orgel“.

Kontakt per E-Mail: abumidian@yahoo.de oder über die Webseite des Orgel-Workshops:
https://ugavim.com/