Partner in schwierigen Zeiten

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Die BewohnerInnen eines Elternheims in Ramat Gan wurden in den letzten eineinhalb Jahren hart geprüft. Und haben große Solidarität aus der Partnerstadt Weinheim erfahren…

Von Oliver Vrankovic

Im Elternheim Pinkhas Rozen der Vereinigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft verbringen hochbetagte ZeugInnen der Judenverfolgung und -vernichtung, die in ihrer neuen Heimat zu MitbegründerInnen des Staates Israel wurden, ihren Lebensabend. Das Elternheim ist eine Seniorenresidenz, deren BewohnerInnen weitgehend selbstständig leben. Angeschlossen sind zwei Abteilung für unterstütztes Wohnen.

Mit dem Ausbruch von Corona in Israel wurde das Heim von der Außenwelt abgeschottet. Die Isolation machte den BewohnerInnen schwer zu schaffen.

Im Frühsommer, als die Anzahl der Neuinfektionen in Israel zurückging, konnten im Sommergarten des Heims vereinzelte Veranstaltungen stattfinden. Schließlich durften BewohnerInnen mit ihren Angehörigen auf Bänken in gebührendem Abstand im Vorhof sitzen. Dann kam Corona im Spätsommer zurück, verschärfte sich im Spätherbst und Winter drastisch und brachte das israelische Gesundheitssystem an seine Grenzen. Hoffnung machte die Ende Dezember 2020 angelaufene Impfkampagne, die im Januar 2021 auch das Elternheim Pinkhas Rozen erreichte.

Kurz vor der ersten Impfung am Neujahrstag aber wurden erstmals BewohnerInnen des Heims positiv getestet. Eine große Ausbreitung innerhalb des Heims konnte dadurch verhindert werden, dass die alten Menschen völlig in ihre Wohneinheiten zurückgedrängt wurden. Zwei der zehn Erkrankten sind an Corona gestorben.

Ende Januar wurden dann alle BewohnerInnen und Angestellten negativ getestet und Mitte Februar war der volle Impfschutz erreicht. Die Lockerungen im Heim wurden sehr langsam vollzogen, doch im April war fast wieder Normalität eingekehrt.

Inzwischen feiert Corona ein erneutes Comeback in Israel und aufgrund des Traumas der letzten eineinhalb Jahre ist die Sorge vor einer erneuten Notwendigkeit das Heim abzuschotten groß.

Die wenigen Wochen Auszeit von der Corona Katastrophe waren tragischer Weise überschattet von einer anderen Gefahr für Leib und Leben, die gleichfalls Angst und Einschränkungen mit sich brachte. Im Zuge einer militärischen Auseinandersetzung zwischen dem israelischen Militär und palästinensischen Terroristen im Gazastreifen wurden im Mai mehr als viertausend Raketen auf die israelische Zivilbevölkerung gefeuert. Hunderte Raketen zielten auf das dicht besiedelte Landesinnere, wo mehr als ein Dutzend Einschläge Tote und Verletzte zur Folge hatten. Im Heim mussten die alten Menschen bei jedem Raketenangriff aus ihren Zimmern heraus in die relativ sicheren Flure und Treppenhäuser evakuiert werden. Die Luftschutzbunker waren für die allermeisten BewohnerInnen außer Reichweite in den 90 Sekunden, die sie haben, um sich in Sicherheit zu bringen.

In den Nächten mussten Angestellte als Raketenbereitschaft im Heim übernachten, um bei Angriffen den alten Menschen zu helfen, rechtzeitig aus ihren Betten und Wohnungen zu kommen. Der Anblick der Hochbetagten mitten in der Nacht auf kalten Treppenstufen war bedrückend. Zu der Sorge um die eigene Unversehrtheit kam bei den BewohnerInnen die Angst um Kinder, Enkel und Urenkel. Ein Einschlag einer Rakete in Ramat Gan forderte ein Menschenleben.

Im weit entfernten Weinheim, der Partnerstadt von Ramat Gan, fasste Albrecht Lohrbächer zusammen mit dem Vorstand des Partnerschaftsvereins Weinheim-Ramat Gan den Entschluss zu praktischer Hilfe. Dem (einzigen nicht-israelischen) Ehrenbürger von Ramat Gan, der sich seit Jahrzehnten mit ganzem Herzen für die deutsch-israelische Verständigung einsetzt, ließen die Bilder keine Ruhe. Mit einer von ihm initiierten virtuellen Vortragsveranstaltung des Partnerschaftsvereins Weinheim – Ramat Gan in Kooperation mit dem Jungen Forum der DIG Heidelberg, wurde Aufmerksamkeit geschaffen. Dieser folgte eine Spendenaktion für das Elternheim Pinkhas Rozen, bei der so viel zusammenkam, dass im Juni ein Ausflug für die BewohnerInnen des unterstützten Wohnens in den nahe gelegenen Nationalpark durchführt werden konnte.

Für viele BewohnerInnen des betreuten Wohnens war es der erste Ausflug seit Anfang 2020.

Die Fahrt, für den ein Teil der Spendengelder verwendet wurde, musste mit speziellen Fahrzeugen bewältigt werden, in denen auch die an den Rollstuhl gebundenen BewohnerInnen Platz finden konnten. Der Nationalpark in Ramat Gan präsentierte sich von seiner besten Seite. Nach einer Runde Turnübungen gab es ein verdientes Eis und Zeit, die Promenade um den See herum zu genießen. Viele Angestellte und ein paar Angehörige stellten sicher, dass Alle auf ihre Kosten kamen.

Höhepunkt des Ausflugs war dann der Auftritt der Sängerin Rahel Weinstein, deren erez-israelische Lieder perfekt zur Szenerie gepasst haben. Ziona, die noch in den Genuss kam mit der Heimleiterin vor einem Polizeipferd zu posieren und die anderen BewohnerInnen haben nach eigenen Aussagen viel Kraft getankt. Die Erwartungen an den Ortswechsel wurden weit übertroffen.

Albrecht Lohrbächer und der Freundeskreis Weinheim Ramat Gan entschlossen sich zu einem weiteren Spendenaufruf, bei dem so viel gesammelt werden konnte, dass das Elternheim zeitnah dringend benötigte Gartenmöbel und eine Pergola als Sonnenschutz erwerben kann.

Vered Meierman, die Heimleiterin, und alle BewohnerInnen des Heims freuen sich darauf, nach Ende des Einreiseverbots für Nicht-Israelis den Ehrenbürger aus Weinheim im Heim begrüßen und ihm und den WeinheimerInnen danken zu können.

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