Seltene 3000 Jahre alte Inschrift gefunden

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Die Jerubbaal-Inschrift auf einem Tongefäß

Zum ersten Mal: Bei Ausgrabungen in Khirbat er-Ra’i, nahe Kiryat Gat, wurde eine Inschrift aus der Zeit der biblischen Richter geborgen, die sich auf das Buch der Richter bezieht. Die seltene Inschrift trägt den Namen „Jerubbaal“ in alphabetischer Schrift und stammt aus der Zeit um 1.100 vor der Zeitrechnung. Sie wurde mit Tinte auf ein Keramikgefäß geschrieben und in einer Lagergrube gefunden, die in den Boden gegraben und mit Steinen ausgekleidet war.

An der Stätte, die sich im Shahariya-Wald des KKL-JNF befindet, finden seit 2015 jeden Sommer Ausgrabungen statt, die aktuelle Grabungssaison ist die siebte. Die Ausgrabungen werden im Auftrag des Instituts für Archäologie der Hebräischen Universität Jerusalem, der israelischen Antikenbehörde und der Macquarie University in Sydney, Australien, unter der Leitung von Prof. Yossef Garfinkel, Sa’ar Ganor, Dr. Kyle Keimer und Dr. Gil Davies durchgeführt. Das Programm wird finanziert von Joseph B. Silver und der Nathan and Lily Silver Foundation, den Familien Roth Sydney und Aron Levy sowie dem Roger and Susan Hartog Center for Archaeology am Institut für Archäologie der Hebräischen Universität.

Die Inschrift wurde mit Tinte auf einen Krug geschrieben – ein kleines persönliches Keramikgefäß, das etwa einen Liter fasst und möglicherweise eine wertvolle Flüssigkeit wie Öl, Parfüm oder Medizin enthielt. Offenbar hat der Besitzer des Gefäßes, ähnlich wie heute, seinen Namen darauf geschrieben, um seinen Besitz zu kennzeichnen.

Die Inschrift wurde vom Epigraphik-Experten Christopher Rolston von der George Washington University in Washington DC entziffert. Sie zeigt deutlich die Buchstaben yod (oben gebrochen), resh, bet, ayin, lamed, und Reste anderer Buchstaben deuten darauf hin, dass die ursprüngliche Inschrift länger war.

Prof. Garfinkel und Ganor erklären: „Der Name Jerubbaal ist aus der biblischen Tradition im Buch der Richter als alternativer Name für den Richter Gideon ben Yoash bekannt. Gideon wird zuerst erwähnt, als er den Götzendienst bekämpfte, indem er den Altar des Baal zerbrach und den Aschera-Pfahl abschlug. In der biblischen Überlieferung wird er dann als Sieger über die Midianiter erwähnt, die den Jordan überquerten, um landwirtschaftliche Ernten zu plündern. Der Bibel zufolge organisierte Gideon eine kleine Armee von 300 Soldaten und griff die Midianiter bei Nacht in der Nähe von Ma’ayan Harod an. In Anbetracht der geographischen Entfernung zwischen der Shephelah und dem Jesreel-Tal könnte sich diese Inschrift auf einen anderen Jerubbaal und nicht auf den Gideon der biblischen Überlieferung beziehen, obwohl nicht auszuschließen ist, dass der Krug dem Richter Gideon gehörte. In jedem Fall war der Name Jerubbaal zur Zeit der biblischen Richter offensichtlich gebräuchlich.“

Inschriften aus der Zeit der Richter sind extrem selten und in der israelischen Archäologie fast einmalig. Nur eine Handvoll Inschriften, die in der Vergangenheit gefunden wurden, tragen eine Reihe von nicht zusammenhängenden Buchstaben. Dies ist das erste Mal, dass der Name Jerubbaal außerhalb der Bibel in einem archäologischen Kontext gefunden wurde – in einer Schicht, die auf etwa 1.100 v. Chr., die Zeit der Richter, datiert wird.

„Wie wir wissen, gibt es erhebliche Debatten darüber, ob die biblische Überlieferung die Realität widerspiegelt und ob sie den historischen Erinnerungen aus der Zeit der Richter und der Tage Davids treu ist“, sagen die Archäologen. „Der Name Jerubbaal taucht in der Bibel nur in der Zeit der Richter auf, doch nun wurde er auch in einem archäologischen Kontext entdeckt, in einer Schicht, die aus dieser Zeit stammt. In ähnlicher Weise wurde der Name Ishbaal, der in der Bibel nur während der Monarchie König Davids erwähnt wird, in Schichten aus dieser Zeit am Fundort Khirbat Qeiyafa gefunden. Die Tatsache, dass identische Namen in der Bibel erwähnt und auch in Inschriften gefunden werden, die bei archäologischen Ausgrabungen geborgen wurden, zeigt, dass Erinnerungen bewahrt und über die Generationen weitergegeben wurden.“

Die Jerubbaal-Inschrift trägt auch zu unserem Verständnis der Verbreitung der alphabetischen Schrift im Übergang von der kanaanäischen zur israelitischen Zeit bei. Das Alphabet wurde von den Kanaanitern unter ägyptischem Einfluss um 1.800 v. Chr., während der mittleren Bronzezeit, entwickelt. In der Spätbronzezeit (1.550-1.150 v. Chr.) sind in Israel nur wenige solcher Inschriften bekannt, die meisten aus Tel Lachisch in der Nähe des heutigen Moshav Lachisch. Die kanaanäische Stadt Lachisch war wahrscheinlich das Zentrum, in dem die Tradition des Schreibens des Alphabets gepflegt und erhalten wurde. Das kanaanäische Lachisch wurde um 1.150 v. Chr. zerstört und blieb für etwa zwei Jahrhunderte verlassen. Bislang herrschte große Unsicherheit darüber, wo die Tradition der Alphabetschrift nach dem Fall von Lachisch erhalten blieb.

Die neu entdeckte Inschrift zeigt, dass die Schrift in Khirbat er-Ra’i – etwa 4 km von Lachisch entfernt und die größte Stätte in der Gegend zur Zeit der Richter – während des Übergangs von der kanaanitischen zur israelitischen und judäischen Kultur erhalten blieb. Weitere Inschriften aus der Zeit der Monarchie (ab dem 10. Jahrhundert v. Chr.) wurden in der Shephelah gefunden, darunter zwei aus Khirbat Qeiyafa und weitere aus Tel es-Safi (Tel Tzafit) und Tel Bet Shemesh.

Israelische Antikenbehörde, 12.7.2021, Newsletter der Botschaft des Staates Israel
Foto: Die Jerubbaal-Inschrift auf einem Tongefäß, (c) Dafna Gazit/ Israelische Antikenbehörde