Seit den letzten Julitagen ist im Hof des Rimparer Grumbach-Schlosses ein weiteres Gedenkstück an die Opfer der Schoa zu finden – ein Koffer – sozusagen ein Gegenstück der Koffer der Gedenkstätte „DenkOrt Deportationen 1941 – 1944“ für die Deportation der Juden am Hauptbahnhof zu Würzburg…
Von Israel Schwierz
Aus Rimpar, wo bis zur Zeit des Natuionalsozialismus eine lebendige Jüdische Gemeinde existierte, stammten mehrere Familien, die in die Vernichtungslager im Osten abtransportiert und dort ermordet wurden. „Die herrenlosen Koffer symbolisieren unseren Verlust“, stellte der Rimparer Bürgermeister Bernhard Weidner in seiner Rede anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte fest. Die Gepäckstücke stellten nun eine Verbindung der Deportierten in ihre Herkunftsgemeinden her. Gestaltet wurden die Koffer von Anna Schässburger und Anton Höfler bei einem Schülerprojekt des Gymnasiums Veitshöchheim.
Vorbilder für die Koffer waren Fotos, die in Auschwitz erhalten geblieben waren. Ganz besonders jedoch beeindruckten die authentischen Aufnahmen des abgelegten Gepäcks an den Gleisen des Verladebahnhofes in der Aumühle in Würzburg, von wo aus die meisten Opfer deportiert worden waren. „Die Koffer wirken wie zufällig abgestellt“, erklärte Lehrerin Britta Habersack den Grundgedanken des Gedenkortes.
Der aus gebranntem Ton hergestellte Koffer ist fest im Boden verankert. Er wurde von dem Rimparer Bauunternehmer Christoph Rind aufgestellt, der auch die Koffer am Gedenkort in Würzburg aufgestellt hat. Daneben befinden sich Informationstafeln , die Aufschluss über die Geschichte der Juden in Rimpar geben. Zu sehen ist auch eine Tafel, die 30 Namen in in Rimpar geborenen oder bis zu ihrer Deportation und Ermordung in Rimpar lebenden jüdischen Menschen enthält.
Schon bisher gab es über den Ort verteilte Gedenkstätten der Aktion Stolpersteine. Die Rimparer Gruppe „Pogromgedenken“ lädt jedes Jahr zu einer Gedenkfeier aus Anlass der antijüdischen Ausschreitungen am 9. November in Rimpar ein.
In den „Rimparer Geschichstblättern“ erscheint demnächst ein Werk mit dem Titel „Die unbekannte Welt von nebenan – Die letzten jüdischen Familien in Rimpar – Ein vernachlässigtes Stück Heimartgeschichte“, geschrieben nach ausführlicher und intensiver Recherchenarbeit von Hannelore Mintzel, der früheren Rektorin der Hauptschule Rimpar. Sie ist es auch, die sich mit wenigen Mitstreitern ganz intensiv mit dem immer noch ungeklärten Schicksal der Rimparer Synagogen – einem in seiner Art einmaligen Synagogengebäude in Bayern – beschäftigt.