Am gestrigen Nachmittag verstarb Peter Höllenreiner, der über lange Jahre hinweg mit der Arbeit des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und des Dokumentationszentrums eng verbunden war. Peter Höllenreiner hat als Kind das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überlebt. In den letzten Jahren hat er intensiv die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Geschichte und der seiner Familie gesucht. Als Holocaust-Überlebender hat er an zahlreichen Veranstaltungen des Zentralrates teilgenommen, und die Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma als Zeitzeuge dokumentiert…
Peter Höllenreiner wurde am 17. März 1939 in München geboren. Er wurde im März 1943 mit seiner Familie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er einen Tag vor seinem vierten Geburtstag eintraf und im Lagerbuch des sogenannten „Zigeunerlagers“ mit der Nummer 3531 registriert wurde. 1944 wurde Peter Höllenreiner von Auschwitz-Birkenau nach Ravensbrück und von dort noch im März 1945 nach Mauthausen verschleppt.
Die ihm in Auschwitz in den Unterarm eintätowierte Nummer ließ Peter Höllenreiner sich in der Nachkriegszeit entfernen – um sie einige Jahre später sich erneut eintätowieren zu lassen als Protest gegen die im Nachkriegsdeutschland ungebrochen fortgesetzte Diskriminierung von Sinti und Roma, nicht zuletzt durch die sogenannte „Landfahrerzentrale“ bei Bayerischen Landeskriminalamt.
Im Juli 2016 besuchte Peter Höllenreiner erstmals wieder das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau aus Anlaß des Besuchs von Papst Franziskus und des Katholischen Weltjugendtages. Peter Höllenreiner begleitete den Papst als einer von 12 Überlebenden beim stillen Gebet an der Todeswand im Stammlager von Auschwitz. Danach nahm Peter Höllenreiner an jedem 2. August, dem jährlichen Gedenktag an den Völkermord an den Sinti und Roma im NS-besetzten Europa teil. Am 2. August 2017 sprach Peter Höllenreiner als Vertreter der Überlebenden bei der internationalen Gedenkfeier in Auschwitz-Birkenau.
Romani Rose würdigte Peter Höllenreiner als einen der Zeitzeugen, die den Holocaust an den Sinti und Roma im NS-besetzen Europa immer wieder gegen das Vergessen als Verpflichtung in die Gegenwart geholt hatten: „Das beeindruckende Zeugnis, das Peter Höllenreiner hinterlassen hat, ist eine bleibende Mahnung für die nachfolgenden Generationen. Sein Name ist weit über München und Bayern hinaus zu einem Vorbild für historische Aufklärung und gelebte Versöhnung geworden. Dafür gebührt ihm nicht nur der Dank der deutschen Sinti und Roma, für deren öffentliche Anerkennung er so viel getan hat, sondern der Dank der ganzen deutschen Gesellschaft. Wir werden Peter Höllenreiner nicht vergessen.“
Bild oben: Peter Höllenreiner in Auschwitz-Birkenau, 2019. Foto: Zentralrat Deutscher Sinti und Roma