Aus für den Jewish Chronicle

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Jüdische Zeitung wird Opfer der Coronakrise…

Das älteste jüdische Blatt Großbritanniens stellt in den nächsten Wochen sein Erscheinen ein. „Mit großer Trauer hat der Vorstand des Jewish Chronicle die Entscheidung getroffen, die Insolvenz zu beantragen“, teilt das Blatt auf seinem Internetportal mit. Die Wochenzeitung erscheint seit 1841 jeden Freitag, zuletzt mit einer Auflage von rund 20.000 Exemplaren. Trotz „heroischer Bemühungen“ von Redaktion und Herausgeber sei klar geworden, dass der „Jewish Chronicle die Auswirkungen der aktuellen Coronavirus-Epidemie in seiner jetzigen Form nicht überleben wird“, heiß es in einer Stellungnahme. Man wolle jedoch alles unternehmen, um eine geregelte Abwicklung zu gewährleisten und die Website noch einige Wochen erhalten zu können.

Auch das kostenlose Konkurrenzblatt, die Jewish News, mit der der Chronicle erst kürzlich eine enge Zusammenarbeit beschlossen hatte, gab mit einer fast identischen Mitteilung die Zahlungsunfähigkeit bekannt. Wie die meisten Zeitungen leiden auch die beiden jüdischen Blätter, die zusammen etwas 40.000 Exemplare produzierten, an sinkenden Auflagezahlen verbunden mit Einnahmeausfällen im Anzeigengeschäft. Ausgangsbeschränkungen und das Verbot aller öffentlichen Zusammenkünfte sowie Feiern verursachten das endgültige Aus, wie Jewish News Herausgeber Richard Ferrer in einem Statement beklagt: „Die Anzeigen für Veranstaltungen waren unsere Matze und Butter, der Virenschutz hat uns an den Abgrund gestoßen.“

Ein schwerer Schlag für die rund 300.000 Mitglieder der Jüdischen Gemeinden in Großbritannien. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Gemeinsam wollen sich die Kessler-Stiftung, Eigentümerin des Jewish Chronicle, und die Herausgeber der Jewish News dafür einsetzen, dass auch zukünftig eine jüdische Zeitung in Großbritannien erscheint. – (jgt)

Bild oben: Wenige Wochen bevor Theodor Herzls Buch Der Judenstaat erschien, veröffentlichte der Autor im Jewish Chronicle seinen Artikel „Eine Lösung des Judenproblems“. Repro: Wikimedia Commons (public domain)