Zum Gedenken an Johann Rukeli Trollmann

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Seit ca. 13 Jahre ist Rita Vowe-Trollmann unterwegs, um ihrem Vater, dem Sinto Boxer, Johann Rukeli Trollmann zu gedenken. So auch wieder in diesem Jahr, am 9. Februar am Stolperstein und der ohne öffentliche Bekanntgabe durch das Bezirksamt Ende Januar im Strassenland vor dem Altenheim in der Fidicinstrasse 2 aufgestellten Gedenktafel…

Von Lothar Eberhardt

Rita Vowe-Trollmann tut für ihren „Schneekönig“ alles. Ihr Ritual dazu: Immer zu den persönlich Daten ihres Vaters dem Geburtstag (27.12.1907), dem Tag des Gewinn der Deutschen Meisterschaft (9. Juni 1933) und dem Todestag (9. 2.143) gedenkt sie im privaten Rahmen oder in öffentlichen Veranstaltung eingebunden. So im Juni 2019 – organisierte von der Initiative „Kein Mensch ist asozial“ (IkMia), ein Zusammenschluss der KiezInis, wohn- und entschädigungspolitischen Akteuren wie die Berliner Naturfreunde, die VVN-BdA und Einezlpersonen, an der Gedenktafel an der alten Rosegger-Grundschule beim Trollmann-Boxcamp, Bergmannstrasse 26 und im Februar 2018 von den Berliner Naturfreunden in der der Fidicinstrasse geschehen und danach verbunden mit einer Informations-Veranstaltung im JuZe Wasserturm und den neuesten Forschungsergebnissen zu Trollmann.

Seit Ende Januar 2020 ist die unter Mitwirkung von Rita Vowe-Trollmann und den Initiativen erarbeitete Gedenktafel aufgestellt worden. Sie schlugen den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar oder „Rukeli’s“ offiziellen Todestag vor. Über die erfolgte Aufstellung waren sie nicht informiert worden. Rita Vowe-Trollmann’s Bemühen bei der Bezirksbürgermeisterin genaueres zu erfahren, schlug fehl. So führte sie ihr „privates“ Gedenken durch. 

Sie hatte ihren Vater nie persönlich kennengelernt und war selbst in der Nazizeit versteckt. Über Umwege kam die jahrelang in der Kreuzberger Kneipenszene Arbeitende erst zu ihrer Form der Zeitzeugenschaft. Im März wird sie 85 Jahre alt.

Die Erinnerungs-Netzwerker*innen sprechen in ihrem offenen Brief an die BVV von der Irritation, dass das Trollmann-Gedenken mehr an „Gedenkabwehr“ grenzt. und führen weiter aus: „Es ist nach allen Anstrengungen für die Er- und Aufstellung einer Gedenktafel sehr bedauerlich, dass das Wichtigste beim Gedenken — nämlich die öffentlichkeitswirksame Außenwahrnehmung offensichtlich vernachlässigt wurde — und das insbesondere in den heutigen Zeiten des zunehmenden rassistischen Hasses sowie verstärkter Hetze und geschichts-politischen Parallelen, die sich nach dem Thüringer Tabu-Bruch aufdrängen — nicht öffentlich genutzt wurde“. Sie bedauern, dass nicht mehr Sensibilisierung und Aufmerksamkeit aufgebracht wurde.

Rukeli Trollmann war als sogenannter Asozialer – die unlängst vom Bundestag als letzte Opfergruppe anerkannt wurden – mit dem schwarzen Winkel im KZ Neuengamme eingesperrt. Er hat nicht überlebt und ist dort ermordet worden.

In der Fidicinstrasse 2 vor dem früheren Sommergarten der Bockbrauerei mit vielen Freiluftveranstaltung fand der Boxkampf um die deutsche Meisterschaft am 9. Juni 1933 statt.

Die private Einweihung ist würdig erfolgt. Die öffentliche war Gegenstand der letzten beiden Bezirksverordnetenversammlungen und ist vakant.

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