Zum Tod von Artur Brauner

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Martin Kraft (photo.martinkraft.com) License: CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Mit großer Trauer haben wir vom Tod des Film-Produzenten Artur „Atze“ Brauners erfahren. Brauner ist gestern (7.7) im Alter von 100 Jahren in Berlin verstorben. Er war einer der erfolgreichsten Filmproduzenten und Autoren im Nachkriegsdeutschland und prägte das deutsche Nachkriegskino wie kaum ein anderer…

Brauner produzierte über 300 Filme, von denen die bekanntesten „Dr. Mabuse“, „Mädchen in Uniform“, „Hitlerjunge Salomon“ und „Der Tiger von Eschnapur“ waren.

Artur Brauner war ein herausragender und außergewöhnlicher Mann, der sich jahrzehntelang ehrenamtlich für das Wohl Israels engagierte. Der Holocaust war in seinem Leben sowohl privat als auch beruflich immer präsent, verbunden mit dem Bestreben, dass er nie vergessen werde und sich nie wiederhole, und der Gewissheit, dass eine der Garantien dafür, die Existenz des Staates Israel ist.

Brauner wurde am 1. August 1918 in Lodz, Polen, in eine bürgerlich-jüdische Familie geboren. Er überlebte den Holocaust, indem er sich in Wäldern versteckte und in die Sowjetunion flüchtete. Ein Großteil seiner Familie wurde von den Nazis ermordet. Seine spätere Ehefrau Maria, Tochter eines jüdischen Theaterdirektors aus Lemberg, überlebte die Verfolgung durch die Nazis mithilfe arischer Papiere. Über 70 Jahre war Brauner mit ihr verheiratet, bis zu ihrem Tod im Dezember 2017. Das Ehepaar hatte zwei Söhne und zwei Töchter.

1946 schuf Brauner die Filmstudios Central Cinema Company (CCC) – die älteste noch aktive Produktionsfirma in Deutschland. In den CCC-Studios in Berlin-Spandau entstanden bislang mehr als 700 Filme.

Brauner setzte sich unermüdlich mit dem Nationalsozialismus, dem Holocaust und seinem eigenen Schicksal auseinander und setzte diese Themen dramaturgisch in Filmen um. Spielfilme wie „Morituri“ (1948), „Die Weiße Rose“ (1982) „Hitlerjunge Salomon“ (1990) und „Wunderkinder“ (2011) trugen dazu bei, dass die Erinnerung an die Opfer des Holocaust wachbleibt und der Holocaust zu einem zentralen Anliegen der deutschen Kinos werden konnte. In einem Interview mit Iris Rosendahl 2018 in der BILD erwähnte Brauner, die filmische Erinnerung an den Holocaust sei seine eigentliche Aufgabe: „Als ich 24 war, stand ich vor einem Massengrab, sah in die offenen Augen eines 10jährigen Jungen. Da habe ich mir das Versprechen abgenommen, niemals die Opfer zu vergessen. Ich hätte sonst nicht weiterleben können. Das ist meine Aufgabe, an die halte ich mich hundertprozentig bis zu meinem Lebensende.“

Botschaft des Staates Israel, 8.7.19 / Morgenpost, 7.7.19 / BILD, 31.7.13 / RBB24, 1.8.18
Bild oben: Artur Brauner auf dem roten Teppich vor der Eröffnungsgala der Berlinale 2018, (c) Martin Kraft (photo.martinkraft.com), License: CC BY-SA 3.0