Gewaltandrohungen gegen Antisemitismus-Referentin

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Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München verurteilt die seit Tagen andauernden Gewaltandrohungen gegen Veronika Kracher. Die Journalistin (Konkret, Jungle World) sollte auf Einladung des Bündnisses am Freitag, dem 11. Januar 2019, zum Thema „Antisemitismus und Männlichkeit bei Burschenschaften“ im DGB-Haus in München vortragen. Aufgrund der Drohungen, auch aus dem extrem rechten Spektrum, haben die Veranstaltenden jedoch die Veranstaltung verlegt – und den Ort nicht publiziert…

Die Veranstaltung nahmen anfänglich Angehörige von Burschenschaften und Studentenverbindungen zum Anlass, zu Hunderten die Facebook-Seiten des Bündnisses zu trollen, unter den Kommentaren waren auch offene Gewaltandrohungen zu finden.[1] Darüber hinaus kündigten einige Kommentatoren ungeachtet des Einlassvorbehalts und des Anmeldeverfahrens an, auf der Veranstaltung kommenden Freitag zu erscheinen. Dazu eine Bündnissprecherin: „Wer glaubt, uns durch Drohungen einschüchtern zu können, der irrt. Die Veranstaltung findet statt: und zwar ohne Identitäre, Burschenschafter oder AfD-Anhänger*innen.“

Veranstaltungen des Linken Bündnisses gegen Antisemitismus richten sich an ein linksstehendes Publikum. Angehörige von Burschenschaften und Studentenverbindungen sind unerwünscht. Insbesondere als Gruppen erscheinenen Angehörigen wird der Einlass verweigert. Das hatte das Bündnis am 4. Januar auf seiner Web- und seiner Veranstaltungsseite klargestellt.[2]

Die Einschüchterungsversuche gegenüber Kracher hatten sich dem 8. Januar noch verstärkt, nachdem die Journalistin eine kritische Twitter-Nachricht zum Angriff auf den Bremer AfD-Funktionär Franz Magnitz veröffentlichte. Kracher erhielt inzwischen laut eigenen Angaben auch offene Morddrohungen.[3] „Besagter Tweet von Veronika Kracher mag nicht gerade staatstragend gewesen sein“, so die Bündnissprecherin, gelte für das Linke Bündnis gegen Antisemitismus: „aber wenn der rechte Mob zu Mord und Gewalt aufruft, stehen wir als Bündnis geschlossen hinter ihr.“ Das Bündnis erkläre an dieser Stelle ausdrücklich seine Solidarität mit Veronika Kracher.

Inzwischen forderte AfD-Parteichef Jörg Meuthen seinen Anhang auf seiner Facebook-Seite zu einem Besuch der Veranstaltung des Linken Bündnisses auf.[4] Auch die Junge Alternative München[5] rief dazu auf, ungeachtet des Einlassvorbehalts die Veranstaltung zu stören, während die neonazistische Facebookseite „Gegen Linksradikalismus München“ offen mit Mord drohte[6].

Die Bündnissprecherin dazu: „Wir hatten mit einem Auflauf an allen möglichen Gruppen aus dem extrem rechten Spektrum zu rechnen. In diesem Land sind Mord- und Gewaltandrohungen von rechts ernst zu nehmen.“ Die Veranstaltung habe das Bündnis daher aus Sicherheitsgründen an einen ungenannten Ort verlegt. Begünstigt habe auch die Entscheidung, dass die vorgesehenen Räumlichkeiten im DGB-Gewerkschaftshaus aufgrund der hohen Gäste-Nachfrage ohnehin nicht ausreichend gewesen seien.

Dazu auch die Bündnissprecherin: „Dieses Ausmaß an rechter Mobilisierung und nicht einmal anonymisierter Drohgebärden ist ein weiteres Zeichen für die zunehmende Normalisierung rechter Tendenzen in der Gesellschaft. Wenn sich sogar eine Veranstaltung zu Offenkundigem und Altbekanntem, nämlich Antisemitismus und Männlichkeit bei Burschenschaften, im Rückzugsgefecht wiederfindet, hat sich die Gesellschaft um sie herum verändert.“ Deshalb sei es unerlässlich, dass die von rechter Gewalt Betroffenen solidarisch zusammenstehen.

Bereits vergangenen Oktober störten Vertreter von Studentenverbindungen an der LMU eine Veranstaltung des Antifaschismus-Referats der LMU im Rahmen der sogenannten „Kritischen Einführungswoche“.[7] Das Antifaschismus-Referat ist neben der linksjugend [’solid] München, der Grünen Jugend München, der Emanzipatorischen Linke München und der Sozialistischen Jugend Deutschland – Die Falken München Bündnismitglied des Linken Bündnisses gegen Antisemitismus.

Kontakt: lbgamuenchen@gmail.com

[1] Screenshots s. https://lbga-muenchen.org/2019/01/09/pressemitteilung/, zuletzt aufgerufen am 11. Januar 2018.

[2] https://lbga-muenchen.org/2019/01/04/hinweis-zur-geplanten-veranstaltung-antisemitismus-und-maennlichkeit-bei-burschenschaften-mit-veronika-kracher/, zuletzt aufgerufen am 8. Januar 2019.

[3] Screenshots s. https://lbga-muenchen.org/2019/01/09/pressemitteilung/, zuletzt aufgerufen am 11. Januar 2018.

[4] Screenshots s. https://lbga-muenchen.org/2019/01/09/pressemitteilung/, zuletzt aufgerufen am 11. Januar 2018.

[5] Screenshots s. https://lbga-muenchen.org/2019/01/09/pressemitteilung/, zuletzt aufgerufen am 11. Januar 2018.

[6] Screenshots s. https://lbga-muenchen.org/2019/01/09/pressemitteilung/, zuletzt aufgerufen am 11. Januar 2018.

[7] https://never-again.blog/2018/12/09/interview-was-war-da-denn-los-muenchner-korporierte-attakieren-einfuehrungswoche/?fbclid=IwAR1vmYj3Fay808Kg2U3VPlEoDRw79jF6aRpbbp6Ys6S67KHf_ImDqzsl-9s#more-84, zuletzt aufgerufen am 11. Januar 2018.

2 Kommentare

  1. Man muss die rechtsradikalen Strömungen in der AfD massiv kritisieren, aber was Veronika Kracher da vom Stapel lässt, ist absolut inakzeptabel. Der Einwurf von Ralf_H ist deshalb berechtigt.

  2. Hallo,
    ich finde es schon erstaunlich, dass Sie den Tweet von Frau Kracher, in dem diese die Gewalt gegen einen Politiker gutheißt und zu weiterer Gewalt gegen sogenannte „Nazis“ aufruft, als „nicht staatstragend“ relativieren. Nach meiner Meinung sind Aufrufe zu Gewalt gegen Andersdenkende von keiner Seite zu tolerieren. Durch Ihre Einseitigkeit der Darstellung tragen Sie m.E. zu weiterer Polarisierung bei.
    Mit freundlichen Grüßen
    RH

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