Konferenz zum Judentum als nationaler Kultur

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Eine internationale Konferenz des Leo Baeck Instituts Jerusalem hat sich in dieser Woche mit dem Judentum als nationale Kultur beschäftigt…

Mit der wegweisenden Schrift Leopold Zunz‘s „Etwas über die rabbinische Literatur“ von 1818 und der Gründung des Vereins für die Wissenschaft der Juden 1819 nahm in Berlin eine Revolution in der Auffassung des Judentums ihren Anfang. Erstmals wurde das Judentum nicht als jüdische Religion, sondern als nationale Kultur aufgefasst, in der die Religion lediglich eine Komponente darstellte.

Die Geschichte dieser Revolution, genauer gesagt die Geschichtsschreibung darüber war der Gegenstand der diesjährigen internationalen Jahrestagung des Leo Baeck Instituts Jerusalem mit dem Titel „200 Jahre Wissenschaft des Judentums: Geschichtsschreibung, Ideologie, und die Herausforderung einer nutzbaren Geschichte“, die vom 18.-20. Februar in Tel Aviv und Jerusalem führende Vertreter und Vertreterinnen des Fachs zusammenbrachte.

„Für die Gründerväter der Wissenschaft des Judentums diente ihre Beschäftigung mit der Vergangenheit der Gegenwart und der Zukunft. Sie waren davon überzeugt, dass die Wissenschaft dabei helfen könnte, die jüdische Frage in Europa zu lösen. Die Vergangenheit war für sie eine nutzbare Geschichte. Die Konflikte, um die Interpretation der jüdischen Geschichte sind der Ausgangspunkt unserer Tagung“, erläuterte Professor Shmuel Feiner, der Präsident des Leo Baeck Instituts Jerusalem.

Der bei der Eröffnung der Tagung anwesende Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Dr. Clemens von Goetze wies auf die Bedeutung der „Wissenschaft des Judentums“ in Deutschland vor 1933 hin. Neben der 1872 gegründeten „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ in Berlin befassten sich über 180 Institute und Vereinigungen in Deutschland um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert mit jüdischer Kultur, Geschichte und Literatur und zeugten von der Breite und Tiefe dieser wissenschaftlichen Strömung, die durch die Naziherrschaft und den Holocaust abrupt beendet wurde. Leo Baeck sagte 1945 nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Theresienstadt: „Unser Glaube war es, dass deutscher und jüdischer Geist auf deutschem Boden sich treffen und durch ihre Vermählung zum Segen werden könnten. Dies war eine Illusion – die Epoche der Juden in Deutschland ist ein für alle Mal vorbei.“

Botschafter von Goetze erklärte hierzu: „Diese Prophezeiung von Leo Baeck war nach dem Abgrund der Shoah nur allzu verständlich, hat sich glücklicherweise aber nicht erfüllt. Wir sind froh, dass wir heute wieder blühende jüdische Gemeinden und aktive Zentren der Wissenschaft des Judentums in Deutschland haben“.

Leo Baeck Institut, 21.02.18, Newsletter der Botschaft des Staates Israel
Bild oben: Botschafter von Goetze bei der Eröffnung der Tagung (Foto: Leo Baeck Institut)