Werke aus der Sammlung „Memoria“ Thomas B. Schumann…
9. April – 19. Juni 2016 in der Städtischen Wessenberg-Galerie in Konstanz
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde die rechtsstaatliche Verfassung der Weimarer Republik schrittweise demontiert und alle demokratischen Funktionen ausgelöscht. Zahlreiche Verordnungen und Gesetze traten in Kraft, die die Ausgrenzung, Inhaftierung und Ermordung von Juden, politisch Andersdenkenden, Homosexuellen und anderen zur Folge hatten. Daraufhin entschlossen sich zahlreiche Bürger zur Auswanderung.
Unter den 500.000 Menschen, die ihre deutsche Heimat verließen, befanden sich rund 8.000 Kunst- und Kulturschaffende. In der trügerischen Hoffnung, bald zurückkehren zu können, suchten viele Zuflucht in den europäischen Nachbarländern. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 und die Besetzung und Eroberung seiner Nachbarstaaten durch Hitlerdeutschland lösten eine weitere, nun weltumspannende Fluchtwelle aus. Manche Flüchtlinge fanden eine neue Heimat, andere blieben entwurzelt und litten existentielle Not.
So vielfältig wie die Einzelschicksale der Exilanten, waren auch die von ihnen vertretenen künstlerischen Positionen. Neben bekannteren Namen wie Charlotte Berend-Corinth, Ludwig Meidner, Eugen Spiro oder Josef Scharl zählen die meisten der in der Ausstellung vorgestellten Künstlerinnen und Künstler zur so genannten „verschollenen“ Generation. Sie blieben nach 1945 im Abseits des Vergessens. Erst in den 1970er-Jahren begann man, sich für sie zu interessieren und ihr vielseitiges künstlerisches Schaffen wieder zu entdecken.
Die Ausstellung versammelt höchst unterschiedliche ästhetische Positionen und erinnert an eine deutsche Künstlergeneration, die während einer besonders lebendigen, von vielfältigen Stilen geprägten Epoche tätig war.
Öffnungszeiten, Adresse und Begleitprogramm
Zur Ausstellung ist ein Bildband erschienen: „Deutsche Künstler im Exil 1933-1945. Werke aus der Sammlung Memoria Thomas B. Schumann“, Verlag Edition Memoria Thomas B. Schumann, Kiefernweg 11, 50354 Hürth, Telefon 02233-67282, www.edition-memoria.de, 176 Seiten, Fadenheftung, Klappenbroschur.
Unter den zehntausend Kulturschaffenden aller Disziplinen, die ab 1933 von den Nationalsozialisten ins weltweite Exil vertrieben wurden, waren auch mehrere hundert bildende Künstler. Außer den wenigen Berühmten wie Max Beckmann, Oskar Kokoschka, George Grosz oder Max Ernst gerieten die meisten nach 1945, als Abstraktion und Informel vorherrschten, in unverdiente Vergessenheit, obwohl sie bis 1933 durchaus eine wichtige Rolle gespielt hatten – wie z.B. Eugen Spiro, Charlotte Berend-Corinth, Lotte Laserstein, Rudolf Levy oder Josef Scharl. Wie sehr zu Unrecht sie nicht mehr präsent sind, dokumentiert vorliegender Bildband über die Kunstsammlung Memoria von Thomas B. Schumann, der sich seit vielen Jahren als Autor, Sammler und Verleger der Exil-Thematik widmet. Laut WDR und FAZ ist die Sammlung Memoria das ideale Fundament für das nach wie vor fehlende „Museum des Exils“, das auch von der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und dem Autor und Filmemacher Georg Stefan Troller, einem der letzten Zeugen des Exils, gefordert wird. Sie bereichern – nebst anderen wie Mario Adorf und Olaf Peters – den Bildband mit instruktiven Beiträgen. Im Gegensatz zur Exil-Literatur ist die Exil-Kunst noch kaum erforscht, so dass dieser Bildband, der einundsiebzig Künstler im Exil mit eindrucksvollen Werken vorstellt, eine Lücke schließt.