Aber die Verpflichtung bleibt bestehen

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„…Für mich persönlich war das Thema PLO mit dem Attentat auf die israelische Olympiamannschaft erledigt“…

Ein Interview mit Olaf Hensel, ehem. Mitglied der Kölner Linken

Von Uri Degania

Olaf, Du bist in Köln Mitglied der Linken und zugleich in Initiativen gegen Antisemitismus sehr engagiert. So gehörst Du zu den parteiinternen Unterzeichnern des u.a. von Klaus Lederer initiierten parteiinternen Aufrufes „Ihr sprecht nicht für uns“[i]. Passt dies „alltagspolitisch“ gut zusammen? Gibt es Unterstützung für Deine Position „für Israel“?

Inzwischen bin ich aus der Linken ausgetreten – vor allem, weil für mich die im NRW Landesverband vorherrschende Orientierung auf eine Querfront mit den Mahnwachen, aber auch die „antizionistische“ Grundlinie immer mehr zu einem Ärgernis geworden ist. Da ich letztendlich in der Partei nie aktive Gremienarbeit geleistet habe war das der für mich konsequente Schritt. Ich war zwar schon zu PDS-Zeiten Fördermitglied, habe damals im Arbeitskreis Betrieb und Gewerkschaft mitdiskutiert und bin über eine WASG Mitgliedschaft in der Linken gelandet. Letztendlich habe ich mich aber nie wirklich politisch „heimisch“ gefühlt, da meine politische Sozialisation in der undogmatischen radikalen Linken (Sozialistisches Büro und Schüler- bzw Unibasisgruppen) sich da als hinderlich erwiesen hat. Ich muss aber erwähnen, dass im Kreisverband Köln eine ganze Reihe von Mitgliedern wie Jörg Detjen, Ulrike Detjen sowie Wolfgang Lindweiler (der wie ich einer der Mitbegründer der Alternativen Liste an der Uni Köln war) ebenfalls den Aufruf unterzeichnet haben.

In Köln löst die primitiv-hetzerische „Klagemauer“ eines „Berufs-Antisemiten“ seit Jahren heftige Kontroversen aus. Die Stadt sieht sich juristisch nicht in der Lage, diese „Dauerdemonstration“ zu verbieten. Auf der verbalen Ebene gibt es Proteste; zu konkreten Aktionen gegen diese primitive Form eines antisemitischen Ressentiments hat es in Köln jedoch kaum gereicht. Die Kölner Linke ist die einzige Partei im Kölner Stadtrat, die eine städtische Resolution gegen diese hetzerische „Klagemauer“ 2010 nicht unterschrieben hat.[ii] Was ist Deine Position hierzu? Wie erlebst Du diese alltägliche antisemitische Hetze eines offenkundig schwer Gestörten – der jedoch im Hintergrund viel Unterstützung hat, juristisch und materiell – im Zentrum Kölns, auf der Domplatte?

Ganz ehrlich löst bei mir Walter Herrman fast schon Aggressionen aus, wenn ich ihn am Dom erlebe. Ich habe ihn einmal angesprochen und seine provokante Art hat mich etwas fassungslos gemacht. Von der Haltung der Linken Ratsfraktion habe ich erst vor relativ kurzer Zeit in einer Facebook Gruppe erfahren – außer mich zu ärgern, ab und an anwesende Polizisten oder Mitarbeiter des Ordnungsamts anzusprechen habe ich mich im Prinzip nie verhalten. Der Domvorplatz gehört aber auch nicht zu meinen Wegen in Köln.

Du gehörst seit über 30 Jahren zur linken Szene Kölns, angefangen von Deiner Mitarbeit beim Anderen Buchladen wohl schon Ende der 70er Jahre. Würdest Du Dein Engagement gegen Antisemitismus vor diesem Hintergrund als innerlich kontinuierlich betrachten oder gab es starke Brüche?

Ich bin vor meiner Zeit in Köln bereits auf meinem Gymnasium politisch aktiv gewesen – bereits in dieser Zeit war die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus ein zentrales Thema; vor allem weil in unserer Schule seitens der Lehrerschaft ein „beredtes“ Schweigen herrschte haben wir uns selbst Informationen verschafft, Texte zur Faschismustheorie gelesen (von Dimitrow bis Adorno). Dieses Thema hat sich, bedingt durch mein Studium (Sonderpädagogik), als historisches und wissenschaftskritisches Arbeitsfeld (Vernichtung „lebensunwerten“ Lebens, Euthanasie)  fortgeschrieben – die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus war thematisch mit diesen Schwerpunkten verknüpft – aber im Prinzip kein eigener politischer Schwerpunkt. Die Schwerpunkte waren im Prinzip die „Bewegungsthemen“ – Modell Deutschland, Zensur, Häuserkampf, Anti AKW, Nicaragua und El Salvador. Diese Themen bestimmten auch zu einem großen Teil die Hochschulpolitik.

Rückwirkend würde ich sagen, die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus war kein zentrales Thema, so wie insgesamt die Auseinandersetzung mit völkischen Bewegungen eine untergeordnete Rolle spielte. Das änderte sich Anfang der 80iger, als in vielen Gruppen an der Uni stärker die Rolle der Fakultäten in der Nazizeit thematisiert wurde. Exemplarisch sei die Veröffentlichung der Uni-Stadt Revue Redaktion zum Jubiläum der Universität genannt[iii], in der der Nationalsozialismus ein zentrales Thema darstellte.

Jetzt im Rückblick wirkt das wie ein blinder Fleck – aber auch die Auseinandersetzung mit dem Palästina Konflikt hat praktisch kaum eine Rolle in meinen politischen Zusammenhängen gespielt. Es gab zwar diesen „antiimperialistischen“ Grundton durchaus mit „antizionistischem“ Einschlag, aber weder das „Sozialistische Büro“ noch meine Uni-Zusammenhänge und Projekte waren in diesem Thema gegen Israel und pro Palästina positioniert. Für mich persönlich war das Thema PLO mit dem Attentat auf die israelische Olympiamannschaft erledigt – das aber vor allem auf dem Hintergrund meiner familiären Geschichte.

Ab Ende der 90iger Jahre bin ich für etwa 10 Jahre nicht mehr in Köln politisch aktiv gewesen – außer ab und an an Veranstaltungen und Demonstrationen teilzunehmen. Erst als ich wieder nach Köln zurückgekehrt bin, habe ich mich wieder stärker engagiert – anknüpfend an meinen alten Themen und eher aktionsorientiert und im Netz. Besonders meine Mitarbeit in verschiedenen antifaschistischen Gruppen im Netz hat das Thema Antisemitismus und linker Antisemitismus sehr in das Zentrum gerückt – weil ich mich unvermutet in einer Auseinandersetzung befand, die mich zu einer klaren Positionierung bewogen, eigentlich gezwungen hat! Ich bin sehr schnell in die Konfrontation mit „antiimperialistischen“ und „antizionistischen“ Postionen geraten, fand mich plötzlich als „anti-deutsch“ einsortiert wieder! Die Auseinandersetzung um ein solidarisches Verhältnis zum Staat Israel zieht sich durch fast jeden linken Diskurs, und es erschreckt mich oft, welche Wut, fast schon Hass da artikuliert wird von Menschen, die sich als links, als antirassistisch begreifen. Das erlebe ich aktuell sehr viel intensiver als während meinem universitären Engagement – rückwirkend gesehen war das Verhältnis zu Israel in meinen politischen Zusammenhängen nie von einer solchen Sprengkraft wie heute. Heute scheidet sich an diesem Thema für mich klar die Grenze zwischen links und Querfront bzw. rechts, zwischen Antisemiten und Antirassisten. In meiner (sicher auch etwas rosarot gefärbten) Erinnerung ging es damals in meinen politischen Zusammenhängen um Nuancen. Oft standen aber letztendlich unvereinbare Positionen z.B. in der Kölner Stadtrevue einfach unkommentiert neben einander – darunter durchaus auch Verlautbarungen des damaligen antiimperialistisch „antizionistischen“ Lagers.

Einer Deiner langjährigen Freunde noch aus den Studienzeiten war Dieter Asselhoven. Ihr habt in den 80er Jahren u.a. bei der Alternativen Liste und bei der Redaktion der damaligen Uni-StadtRevue zusammen gearbeitet. Die Alternative Liste Kölns war seinerzeit die stärkste linke, undogmatische Gruppierung an der Uni. Sie verstand sich als antikapitalistisch. In der Zeitung der Alternativen Liste gab es bereits in den 80er Jahren regelmäßig „einschlägige“ Schlüsseltexte von Sartre, Adorno und Jean Amery über den linken Antisemitismus. Dieser „linke Antisemitismus“ – der sich häufig, mangels bekennenden Mutes, als „antizionistisch“ bezeichnete – reicht zumindest bis Ende der 60er Jahre zurück. Auch der „linke“ Terrorismus erfreute sich bereits in den 70er Jahren einer starken antisemitisch-elimiatorischen Zielsetzung und Praxis. Du gehörst als politischer Aktivist der späten „68er-Generation“ an. Könnte man, im Sinne der Studien von Wolfgang Kraushaar und Götz Aly, von einer Kontinuität des deutschen, des nationalsozialistischen Antisemitismus sprechen? Führten die Kinder der Nazieltern ungebrochen die mörderische Tradition ihrer Eltern bzw. Großeltern fort?

Wie schon beschrieben gehörte der „Antiimperialismus“ nicht zu den zentralen Themen meiner politischen Zusammenhänge. Sowohl die Stadtrevue wie der Andere Buchladen und die Sozialistische Arbeitsgemeinschaft (Basisgruppe an der Pädagogischen Hochschule, dem Sozialistischen Büro zugehörig) begriffen sich als Bestandteil der radikalen undogmatischen Linken – arbeiteten mit den verschiedenen Gruppen und Strömungen zusammen, organisierten teilweise auch Veranstaltungen. Grundlage dieser Arbeit war, für die Freiheit der Diskussion und Information zu streiten, ohne die Inhalte zu teilen. Insofern gab es zwar Kontakte zu Vertretern palästinensischer und dezidiert antiimperialistischer Gruppen, letztendlich fand nach meiner Erinnerung aber kaum eine politische Auseinandersetzung mit ihren Positionen in der Frage des Existenzrechts Israels statt. Ich persönlich hatte über eine relativ kurze Phase auch eine gewisse Sympathie für die PLO – die sich ja als linkes, revolutionäres Projekt darstellte – die aber spätestens mit dem Olympia Überfall (1972) endete. Es gab für mich damals eine klare Focussierung auf eine Zweistaatenlösung und die Hoffnung, die „linke“ PLO und die israelische Friedensbewegung würden eine politische Lösung erreichen.

Wolfgang Kraushaars Erklärung kann ich nicht wirklich folgen. Für mich folgte und folgt der politische Antiimperialismus und Antizionismus vor allem der Logik der Blockkonfrontation, der Aufteilung in einen „fortschrittlichen“ und einen „reaktionären“ Block. In dieser Logik wurde und wird Israel aufgrund seines Bündnisses mit den USA dem „imperialistischen“ und die PLO dem „fortschrittlichen“ Lager zugeordnet. In der für mich schon abstrusen Fortschreibung tauchen dann Länder wie der Iran und Syrien und islamistische Terrorgruppen wie Hamas im „fortschrittlichen“ Lager auf. Kraushaar rechnet global mit der Linken der 70iger und 80iger Jahre ab – das hat für mich wie bei einigen anderen vor allem ehemaligen K-Grüpplern wie Ralf Fücks einen etwas faden Beigeschmack.

Dennoch ist seine Fragestellung ja nicht ganz von der Hand zu weisen. Es gibt ja einige, die wie Horst Mahler von der RAF zur Nazi- und Holocaustleugner Szene, oder von den Revolutionären Zellen zum IS Umfeld wechselten. Auch der Furor der herrscht, wenn das Thema  Antisemitismus und Israel-Solidarität auf die Tagesordnung kommt, lässt auf alte Ressentiments schließen. Es scheint manchmal, dass die fast schon bedingungslose Unterstützung der palästinensischen Seite eine Abarbeitung der historischen Schuld darstellt, als sollte Israel für das schlechte Gewissen und die Scham angesichts des Holocaust einen Preis zahlen.

Wie war die Beziehung der Alternativen Liste zu Israel bzw. zu Juden? Gab es Spannungen innerhalb der damaligen AL zu diesem Thema – oder existierte ein wirkliches Verständnis für die schwierige Situation dieses Landes?

Zu meiner aktiven Zeit in der AL war das zentrale Thema der AL die „Formierung der Hochschule“ sowie in den einzelnen Fakultäten die Auseinandersetzung mit der Rolle des Fachbereichs während des Nationalsozialismus. Die eher theoretischen Diskussionen fanden im „Arbeitskreis Hochschule und Wissenschaft“ der Grünen statt – der personell weitgehend mit der Redaktion der UNI-Stadtrevue und AL verschränkt war. Die Situation in Israel war auch hier eher ein blinder Fleck, auch wenn z.B. Peter Liebermann zu diesem Zeitpunkt zum Thema  Arisierung in Köln recherchierte und veröffentlichte und das Vernichtungs- und Lagersystem der Nazis ein Thema war, habe ich keine Erinnerung an intensive politische Debatten zum Thema Israel! Die Focussierung der AL auf die poltische und theoretische Auseinandersetzung mit den Antisemitismus erfolgte später, im Anschluss an eine längere Kampagne gegen die Euthanasiepropaganda des australischen Utilitaristen Peter Singer und seine deutschen Epigonen wie Alice Schwarzer. Zu dieser Zeit lebte ich bereits nicht mehr in Köln und war seit längerem kein aktives AL-Mitglied mehr.

Du hast im Sommer 2014 während des letzten „Gaza-Krieges“ in Köln an mehreren „pro Israel Demonstrationen“ [iv] teilgenommen. Mein Eindruck ist, dass Dein Engagement vor allem auf der Grundlage einer „theoretischen Position“ erfolgt – die die existentielle Gefährdung Israels erkennt. Hat sich aus Deiner Wahrnehmung die antisemitisch bzw. „israelfeindlich“ getönte Atmosphäre in Köln in den letzten Jahren verschärft?

Ich bin wie schon beschrieben vor allem über meine Aktivität in antifaschistischen und antirassistischen Facebook Gruppen in den letzten zwei bis drei Jahren wieder sehr massiv mit „linken“ antisemitischen Positionen konfrontiert worden. Diese Auseinandersetzung um eine „antiimperialistische und antizionistische“ Definition von Antifaschismus oder eben um eine antirassistische und konsequent gegen Antisemitismus gerichtete hat für mich dazu geführt, meine eigene Position klar zu definieren und mich entsprechend zu positionieren! Dies erfolgte sozusagen als learning by doing, einerseits im Rückgriff auf meine politisch theoretischen Traditionen, zum anderen eben auch durch aktuelle Diskussionsbeiträge, theoretische Texte. Insofern ist es richtig, meinen Zugang als eher theoretisch begründet zu beschreiben. Zum anderen habe ich teilweise auch in meinem „linken“ Freundeskreis besonders zu der Zeit des letzten Gaza-Krieges wirklich erschreckende und verstörende Erfahrungen gemacht. So wie ich es in den Diskussionen im Netz wahrgenommen habe, erlebte ich auch da massive Reaktionen, die ich inhaltlich nur als antisemitischen Hass beschreiben kann. Das war für mich auch die Motivation am Kölner Hauptbahnhof sozusagen Flagge zu zeigen. Genauso wie es für mich selbstverständlich ist, gegen Pegida und Pro Köln Flagge zu zeigen!

Hast Du irgendwelche Kontakte zu jüdischen Freunden oder zu den beiden jüdischen Gemeinden in Köln?

Mit meinem Wegzug aus Köln sind aus verschiedenen Gründen die persönlichen Kontakte aus meiner Szenezeit eingeschlafen, zu den jüdischen Gemeinden habe ich über öffentliche Veranstaltungen hinaus nie einen persönlichen Kontakt gehabt.

Ein weiterer langjähriger Freund von Dir war Peter Liebermann, Kölner Psychiater und maßgeblich an der Entstehung des Kölner EL DE Haus beteiligt. Peter Liebermann stammt aus einer jüdischen Rückkehrerfamilie. Er hat wohl auch lockere Beziehungen zur Kölner Synagogengemeinde. Auch für Dieter Asselhoven war gegen Ende seines Lebens die Erforschung der jüdischen Anteile seiner Familiengeschichte sehr wichtig. Selbst enge Freunde von Dieter wussten hierüber nichts. Auch Dir war dies, so hast Du einmal bemerkt, nicht bekannt. Was sind die familiären Wurzeln Deines Engagements für Israel, gegen jegliche Form von Antisemitismus und Antizionismus?

Peter Liebermann war ja auch in der Uni Stadtrevue sowie im Anderen Buchladen aktiv, seine Recherchen zum Thema Arisierung in Köln und Medizin im Nationalsozialismus sind damals in diese Arbeit, vor allem in unser Buchprojekt zum Uni Jubiläum (Nachhilfe zur Erinnerung) eingeflossen – insofern war auch Peter Liebermanns Familiengeschichte kein Geheimnis, aber auch kein zentrales Thema. Im Gegensatz dazu waren mir Dieter Asselhovens jüdische Wurzeln nicht bewusst, und wenn es einmal angeschnitten worden war, war es zumindest so beiläufig, dass es mir entgangen ist. Ich kannte Dieter als Aktivisten, als gradlinig radikal theoretisch wie praktisch. Unser gemeinsamer politischer Weg endete nach dem gemeinsamen Bruch in der Grünen Partei und dem gemeinsamen Engagement gegen die neue Eugenik. In der Zeit danach hatten wir nur noch indirekten Kontakt, vor allem auch weil ich mich aus der linken Kölner Szene zurückgezogen hatte, Dieter zu dieser Zeit weiter in der AL sowie der Ökologischen Linken aktiv war.

Die persönlichen Wurzeln meines Engagements gegen Antisemitismus liegen weit in meiner Kindheit. Ich bin in gewisser Weise damit groß geworden. Mein Vater Siegfried Hensel war als Berufsschullehrer in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit (Arbeit und Leben) engagiert und hatte von Beginn an seinen Schwerpunkt auf Jugendbegegnungen deutscher Jugendlicher mit Jugendlichen im europäischen Ausland auf dem Hintergrund der Verbrechen des Nationalsozialismus. In Witten führte er die ersten Fahrten nach Israel mit durch. Fahrten die zu engen freundschaftlichen Kontakten nach Israel führten, die bis zum Tod meines Vaters bestanden. Insofern war für meine Familie der 6-Tage-Krieg (1967) nicht nur ein fernes Nachrichten-Ereignis, sondern vor allem ein Miterleben, Angst um das Leben ganz realer Menschen – die übrigens beispielhaft bemüht waren, ihre Kinder durch Kontakte zu arabischen Israelis gegen jeglichen Hass zu immunisieren.

Aus heutiger Sicht mag der Leitspruch der „Israelfahrer“ naiv wirken, aber es war den Versuch wert!:

„Wenn es überhaupt zu einer Aussöhnung kommen kann, dann nur durch die junge Generation beider Länder. Sie ist durch das fehlende Trauma eigener Erlebnisse nicht befangen und gehört nicht zu den Mitläufern oder persönlichen Trägern von Schuld.“ [v]

Hinsichtlich der Virulenz antisemitischer Ausbrüche quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen war es leider ein eher frommer Wunsch, das völkische Bewußtsein hat sich als stärker wiesen. Aber die Verpflichtung bleibt bestehen!

Lit.:
Blaschke, O. Hensel, P. Liebermann, W. Lindweiler sowie Redaktion Uni-StadtRevue (Hg.) (1988): Nachhilfe zur Erinnerung. 600 Jahre Universität zu Köln. Köln
Zu Peter Liebermann: Fridl Liebermann, in: W. Blasche, K. Fings & C. Lissner (19997): Unter Vorbehalt. Rückkehr aus der Emigration nach 1945. Köln (Emons), S. 162f.

[i] http://ihrsprechtnichtfueruns.de/unterstuetzerinnen/

[ii] https://www.hagalil.com/2010/12/19/resolution-klagemauer/ ; Siehe auch Interview mit dem Aachener Politikwissenschaftler Richard Gebhardt

[iii] W. Blaschke, O. Hensel, P. Liebermann, W. Lindweiler sowie Redaktion Uni-StadtRevue (Hg.) (1988): Nachhilfe zur Erinnerung. 600 Jahre Universität zu Köln, 290 S. In dem Band finden sich u.a. auch mehrere Beiträge von Olaf Hensel.

[iv] https://www.hagalil.com/2014/07/18/solidaeritaet-koeln/; http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/19792.

[v] http://www.nrwisrael.de/fileadmin/EinWered_Witten.pdf

3 Kommentare

  1. Auch von mir ein Danke , Uri, für das interessante Interview mit Olaf Hensel.

    Noch eine kleine traurige Fußnote zum SB, das für eine bestimmte Zeit ein Lichtblick für die undogmatische Linke war. Davon ist nicht viel übrig geblieben.

    Ende letzten Jahres trafen sich z.B. Oskar Negt und G.Grass zum „Intellektuellengipfel“. Der Spiegel schreibt: „Immer wieder spielten er und Negt sich an diesem Abend die Bälle zu – und ernteten Gesinnungsapplaus.“

    Andreas Buro lässt sich vom antisemitischen/antizionistischen „Aachener Friedenspreis“ ehren (ein weiterer verdienter Preisträger dieses Sumpfes war u.a. der erwähnte Walter Herrmann) und informiert mittels einer Nakba-Ausstellung über die Ursachen des Nahost-Konflikts.

    Wenig erfreulich also, was aus den einstigen Genossen geworden ist. Und das sind beileibe nicht die Einzigen. Wenn so viele ehemalige Linke abdriften, stellt sich die Frage, ob nicht die ganze Richtung eine einzige, gewaltige Schieflage hat.

    • Herr Pfeifer,
      ich kann Ihnen nur zustimmen!
      Ich hoffe ebenso, dass sich die „LINKE“ in NRW, aber auch bundesweit, damit ihr politisches Grab schaufelt.
      Nach den letzten Äußerungen von Sahra Wagenknecht zu und Reaktionen der LINKE auf Israel und dessen Politik ist die LINKE spätestens jetzt nicht mehr wählbar, führt sie doch den Kommunistischen Antisemitismus fort.

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