Der jüdische Friedhof in Allersheim

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Als Fortführung des Seminars “Jüdische Wurzeln christlicher Liturgie” führte das Fortbildungsinstitut der Diözese Würzburg Ende Juni eine Exkursion auf den jüdischen Friedhof des zum Markt Giebelstadt gehörenden Ortsteils Allersheim durch…

Judith Bar-Or

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte die Leiterin, Frau Dr. Monika Berwanger sehr herzlich die beiden Referenten und eine erfreuliche Anzahl von Teilnehmern, die meisten davon Theologiestudierende und katholische Theologen, aber auch zwei Journalisten.

Juden-Friedhof in Allersheim

Danach gab die Archivarin des Marktes Giebelstadt, Frau Friederike Langeworth, M.A., den Exkursionsteilnehmern in einem sehr interessanten Kurzreferat einen detaillierten Überblick über den 1665 gegründeten Bezirksfriedhof, dessen Grundstück die damalige Jüdische Gemeinde Allersheim dem Kloster Bronnbach abgekauft hatte. Er wurde mehrfach erweitert, zuletzt 1920. Über 23 jüdische Gemeinden aus der näheren und weiteren Umgebung bestatteten dort zeitweise ihre Toten. Auch auf die Mitte des 16. Jahrhundert gegründete und 1901 sich selbst aufgelöste Gemeinde und ihre Einrichtungen – Synagoge, Schule, Mikwe und Wohnungen für die Lehrer und Rabbiner – wies sie hin.

Im Anschluss an den einführenden historischen Überblick klärte Rektor i.R. Israel Schwierz, einstiges Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und langjähriger Lay Leader der jüdischen US-Militärgemeinde in Franken, alle Anwesenden sehr anschaulich über jüdische Sterbe- und Beerdigungsriten, aber auch über Verhaltensregeln auf jüdischen Friedhöfen sowohl in der Diaspora als auch in Israel auf. Gerne hätte er den Exkursionsteilnehmern auch den in dem 1929 in Dienst gestellten Taharahaus vorhandenen steinernen Tisch gezeigt, auf dem durch die Chewra Kadischa (=Heilige Schwesternschaft/Bruderschaft) die Tahara – die rituelle Reinigung (mit Wasser) vor dem Ankleiden und Einsargen der Toten in der Diaspora – durchgeführt wird, leider war ihm das aber trotz größter Anstrengung nicht möglich, weil die verantwortlichen Persönlichkeiten bzw. Institutionen nicht in der Lage oder Willens waren, den zum Öffnen der Taharahauses nötigen Schlüssel zu beschaffen. So mussten sie sich mit einem Photo des Tisches zufrieden geben.

Im Anschluß an die Einführung und die Erklärungen über Vorbereitung und Durchführung der Bestattung wurden zahlreiche aufkommende Fragen beantwortet. Danach entzifferten Frau Dr. Berwanger und einige Damen und Herren mit hebräischen Sprachkenntnissen mehrere der noch recht gut erhaltenen Grabsteininschriften – einige waren auch von Austauschschülern aus dem israelischen Partnerkreis Matte Yehuda liebevoll renoviert worden. Die Exkursionsteilnehmer wurden nicht nur über zahlreiche Abkürzungen informiert, sie wurden auch in die Lage versetzt, die Namen der vielen Mitgliedsgemeinden, die hier ihre Verstorbenen bestattet hatten, nun in hebräischer Schrift zu identifizieren.

Juden-Friedhof in Allersheim

Nach mehr als zwei Stunden, nachdem der Wissensdurst gestillt war, bedankte sich Frau Dr. Berwanger nochmals herzlich bei den Referenten, aber auch bei den Teilnehmern der Exkursion für die gute und offene Zusammenarbeit.

Es ist sehr erfreulich, dass sich sowohl Studierende der katholischen Theologie als auch Geistliche intensiv mit dem Judentum befassen. Auch bei dieser Veranstaltung konnte wieder eine Anzahl gemeinsamer, aber auch völlig andersartiger Aspekte der beiden Religionen festgestellt werden. Den Verantwortlichen – in erster Linie Frau Dr. Berwanger – gebührt für ihre sehr intensiven Bemühungen tiefster Dank und größte Anerkennung. Es ist zu hoffen, dass dies nicht die letzte Veranstaltung dieser Art des Fortbildungsseminars gewesen ist.