Erstes Festival verfolgter Künste…
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ab Januar 1933 der Kampf gegen jüdische Musikerinnen und Musiker ebenso systematisch wie unbarmherzig. Völkische SA-Horden und
Deutschnationale stürmten Konzerte und Opern, Komponisten und Musiker, die eben noch zur Elite zählten, galten von heute auf morgen nichts mehr. Sie wurden aus den Konzertsälen und von den Musikhochschulen vertrieben, verboten, bedroht und oftmals in Lagern umgebracht. Einige von ihnen konnten sich in die Emigration retten, doch ihre Musik war aus Deutschland verweht. Von 8.000 jüdischen Mitgliedern der Reichsmusikkammer gingen 4.700 in die Emigration, viele kehrten nie mehr zurück.
Das Festival „Verwehte Töne“ möchte verfolgte Künstler – auch gegenwärtig verfolgte – feiern, ihnen ein Forum bieten und vergessene Künstler wieder in Erinnerung bringen.
Eröffnet wird das Festival mit dem Soloprogramm „VEREHRT / VERFOLGT / VERGESSEN“ des niederländischen Künstlers Robert Kreis, der Kurt Gerron, Willy Rosen und andere Perlen des Schellacks und der Kleinkunst präsentiert. Das Konzert „POESIE DER RENITENZ“ mit Lavon Volski, der Ikone der belarussischen Musikszene, zeigt, dass Verfolgung ein noch immer sehr aktuelles Thema ist. In „LOST IN EXILE / LOST IN THE STARS“, singt die Schauspielerin Winnie Böwe Lieder des genialen Hanns Eisler und Wolf Codera verliert sich mit Kurt Weill in den Sternen. Zusammen mit anderen Jazzmusikern fordert Wolfgang Schmidtke: „FREEDOM NOW“! Bei der Veranstaltung „HERZFLIMMERN“, die ganz der Stadt Berlin gewidmet ist, liest die Schauspielerin Claudia Gahrke Auszüge aus Lilli Grüns „Alles ist Jazz“, musikalisch umrahmt von Herbert Mitschkes Variationen über Norbert Glanzberg. Uraufführung! Im Anschluss wird der legendäre Film „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“ gezeigt und live von Jan Marc Reichow am Klavier begleitet. Maryam Akhondy wird das Publikum mit ihrer herrlichen Stimme berauschen, die im Iran seit der islamischen Revolution nicht mehr erklingen darf und der Autor Hamed Abdel-Samad spricht über sein Leben und seinen „Abschied vom Himmel“ und das alles (und noch viel mehr): „AUCH WIDER DEM VERBOTE“!
Mehr unter: http://www.kunstmuseum-solingen.de/1mus/images/verwehte-toene-2013.pdf