Russische Raketenlieferungen an Syrien

5
27

Waffenlieferungen des Westens an Rebellen und die Lieferung von S-300 Luftabwehrraketen von Russland an Syrien führt zunehmend zu einer Konfrontation zwischen Ost und West, wie zu Zeiten des Kalten Krieges…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 30. Mai 2013

„Wir wissen, wie wir damit umzugehen haben“, sagte der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon, ohne zu verraten, was er damit meint. Sein Amtsvorgänger Mosche Arens wurde deutlicher: „Es würde mich sehr überraschen, falls die Russen diese Raketen an Syrien liefern. Denn die Russen sollten wissen, dass unsere Luftwaffe mit ihnen umgehen kann. Das wäre schlechte Reklame für ihren Export, da sie dieses Produkt an viele Länder verkaufen.“ Es gibt aber auch sehr besorgte Stimmen in Israel, da die S-300 Raketen angeblich mit guter  Treffsicherheit Flugzeuge in großer Entfernung treffen könnten.

Das offizielle Israel hält sich zurück und Premierminister Benjamin Netanjahu hat seine Ministern wieder mal angewiesen, zu den russischen Raketenlieferungen eisern zu schweigen.

Noch ist unklar, ob Moskau trotz Druck aus Israel und den USA dieses Waffensystem tatsächlich an Syrien geliefert hat, wie es der syrische Außenminister Walid el Muallem in der Nacht zum Donnerstag in einem Fernsehinterview behauptet hatte. Auch Präsident Assad werde die angeblich schon erfolgten Lieferungen in einem Interview mit dem Hisbollah-Sender Al-Manar bestätigen. Das volle Interview soll am Donnerstag Abend ausgestrahlt werden. Doch Zitate wurden schon von libanesischen Zeitungen veröffentlicht.

Noch liegt keine russische Bestätigung vor. Außenminister Sergei Lavrov hat sogar erklärt, das Waffengeschäft mit Syrien jetzt nicht abwickeln zu wollen. Israelische Kommentatoren wie der ehemalige Geheimdienstchef General a.D. Dany Yatom behauptet, „wirklich nicht zu wissen“, ob diese hochmodernen und deshalb für die israelische Luftwaffe besonders gefährlichen Waffensysteme tatsächlich geliefert worden sind. Angesichts der widersprüchlichen Aussagen will er nicht ausschließen, dass das Gerede eher ein diplomatischer Ringkampf sei, im Vorfeld der geplanten Syrien-Konferenz.

Die Russen deuteten an, Abwehrraketen liefern zu wollen, damit ausländische Mächte sich nicht in den Bürgerkrieg einmischen könnten. Diese Abschreckung kann gegen Israel gerichtet sein, aber auch gegen jene EU-Länder, die mit dem Gedanken spielen, den Rebellen bei ihrem Kampf gegen Assad mit Waffenlieferungen helfen zu wollen. Das europäische Waffenembargo gegen Syrien läuft aus, was Briten und Franzosen die Möglichkeit bietet, die Rebellen in Syrien zu bewaffnen. Zudem widerstreben den Russen die von Amerikanern und Europäern angedachten Flugverbotszonen. Da die syrische Opposition über keine Kampfflugzeuge verfügt, wären Flugverbotzonen nur zum Nachteil Assads. Der könnte dann syrische Städte nicht mehr aus der Luft bombardieren lassen. Mit dem Einsatz russischer Flakraketen wäre der Westen freilich daran gehindert, solche Flugverbotszonen umzusetzen.

Schon wurden Proteste friedensbewegter Menschenrechtsorganisation gegen Pläne der EU und der USA laut, die Rebellen aufzurüsten. Zu möglichen Waffenlieferungen der Russen hingegen war kein Einspruch zu hören.

Mit pazifistischen Motiven wurde argumentiert, dass jegliche Waffenlieferungen Blutvergießen verschlimmern. Diese Vorstellung übersieht, dass der syrische Staat ohnehin über eine hochgerüstete Armee mit Luftwaffe, Raketen und schweren Waffen verfügt. Gewissenlos setzt Präsident Assad seine Kriegsmaschine gegen die eigene Bevölkerung ein. Je nach Quelle sollen inzwischen über 90.000 Menschen getötet, Millionen in die Flucht geschlagen und ein Viertel des Wohnraums in Syrien zerstört worden sein. Ungeachtet der offenen Frage, gegen wen Assad kämpft, oder wer die Rebellen sind, würden Waffenlieferungen  an die Opposition den Bürgerkrieg nicht unbedingt verschlimmern. Vielmehr dürfte noch mehr Blutvergießen angesagt sein, sowie Assads Truppen jetzt auch noch mit erheblicher Schützenhilfe der gut trainierten und ebenfalls hochgerüsteten Hisbollah-Miliz aus dem Libanon die Oberhand in den von Rebellen schon „eroberten“ Teilen Syriens gewinnen sollten. Die bisherige Erfahrung lehrt, dass Assads Soldaten Massaker in Städten und Vierteln anrichten, die zuvor von Rebellen gehalten worden sind, darunter in Homs, Aleppo und demnächst wohl in der umkämpften Stadt Al-Kussair.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

5 Kommentare

  1. Und dann gehts auch noch weiter, weil alles voller Islamisten steckt. Also wie steht es um die „afrikaweite Allianz“ gegen religiösen Extremismus und „Kolonialisierung aller Art“ ?

  2. Sie sehen hier wieder einmal ein eklatantes Beispiel deutscher „pseudolinker“ Politik, die überhaupt nicht links ist. Betrachten sie sie beim „schwärmen“. Uuuhhh, Sowjetunion, eine deutsche Idee. Denen geht es hier nicht um „Menschenrechte“ oder um irgendjemand zu helfen. Das wird dich sofort erkannt. Russland war der „Horror“ schlechthin, China ein Konzentrationslager, heute. Deutscher blöder Kommunismus a la Marx war immer schon ein „Verbrechen“ gegen jede Menschlichkeit. Heute da hängen sie sich Bilder von Castro ins Zimmer und schwärmen von ihrer „pervertierten“ alten Mao, Stalin, oder weis Gott was Connection. Man erkennt sofort, es geht ihnen um „Machspielchen“ und nicht um Menschenrechte. Syrien das beste Beispiel. Nun hat die „sogenannte“ Linke mehr Blut an den Händen kleben, was eindeutig bewiesen werden kann, als die Leute, die bei sowas nicht „zusehen“. Ich finde, aus menschenrechtlichen Gründen hätte man hier „sofort“ eingreifen müssen. Und im Iran, wer kann sowas tolerieren, ausser einem Schlächter ? Nun ist es wohl so, dass Europa heute, nicht Deutschland, wesentlich bessere Solidargemeinschaften entwickelt als diese dummen, blöden, saublöden „deutschen Kommunisten, die Verfechter dieser krankhaften „deutschen Maschine“. Aber nein, da fangen sie schon wieder an zu schwärmen in der „taz“, Kim Jong, Castro, Ahmadienschad, chinesische KP, also hören sie bloß auf, das ist nicht links, das sind Faschisten.

  3. Bei sowas ist es absolute Pflicht, sofort einzugreifen. Und zwar aus „menschenrechtlichen“ und nicht aus wirtschaftlichen Gründen. Ich habe gesagt. sofort am ersten Tag eine Intervention, wobei es vollkommen egal ist, was Russland oder China dazu meinen. Besser sofort eingreifen, und die millitärische Infrastruktur vollkommen „zerstören“, ohne die Zivilbevölkerung zu treffen. Dann hätte man sich tatsächlich 100.000 Tote sparen können.

  4. wenn die Großmächte (? wie groß?) nur halb so viel Geld für das Leben ausgeben würden wie für das Töten, dann wäre wohl überhaupt keine Armut auf der Welt!
    Die Freiheit besteht wohl nicht aus Wahl zwischen Gut und Böse.
    Das wäre ihre Reduzierung.Dir Freiheit besteht unter anderem
    aus der inneren Bewegung ; Freiheit zu ermöglichen. Wenn die russische Politiker die Ãœbereugung sind dort aufzurüsten wo eine fast grenzenlose Armut im Geiste herrscht, wo die arme Kinder eher den Umgang mit der Waffe lernen als ihren eigenen Kreativität zu entdecken, das nenne ich Schuld gegen die Menschlichkeit zu begehen. Wenn nicht eine so demokratisches Land wie Israel eines ist, das Nachbarnland wäre, so wüßten die armen arabische Menschen nicht einmal im Traum, was Freiheit ist. „Arabische Frühling“ ist zumindest ein Versuch gewesen die Maske fallen zu lassen um Freund und Feind in Zukunft mehr unterscheiden zu können.
    Alles einfach schrecklich.Albdruck.
    Schbbes Schalom!
    Zsóka C. Deborah Pathy

  5. „Schon wurden Proteste friedensbewegter Menschenrechtsorganisation gegen Pläne der EU und der USA laut, die Rebellen aufzurüsten. Zu möglichen Waffenlieferungen der Russen hingegen war kein Einspruch zu hören.“

    das braucht man nicht weiter zu kommentieren denke ich,
    nur:
    „Ungeachtet der offenen Frage, gegen wen Assad kämpft, oder wer die Rebellen sind, würden Waffenlieferungen an die Opposition den Bürgerkrieg nicht unbedingt verschlimmern. “
    Die Frage ist ja eher was fuer eine perspektive dahinter
    stehen koennte. wenn ich mir ueberlege, dass bei den rebellen
    die islamisten immer mehr einfluss haben, manche sagen auch
    das sie die bestimmenden faktoren sind. es geht ja bestimmt
    nicth darum zu sehen an wen liefern die russen, also liefert
    man an die anderen.

    die situation in syrien ist absolut unklar fuer mich.

    allerdings sollte man versuchen die situation in jordanien
    stabil zu halten und der regierung dort mehr hilfe fuer die
    fluechtlinge geben.

    J

Kommentarfunktion ist geschlossen.