Israelische Feiertage

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Alle Welt pilgert zu religiösen Feiertagen ins Heilige Land. Doch in Israel gibt es nur drei „gesetzliche Feiertage“ und die sind nicht religiös konnotiert. Während es in Deutschland heißt:  „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt“, kann in Israel jeder nach seiner Fasson selig werden…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 3. April 2013

In arabischen Städten mit christlicher oder muslimischer Mehrheit, in Akko, Nazareth oder Jaffo, käme niemand auf die Idee, am Sabbat die Läden zu schließen. Am Jom Kippur, dem jüdischen Versöhnungstag, fahren in Ostjerusalem sogar die Linienbusse, während im restlichen Land Kinder auf den leeren Autobahnen Fahrrad fahren, Radio und Fernsehen nur pfeiffen und Israels Luftraum gesperrt bleibt.

Der jüdische Staat kennt nur drei gesetzlich geregelte Feiertage und nicht einmal einen einheitlichen wöchentlichen Ruhetag. Vom Parlament beschlossen wurden der Holocaust Gedenktag, der Heldengedenktag für gefallene Soldaten und einen Tag später der Unabhängigkeitstag.

Jeder feiert sonst, wie die Feste gerade fallen, wobei die Stadtverwaltungen auf ihre Bürger besondere Rücksichten nehmen. So ist es im mondänen Tel Aviv „verboten“, während des Pessachfestes öffentlich Brot oder Pizzas zu zeigen. Doch im Süden Tel Avivs, im arabischen Jaffo, hat die legendäre Bäckerei Abulaffia während des Pessachfestes Hochkonjunktur. Da kommen dann die Juden und kaufen duftende Fladenbrote ein, wenn es sonst nur dröges Matzebrot gibt.

Israel ist ein multireligiöser Vielvölkerstaat und selbst innerhalb der Gemeinschaften gibt es Unterschiede. So kann man im jüdischen Tel Aviv fast vergeblich nach koscheren Restaurants suchen. Andererseits gibt es zum Beispiel ultraorthodoxe oder sehr fromme Viertel und Städte, wo die Bewohner am Sabbat mit Polizeigittern alle Zugangsstraßen für den Autoverkehr sperren. Dort sollte man am Samstag auch nicht mit brennender Zigarette spazieren gehen. Andererseits kann es selbst Nichtmoslems in der Altstadt Jerusalems passieren, während des muslimischen Fastenmonats Ramadan angepöbelt zu werden, wenn man vor Sonnenuntergang öffentlich trinkt, raucht oder isst.

Außenstehende werden jetzt die berechtigte Frage stellen, wieso denn in der Armee nur koschere Speisen gereicht werden und wieso die nationale Fluggesellschaft EL AL am Sabbat nicht fliegt. Beim Militär hat man sich auf den „niedrigsten gemeinsamen Nenner“ geeinigt. Koschere Speisen können auch nicht-jüdischen Soldaten, darunter Moslems und Christen, zugemutet werden. Der Beschluss der EL AL den jüdischen Ruhetag zu respektieren, ist rein kommerzieller Natur. Sie ist übrigens keine staatliche Fluggesellschaft. Wer mal am Sabbat vom Ben Gurion Flughafen abgeflogen ist, könnte beobachten, wie Passagiere eine EL AL-Maschine besteigen und wegfliegen. „Dann ist das Flugzeug halt von einer anderen Gesellschaft gechartert worden“, erfährt man auf Nachfrage.

An Ramadan und während des Weihnachtsfestes schmückt die Jerusalemer Stadtverwaltung die Stadttore der Altstadt mit leuchtenden Girlanden und Weihnachtssternen. Der jüdische Bürgermeister zündet am ersten Tag des muslimischen Fastenmonats nahe dem Damaskustor eine Böllerkanone aus türkischer Zeit, um den Moslems bei Sonnenuntergang das Zeichen zu geben: ab jetzt dürft Ihr wieder essen.

Manche Feste werden besonders in Jerusalem doppelt und dreifach gefeiert, vor allem unter den Christen. Während die Westkirchen Weihnachten am 25. Dezember begehen, feiern die Orthodoxen am 6. Januar und die Armenier hinken wegen anderem Kalender sogar erst am 18. Januar nach. Bei Ostern ist das Durcheinander noch größer, vor allem, wenn das jüdische Pessachfest alle paar Jahre mit dem christlichen Osterfest zusammenfällt. Während die westlichen Christen  auf Pfingsten warten, feiern in diesem Jahr die Ostkirchen die Auferstehung erst am 5. Mai.

Bekanntlich ist von christlichen Festen entsprechender Kitsch nicht wegzudenken, vom Lametta für den Christbaum und bis zum Osterhasen. Die globale Weihnachtsindustrie mit blinkenden Lämpchen und anderem Schnickschnack trägt heutzutage den Stempel „made in China“. Das mag der Grund sein, weshalb sich Moslems am Ramadan an diesem Kitsch ebenso bedienen wie ultraorthodoxe Juden. Die dekorieren mit christlichen Engelchen und roten, grünen oder blauen Weihnachtssternen ihre Laubhütten beim Sukkot-Fest im Herbst.

 (C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com