Antisemitismus und Antiziganismus im heutigen Ungarn

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Vortragsveranstaltung in der Liberalen Jüdischen Gemeinde „Etz Chaim“ am 22. November 2012 um 19 Uhr…

In Ungarn existiert eine offen auftretende postfaschistische Bewegung, die Juden, Roma und Sinti bedroht. Ungarns Exekutive und auch die aktuelle Regierung treten diesen politischen Strömungen nicht entgegen, sondern paktieren mit ihnen. Bei den Parlamentswahlen 2010 siegte ein rechtes Wahlbündnis und erhielt eine Zweidrittelmehrheit der Mandate. Dieser radikale Rechtsruck führte dazu, dass Viktor Orbán von der Partei FIDESZ zum neuen Ministerpräsidenten gewählt wurde. Im April 2011 lies er eine neue Verfassung verabschieden, die sich als Grundlagen der Nation in ihrer Präambel unter anderem zu Gott, Stephanskrone und Vaterland, Christentum, Familie und Nationalstolz bekennt.

Seit Machtantritt dieser Regierung erfolgte eine rigorose „Säuberung“ des Staatsapparates, in Rundfunk und Fernsehen wurden alle Leitungsfunktionen neu besetzt und kritische Journalisten mundtot gemacht. Im Kulturbereich wurden z.B. bekennende Antisemiten zu den Leitern des „Neuen Budapester Theaters“ ernannt.

Als drittstärkste politische Kraft, noch rechts von dieser Regierung, agiert die Partei „Jobbik“ , die offen an die nationalsozialistischen „Pfeilkreuzler“ anknüpft (die während der deutschen Besatzung Ungarns aktiv an der Ermordung der Juden beteiligt waren) und auch heute mit ihrer paramilitärischen „Ungarischen Garde“ insbesondere Sinti und Roma auch physisch angreift.

Der Wiener Journalist Karl Pfeifer hielt am 4. November in Jerusalem vor dem Israelischen Rat für Beziehungen
mit dem Ausland einen Vortrag über Nationalismus und Antisemitismus in Ungarn. Er wird eine aktualisierte Version dieses Vortrags in Hannover halten. Darin gibt er einen aktuellen Überblick über die politische Situation in Ungarn und schildert, was in einem europäischen Land passiert, in dem Antisemitismus und Antiziganismus salonfähige Ideologien sind.

Karl Pfeifer, geb. 1928, ist Journalist, lebt und arbeitet in Wien. Er floh vor den Nazis 1938 aus Österreich nach Ungarn und von dort 1943 mit weiteren 50 Jugendlichen nach Palästina. 1946 meldete er sich freiwillig zum Palmach, einer Elitetruppe der Hagana, und kämpfte 1947-1949 im Negev. 1951 kehrte er aus Israel zurück
nach Wien. Karl Pfeifer gehört auch dem Kuratorium des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes an.

Der Veranstaltungsort, das Gemeindezentrum Etz Chaim, befindet sich in der Fuhsestr. 6, 30419 Hannover an der Haltestelle „Stöckener Friedhof“ der Stadtbahnlienien 4 und 5.