Funde in Jerusalems Davidsstadt

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In der „Davidstadt“ südlich des Tempelberges wurden bei einer Archäologentagung die neuesten Funde aus dem ältesten Teil Jerusalems vorgestellt. Beim Eingang zur „City of David“ südlich des Tempelberges stand eine Hundertschaft Polizisten mit Schlagstöcken bereit, rund 70 jüdisch-israelische Demonstranten fernzuhalten. Die meinten, dass „Juden hier nichts zu suchen haben“…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 10. September 2012

Der Sprecher der Demo sagte: „Juden dürfen nicht in Ost-Jerusalem wohnen, weil Ost-Jerusalem eine palästinensische Stadt ist.“ Bei der Tagung präsentierte Professor Gabi Barkay neueste Funde seines Projekts „Aussieben des Schutts vom Tempelberg“. Ab 1999 haben die Moslems auf dem Tempelberg mit Bulldozern ein riesiges Loch ausgehoben, um eine Treppe zu der „Marwani-Moschee“ in den 2000 Jahre alten „Ställen Salomos“ zu bauen. „Ein barbarischer Akt an der heiligsten und historisch bedeutsamsten Stätte der Menschheit“, sagte Barkay. Seit 2004 bearbeiten sieben Volontäre aus aller Welt unter seiner Aufsicht diesen „Abraum“.

Aus Hunderten Lastwagen-Fuhren Schutt kamen kananäische Skarabäen, Götzenfiguren, 4.700 Münzen aus zwei Jahrtausenden und 370.000 farbige Fliesen- und Mosaiksteine zum Vorschein. Identische bunte Steine hatten Archäologen in Palästen des Königs Herodes gefunden. So bestätigte Barkay erstmals einen Spruch aus dem Talmud, wonach Pilger in Jesu Zeit beim Besuchen des Tempels den Eindruck erhielten, ein „buntes Wellenmeer“ zu betreten. Hufeisen und 3836 Nägel bestätigten, dass in „Solomons Ställen“ tatsächlich Pferde standen. Einwandfrei datierbare 3000 Jahre alte Scherben mit Loch bestätigten biblische Berichte, wonach im Tempel des Salomon vor 3000 Jahren sakrale Geräte „markiert“ wurden.

Neuigkeiten boten auch die Archäologen Roni Reich und Eli Shukron. Sie arbeiten in Wasserwerken aus der Zeit der Jebusiter/Kanaanäer unter der Davidstadt und in einem Abwassertunnel, der vom wiederentdeckten biblischen Siloah-Teich, wo Jesus den Blinden heilte, Richtung Norden verläuft.

Unter dem Vorplatz der Klagemauer hat Schukrun „zufällig“ eine riesige Zisterne gefunden. Der Putz sei identisch mit dem Putz in Zisternen an anderen Orten wie Beth Schemesch. Deshalb könne die jetzt entdeckte Zisterne einwandfrei auf das Jahr 1000 v.Chr. datiert werden. Im Putz waren sogar die Fingerabdrücke der Bauarbeiter erhalten geblieben. So wies Shukrun nach, dass der Tempel und die Bewohner Jerusalems vor 3000 Jahren ihr Wasser nicht nur aus der biblischen Gichon-Quelle bezogen, sondern unter der Stadt Zisternen zum Sammeln von Regenwasser in den Fels geschlagen hatten.

Ebenso entdeckte Shukrun, dass die Klagemauer erst 20 Jahre nach dem Tod des Herodes gebaut worden sei. Für die Errichtung der monumentalen Mauer mussten ältere in den Fels gehauene rituelle Tauchbäder (Mikwe) zugeschüttet werden, um der 30 Meter hohen und etwa 3 Meter dicken Mauer ein stabiles Fundament zu bieten. Auf der Höhe des „Robinson-Bogens“ fand Shukrun in versiegelten Tauchbädern 33 Münzen aus dem Jahr 18, als Valerius Gratus der römische Gouverneur unter Kaiser Tiberius war. Damit war klar, dass der im Jahr 4 vor Chr. verstorbene Herodes den Bau der Klagemauer nicht mehr erlebt hat.

Shukrun erwähnte auch Funde, die schon weltweite Schlagzeilen gemacht haben, darunter ein goldenes Glöckchen, wie es mutmaßlich den Saum eines Priestergewandes geschmückt hat. Schukrun hatte es im Abwasserkanal unter der Straße gefunden, über die auch Jesus in den Tempel gelangt sein muss. Ebenso hatte er dort ein gut erhaltenes Schwert mit lederner Scheide es römischen Legionärs gefunden. Eine kuriose Entdeckung war auch der Fund eines Siegels aus dem Halbedelstein Lapislazuli mit einer althebräischen Inschrift: „Für Metanjahu…“ Eine Kopie des Stempels befindet sich heute im Büro des Namensvetters dieser mehrfach in der Bibel erwähnten Person, wobei „Metanjahu“ oder „Netanjahu“ ins Deutsche übersetzt bedeutet: Gott hat gegeben.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

1 Kommentar

  1. Wir schauen durch Scherben, alte Holzstückchen, durch den ganzen archäologischen Krimskrams in die Vergangenheit, wie durch einen zerbrochen Spiegel in eine Szene hinein, die wir verstehen wollen. Ja, noch mehr. Wir wollen verstehen lernen, wie das Leben im Original war, als der Tempel noch stand und G´tt noch mit seinem Volk redete und es warnte. Als noch alle Völker bewundernd auf den Tempel schauten und Israel sich in der Gnade wiegte bis es aus der Wiege flog.
    Wir schauen wie durch ein Schlüsselloch in das Geheimnis Gottes mit der Archäologie, wohl wissend, das der Schlüssel weg ist, wir den Blick zwar frei haben, aber der Schlüssel doch in der Nähe liegen muss.
    Wohl dem, der den Schlüssel findet. Und auf dem steht sicher nicht Netanjahu…, auch nicht irgendein Name.

    Als die Propheten in Jerusalem umher gingen, klebte der Staub Jerusalems auf ihren Füßen und niemand hatte sich darum geschert. Heute pinselt man den Staub säuberlich, herunter, weil man entdeckt hat, dass hinter diesem Staub wertvolles zu finden ist. So ändern sich die Zeiten.
    Und es ist gut so.

    Würde man den Staub von den Füßen Jeremias, Jesajas oder Davids finden, und archäologisieren, er wäre unbezahlbar.
    Aber wie wertvoll ist der Staub, auf dem der Tau der Auferstehung ruht! Hier verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart zur Ewigkeit. Während man in der Archäologie noch immer nach dem Schlüssel sucht.
    Und es ist gut so.

    Wenn man die ganzen Dinge betrachtet, die man so findet, vielleicht kommt die Sehnsucht nach den größten Schatz des Jahrtausends, der verloren gegangen ist in der ganzen jüdischen Geschichte.

    Wer suchet, der findet.

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