Fundsache: Siegel des Samson

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Ein Siegel mit der Abbildung des biblischen Superman Samson, wie er einen Löwen bezwingt, wurde von Archäologen der Tel Aviv Universität auf Tel Beth Schemesch (zwischen Tel Aviv und Jerusalem) in einer Grabungsschicht aus dem 11. Jahrhundert vor Chr. gefunden. Auf dem nur 1,5 cm langen Siegel kann man leicht ein großes Tier und eine menschliche Figur erkennen…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 1. August 2012

Das 11. Jahrhundert vor Chr. war die Periode der „Richter“ in der Bibel, in der auch der Held Samson lebte, der als „Selbstmordattentäter“ die Führung der Philister tötete, indem er die Säulen des Tempels auseinander schob und alle Anwesenden unter den einstürzenden Trümmern begrub. Zuvor erhielt er den Ruf eines Kraftmenschen, weil er einen röhrenden Löwen eigenhändig bezwungen hat (Richter 14). Ob diese biblische Legende tatsächlich auf dem Siegel abgebildet ist, lässt sich nicht beweisen.

Aber immerhin liegt Tel Beth Schemesch nicht weit entfernt von Tel Batasch; identisch mit dem biblischen Timnata. Dort lebte eine Frau der Philister, die sich Samson ausgeguckt hatte. Sein Vater war strikt gegen die Hochzeit.

Ganz aktuell fragte er: „Gibt es unter den Töchtern … in unserem ganzen Volk kein Weib, dass Du hingehst, ein Weib zu nehmen von den unbeschnittenen Philistern.“ Das Siegel wurde nach Angaben von Professor Shlomo Bunimovitz bei einem steinernen Tisch gefunden, der wohl als Opferaltar diente. In der Nähe fand man zahlreiche Knochen. Anhand der Tierknochen können die Archäologen sehr genau die geografische Grenze zwischen dem Reich der Kanaanäer, später Judäa, ausmachen und dem Reich der Philister. Denn die aus der Ägäis stammenden Philister aßen Schweinefleisch, während sich die Judäer, also die “jüdischen” Israeliten von den “Neuankömmlingen” absetzten, indem sie auf den Genuss von Schweinefleisch verzichteten.

In Beth Schemesch, einem Wohnort der Kinder Israel, haben Archäologen fast keine Schweineknochen gefunden, während sie große Mengen Schweineknochen im benachbarten “Timnata” entdeckte, wo nach biblischen Angaben von Samson ausgewählte Philisterfrau lebte.

Die biblische Geschichte von Beth Schemesch repräsentiere laut Bunimovitz eine Art Zusammenstoß der Kulturen, bei dem verfeindete Volksgruppen in einem Grenzgebiet um die Schaffung einer eigenen Identität bemüht seien.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

1 Kommentar

  1. „Bibelkritik“ kommt auch von den „Aufkläreren“.
    So wie deutsche „Beschneidungsgegener“ sich für „aufgeklärt“ halten.

    Archäologie/Geschichte ist bessere Aufklärung, wenn auch nur Stück für Stück.
    Geduld.

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