Die Kompromisse Israels und der Hamas

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Fünf Jahre lang waren Israel und Hamas unfähig, sich zu einigen, um den im Gazastreifen festgehaltenen Soldaten Gilad Shalit auszutauschen….

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 12. Oktober 2011

Für die Hamas war der Soldat ein strategisches Faustpfand. Dessen Geiselhaft setzte Israels Regierung unter schweren inneren Druck und verhinderte, etwa während des Gazakrieges 2008/2009, einen israelischen Kahlschlag gegen die Hamas. Obgleich 2007 an die Macht geputscht unter Missachtung der Osloer Verträge und der Regierungsverantwortung der Autonomiebehörde, hat die Terrororganisation zunehmende internationale Anerkennung gewonnen, indem deutsche Vermittler mit Hamas-Vertretern direkt sprachen, Ägypter in Kairo Botschaften zwischen hochrangigen israelischen Delegationen und der Hamas trugen. Frankreich und andere europäische Länder beteiligten sich an den Bemühungen, was eine zunehmende politische Anerkennung und Akzeptanz der Hamas implizierte.

Aber alles scheiterte immer wieder, weil die Hamas einen extrem hohen Preis forderte, den Israel nicht zahlen konnte oder wollte.

Der Durchbruch kam nach Angaben von Finanzminister Juval Steinitz, weil die Hamas bei einigen entscheidenden Punkten nachgab. Die schlimmsten Massenmörder, die einige der blutigsten Anschläge seit Ausbruch der Intifada organisiert hatten, im Park Hotel in Netanya, im Sbarro-Restaurant, im Café Moment in Jerusalem, oder beim Dolfinarium in Tel Aviv, werden weiter ihre Strafe absitzen. Ebenfalls stimmte die Hamas am Ende zu, dass 280 der Freigelassenen gemäß der israelischen Forderung entweder in den Gazastreifen oder aber ins Ausland deportiert werden. Norwegen und Schweden wurden als Aufnahmeländer genannt.

Die Hamas hat einige besonders prominente Namen von ihrer Forderungsliste gestrichen, während Israel die Zahl der zur Deportation vorgesehenen freigelassenen Gefangenen um die Hälfte reduzierte.

Israel zahle einen „sehr schweren Preis“ sagte Steinitz im Rundfunk, aber es sei die einzige Möglichkeit gewesen, Shalit zu befreien. Militärs und Geheimdienst reden von einer „berechenbaren Gefahr“. Die Aktivitäten der Freigelassenen könnten geheimdienstlich überwacht werden.

Am Wochenende hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unter strikter Geheimhaltung bis tief in die Nacht stundenlange Kabinettssitzungen abhalten, um unter den Ministern eine große Mehrheit für den Gefangenenaustausch zu gewinnen.

Am kommenden Wochenende soll Staatspräsident Schimon Peres 1027 Begnadigungen unterzeichnen. Die Hamas hat derweil dementiert, dass Shalit schon nach Ägypten ausgereist sei, wie es die dpa gemeldet hat. In Israel wird spekuliert, dass Shalit nach Berlin ausgeflogen werden könnte, bis der Gefangenenaustausch unter Aufsicht des Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) teilweise vollzogen worden ist. Es wird damit gerechnet, dass Shalit „bis Mitte nächster Woche“ heimkehren werde, während seine Mutter um seinen seelischen wie körperlichen Zustand bangt. Seit 2009 gibt es kein Lebenszeichen von ihm mehr und die Hamas hat fünf Jahre lang unter Verletzung jeglicher Konventionen nicht einen Besuch des Roten Kreuzes bei dem Gefangenen zugelassen.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com