Flugverkehr von und nach Israel weiter gestört

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Verunreinigungen im Kerosin auf dem Ben Gurion Flughafen, Israels „Tor zur Welt“, haben seit Donnerstag den Flugverkehr von und nach Israel in ein Chaos verwandelt. Die Störungen gehen weiter, weil immer noch nicht die Ursache für die Verschmutzungen, angeblich Öl in den Tanks oder in den Leitungen, gefunden werden konnte…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 8. Mai 2011

Ursprünglich hatte es geheißen, dass noch am Donnerstag verseuchte Benzinfilter nach Deutschland geschickt worden seien, um dort mit Geräten untersucht zu werden, das es in Israel nicht gibt. Zwei Tage später stellte sich heraus, dass die Filter erst am Freitag nach Frankfurt geflogen worden seien. Dann musste aber die israelische Ölgesellschaft Paz eingestehen, dass sich das deutsche Labor weigere, die Filter zu untersuchen. Inzwischen stellt sich heraus, dass es sich nicht um ein deutsches Labor handelt, sondern um eine Einrichtung der amerikanischen Armee, die alles Kerosin für amerikanische Kampfflugzeuge kontrolliert. Das Militärlabor weigere sich, Aufträge von Privatkunden anzunehmen, in diesem Fall der israelischen Ölgesellschaft. Unbeantwortet bleibt die Frage, wieso Paz sich nicht erst bei den Amerikanern erkundigt hat, ehe es die Filter nach Deutschland schickte. Inzwischen wurden Proben des verschmutzten Kerosins an verschiedene israelische Labors geschickt, wobei eines biologische Verseuchungen finden kann, während ein anderes auch sonstige Verschmutzungen analysieren könne.

Am Wochenende „normalisierte“ sich der Flugverkehr wieder auf dem Ben Gurion Flughafen, aber nicht wirklich. Fremde Fluggesellschaften sind weiterhin aufgefordert, ausreichend Benzin mitzubringen, um nach Larnaca auf Zypern oder Amman in Jordanien zu fliegen und dort voll zu tanken. Die Maschinen der nationalen israelischen Fluggesellschaft EL AL werden mit Kerosin aus der strategischen Reserve aufgetankt, das allerdings mit militärischen Tanklastwagen zu den Flugzeugen gebracht werden muss. Die israelische Chartergesellschaft Arkia darf seit Donnerstag immer noch nicht fliegen. Arkia-Direktor Nir Dagan sagte am Sonntag: „Eine solche Krise habe ich noch nicht erlebt und es wird alles nur noch schlimmer.“ Tatsächlich gibt es Benzinmangel oder verschmutztes Kerosin auch auf kleineren Flughäfen in ganz Israels. Der Flughafen Sdeh Dov im Norden von Tel Aviv musste zeitweilig geschlossen werden.

Auf Anweisung des Verkehrsminister Israel Katz wurde ein unterirdischer Tank auf dem Flughafen geleert und gesäubert. Die herausgepumpten 10 Millionen Liter Kerosin werden neu destilliert werden müssen. Das Leeren, Reinigen und wieder Auffüllen des Tanks werde allerdings drei Wochen dauern, hat der Nachrichtendienst Ynet herausgefunden.

Derweil haben zwei Ministerien, das Verkehrs- und das Infrastrukturministerium, jeweils eine eigene Untersuchung der Vorgänge in Auftrag gegeben. Unklar ist, wieso gleich zwei Untersuchungen gestartet wurden. Der Verkehrsminister bestand auf einer Prüfung, weil der Flugverkehr in seinen Amtsbereich fällt, während der Infrastrukturminister für Treibstoffe verantwortlich ist. Einerseits sei es gut, wenn die Ursachen für das Chaos gründlich untersucht würden, andererseits könne es „Durcheinander“ geben, falls die Kommissionen zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen sollten. Nach Angaben der Zeitung Jedijot Achronot sei der wahre Grund für den Kompetenzstreit im Egoismus der beiden Minister, Jakov Katz und Uzi Landau, zu suchen. Die entstandenen Schäden durch die Kerosinkrise werden auf mehrere Millionen Euro geschätzt.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com