„Seht es euch selbst an!“

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Warum ein Besuch in Auschwitz nachdenklich, aber nicht betroffen macht…

Von Nicole Quint

Wie Sprechblasen hängen unsere Atemwolken über unseren Köpfen. Mit eingezogenen Schultern, klappernden Zähnen und albernen Wollmützen sehen wir auch aus wie Comicfiguren. Kein Wunder, es ist schließlich schon Vorwinter in Krakau. Tatsächlich, den gibt es in Polen, genauso wie den Vorfrühling. Sechs Jahreszeiten unterscheidet man hier, und indem man den Winter so hübsch durch Vorwinter und Vorfrühling einrahmt, versucht man zu kaschieren, dass Schnee und Eis die Polen volle sechs Monate, von Ende September bis Anfang April, unter die Fellmützen und vor die Öfen treiben. Meine Finger lassen sich aber vom Vorwinter nicht täuschen. Trotz der Handschuhe sind sie so steif gefroren, dass ich niemandem die Hand reiche, aus Angst, sie könnte unter dem Druck des anderen Griffs zerbröseln wie die Knochen einer Mumie. Auch nach der dritten Tasse Tee fühlt sich mein Körper noch so klamm und kalt an, wie frisch aus dem Eismeer gefischt.

Der Kellner im Hotelrestaurant nähert sich schildkrötenartig mit der nächsten Kanne. Die Rente mit 67 hat er verpasst, jetzt macht er weiter, mit einem Helm aus weißen Haaren und einer schwarzen Samtjacke, an deren Revers so viele Kriegsabzeichen prangen, dass sie das Kinn des Alten metallisch leuchten lassen. Eine ältliche Serviertochter, mit pfauenblau geschminkten Lidern und straff gebundenem Pferdeschwanz ist mit ihm im Dienst. Sie teilt seine gelangweilte Gelassenheit, doch nur er erfüllt seine Aufgabe in diesem Speisesaal mit dem gleichen sozialistischen Charme wie die blickdichten Gardinen, die bordeauxroten Polsterstühle und die staubigen Gummibäume. Zwei Tage lang hat er uns das Frühstück serviert, ohne ein Wort mit uns zu wechseln, nur ein „dzien dobry“ wisperte er zur Begrüßung immer so leise, als gäbe er einen geheimen Zahlencode preis.

Am dritten Tag hörte er uns auf Deutsch miteinander reden, und als er dieses Mal den Tee servierte, fragte er: „Und? Wann fahren Sie nach Auschwitz?“ Er hatte keinen Zweifel, dass wir nicht dorthin fahren würden und nickte wie ein Lehrer, dem der Schüler die richtige Antwort gibt, als wir ihm ankündigten, morgen zu fahren. „Gut, gut, nach Oswiecim. Schaut es euch selbst an!“ Es sich selbst anschauen, mit eigenen Augen sehen, nicht durch die Filter einer Film- oder Fotokamera – ob er das gemeint hat?

Kulissen von Schindlers Liste

Im Eingangsbereich von Auschwitz 1 ist es warm. Vor Besichtigung des Geländes können Besucher Bildbände und Informationsmaterial zum Thema KZ und Nationalsozialismus kaufen oder sich mit Snacks in der Cafeteria versorgen. Im hinteren Teil des Gebäudes hängen Bilder eines Auschwitz-Gefangenen an den Wänden. Unter den Kohlezeichnungen sitzt eine Schulklasse, die auf den Beginn ihrer Führung wartet. Die Kinder packen Pausenbrote, Schokolade und Saft aus. Sie lachen und lärmen, als ginge es in den Zoo oder ins Kino. Auf den Bildern über ihnen sieht man kahl rasierte Schädel, SS-Bewacher mit Gewehren im Anschlag, ein kleines Kind an der Hand seines Vaters, Ankunft neuer Juden an der Rampe von Birkenau und Leichenberge vor einem Krematorium.

„Schaut es euch selbst an!“ Ja, machen wir, aber was gibt es zusehen? Ein Metalltor, Baracken, Stacheldrahtzäune und Besucher mit bunten Rucksäcken. Hier brannte Menschenfleisch, deckte der Gestank von Leichen und Latrinen alles zu, zündete sich ein SS-Offizier eine Zigarette an, während ein anderer das Gas in die Duschräume strömen ließ. Ich spüre den Schrecken nicht, der diesen Ort prägte. Es ist, als liefen wir durch die Hollywood-Kulissen von Schindlers Liste. Nur eisiger Wind treibt mir Tränen in die Augen. Die Kälte macht meinen Körper empfindungslos und friert auch mein Denken ein. Erst als ich vor den riesigen Glaswänden stehe, hinter denen Berge von Prothesen, Bürsten, Schuhe, Schlüssel, Kinderkleider und Haare liegen, setzt das Denken wieder ein: Warum hat man aus Auschwitz ein Museum gemacht?

Hätte er es nicht bleiben können, was er ist? Ein riesiger Friedhof. Millionen Menschen wurden Opfer der Nationalsozialisten – ihre Hinterlassenschaften Objekte einer Ausstellung. Doch das Museumskonzept funktioniert: Wir weinen. Jeder Schuh, jede Küchenreibe, jede Brille – ein Toter.

Massentourismus und Massenvernichtung

Wir laufen die drei Kilometer vom Stammlager Auschwitz 1 nach Auschwitz-Birkenau. Vor dem Besuchertor von Birkenau stehen zahlreiche Charter- und sogar einige Campingbusse: Massentourismus am Ort der Massenvernichtung. Besucher sind auf der Suche nach Toiletten. Auf den Gleisen, die in Birkenau zur Selektionsrampe führten, spaziert eine Gruppe Amerikaner. Ihr Reiseführer hat ihnen eben erzählt, dass die hier Aussortierten sofort in die Gaskammern geschickt wurden. Die Gruppe schlendert weiter zum nächsten Besichtigungspunkt: Highlights des Holocausts.

Was sollten sie auch sonst tun? Es ist ein wunderschöner Wintertag. Schneebedeckte Wege und blauer Himmel verleihen dem Lager etwas geradezu Idyllisches. Die Grausamkeit, das Sterben, die Millionen ermordeter Menschen – sie werden für mich hier nicht realer. Wir leben und frieren, denken ans Mittagessen und an die Heimfahrt. Wir halten uns an den Händen, laufen durch die Baracken, rufen nach unseren Kindern, schalten die Mobiltelefone aus, freuen uns auf einen Kaffee – wir leben. „Ich möchte leben. Ich möchte lachen und Lasten heben und möchte kämpfen und lieben und hassen und möchte den Himmel mit Händen fassen und möchte frei sein und atmen und schrei’n. Ich will nicht sterben. Nein. Nein…“ Das schrieb die siebzehnjährige Selma Meerbaum-Eisinger 1941, ein Jahr bevor sie im deutschen Arbeitslager Michailowka an Typhus starb. Leben – kann man in Auschwitz leben, darf man dort lachen?

Nur gefiltert zu ertragen

Ich kenne jetzt die Lager, aber vom Leben in Oswiecim selbst weiß ich nichts. 800 Jahre alt ist die kleine Stadt. Etwa 40.000 Menschen leben hier. Sie haben ein Einkaufszentrum, Banken, Tankstellen, Imbissbuden. Der Bau eines Krematoriums am Ortsfriedhof wurde untersagt und als Pläne für eine Disco bekannt wurden, gingen in Oswiecim Proteste aus der ganzen Welt ein. Dass Menschen in einer Stadt, die zum Synonym für Massenmord geworden ist, zur Schule gehen, heiraten, Kinder bekommen und glücklich sind – das können wir uns nicht vorstellen. Vergangenheit vergeht dort doch nicht. In Auschwitz verdrängt das Gestern die Gegenwart so stark, dass dort nichts mehr normal sein kann – nichts außer dem Treiben der Touristen: In Auschwitz lassen sie sich unter dem eisernen Schriftzug „Arbeit-macht-frei“ fotografieren wie in Paris vor dem Eiffelturm. „Seht es euch selbst an!“, hatte der alte Hoteldiener gesagt. Machen wir, die meisten können auf ihren Kamerafilter aber nicht verzichten, der verschafft Distanz.

© Nicole Quint, www.quint-und-quer.de

–> Wohnen am Ort des Grauens: Die Auschwitz-Dialoge

7 Kommentare

  1. Met a German Jew in San Francisco, He invited me to a cup of coffee at the furniture mart. I was blond and have blue eyes.—– He told me: I was in the KZ for a month, then they let me out, and I took off, leaving Germany. I felt more like a German, and would have taken on to arrest the Jews. When I saw your blond head and your blue eyes here, I went the other way to avoid you. Then I started to think. He was a child then and had nothing to do with what happened. So, I decided to talk to you. —-My thought was, and I told him so, you must have felt like your mother was doing it to you, seeing you felt to be a German. Thousands of Jews were in the Wehrmacht fighting for their country. Who decided who was Jew or who was German. A distant relative was a Jewish woman and in San Francisco a man asked me about that, as if I would know. Then he said, well, Hitler would make a decision who was, and who was not a Jew. —–It seemed so peculiar to have someone make that statement at that time so much later. I sometimes wonder, why I repeatedly am being asked: „Are you Jewish?“—— As Wikipedia shows, all we Caucasians are what the Romans called Vandals, and they were appalled to see us fighting them, for fun. Language and visual differences raise xenophobia in most people. This leads to fear, and that translates to hate. —–The most aggressive Wehrmacht soldiers were not German, but eastern nationalities, who felt more oppressed than the Germans. I asked some of them late 44, as the front lines came close to our home, about that, and they shook their heads saying you would not comprehend even if I told you. How many of my relatives were murdered by the government then, and how many „fell“ for the Fatherland in the Feld at the same time?

  2. @Haans Schumann
     
    Einigen wir uns darauf, dass es in beiden Ländern Antisemiten gibt, dass sich  polnischer und deutscher Antisemitismus auf sehr verschiedene Weise artikuliert und dass keine der beiden Regierungen, die deutsche wie die polnische, ihre ‚Hausaufgaben‘ zufriedenstellend gemacht hat. Letztere hätten in intensiverer und engagierterer Aufklärung auch noch des allerletzten Bürgers über das jeweilige christlich-jüdische Erbe bestanden.
    Gewiss ist der deutsche Antisemitismus, angesichts Nationalsozialismus und sich über Generationen erstreckender, weite Kreise der deutschen Bevölkerung mit einbeziehender, Belehrung über diese zwölf Jahre Drittes Reich als eine größere Schande anzusehen, als der polnische Antisemitismus, der nicht in einem Genozid endete.
     
    Was Ihre schlimmen Erfahrungen im Lande der Täter anbelangt, so versichere ich Sie meines Mitgefühls; auch ich kenne Juden, die ganz ähnliche Erfahrungen machten und für die danach nur noch die Auswanderung in Frage kam.

  3. Ich habe nicht bestritten, dass es in Polen Antisemiten gibt. Die gibt es auch, leider.

    Als Jude kann ich Ihnen aber versichern, dass es sich in Polen wesentlich besser lebt als in Deutschland, wo ich aufgewachsen bin. Die von Ihnen angeführten Beispiele haben keine Aussagekraft, so etwas könnten Sie überall finden. Wenn es in Polen so schlimm ist, warum müssen dann Synagogen in meiner Heimatstadt Krakau nicht polizeilich geschützt werden, in Deutschland allerdings schon? Warum wurde ich von manchen Lehrern in der Schule benachteiligt, an der Universität von einigen Professoren ebenso? Warum hörte ich so oft „ab ins Gas“, „ins KZ mit dir“ etc.? Etwas Ähnliches ist mir in Polen bis zum heutigen Tag noch nicht ein einziges Mal passiert!

    Reden Sie mit Michael Schudrich, unserem Oberrabbiner, sehr intelligenter und sympathischer Mann. Er wird Ihnen das bestätigen, was ich gesagt habe. Es gibt Antisemiten, aber nicht mehr als in anderen Ländern, nichts Anderes sagt er auch.

    Und ich kann aus eigenen Erfahrungen sagen, dass Antisemitismus sogar seltener auftritt.

    Dieser Artikel entspricht auch eher meinen Erfahrungen: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46332289.html

  4. Zitat: „Die Grausamkeit, das Sterben, die Millionen ermordeter Menschen – sie werden für mich hier nicht realer.“
    Diesen Artikel finde ich sehr interessant verfasst und wahrscheinlich besuchen viele Menschen ein solches ehemaliges KZ wirklich mit dieser Art der „Seelenverfassung“ – am besten die Dinge nicht zu nahe an sich heranzulassen und auf Distanz zu gehen.
    Für mich persönlich wäre dies undenkbar. Auschwitz habe ich zwar noch nie besucht, aber das oberösterreichische ehem. KZ Mauthausen als Zwölfjährige und diese Eindrücke werde ich sicher nie vergessen. An diesem Ort ist sehr stark spürbar, was hier Schreckliches passiert ist; ich kann mich noch erinnern, wie sich meine Ãœbelkeit immer mehr steigerte; die sog. Todesstiege war dann mein „neuralgischer Punkt“, an dem ich mich k.o. geben musste …

    Die Todesstiege
    Zu den besonders schweren Grausamkeiten gehörte die so genannte Todesstiege, eine Steintreppe, die den Steinbruch „Wiener Graben“ mit dem eigentlichen Konzentrationslager Mauthausen verband. Die Beteiligten des Steinträgerkommandos schleppten mehrmals täglich Granitblöcke über die insgesamt 186 Stufen der Treppe 31 Meter nach oben. Die „Todesstiege“ war der Ort zahlreicher Unfälle und Morde an Häftlingen, verübt durch Kapos und die SS-Wachmannschaft.

    Inschrift am Fuß der Todesstiege: Ihre heute gleichmäßigen und normal hohen Stufen waren zur Zeit des Konzentrationslagers willkürlich aneinandergereihte, ungleich große Felsbrocken der verschiedensten Formen. Die oft einen halben Meter hohen Felsbrocken erforderten beim Steigen größte Kraftanstrengung. Die SS vergnügte sich unter anderem damit, die letzten Reihen einer abwärts gehenden Kolonne durch Fußtritte und Kolbenhiebe zum Ausgleiten zu bringen so dass sie im Sturze, ihre Vordermänner mitreißend, in einem wüsten Haufen die Stufen hinunterkollerten. Am Ende eines Arbeitstages, wenn der Aufmarsch ins Lager mit einem Stein auf der Schulter begann, trieben die den Abschluss bildenden SS Leute Nachzügler mit Schlägen und Tritten an. Wer nicht mitkonnte, endete auf dieser Todesstiege.‘

    entnommen aus: http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen#Die_Todesstiege

  5. @Haans Schumann
     
    Mir erschien dieser Beitrag gleichfalls als allzu klischeereich, was Polen und „die“ Polen anbelangt; als von einer typischen 08/15-Deutschen ohne Bezug zum Land und seinen Menschen verfasst, kam er mir vor.

    Polen ist unser Nachbar, aber kaum einer fährt hin. Ist zu ‚uncool‘, zu unspektakulär, zu unpopulär, zu wenig prestigeträchtig, wenn man in seinem Bekanntenkreis ’nur‘ melden kann, „Ich war in Polen“. Da kommt es besser an, in den Kanon der beliebten und unausrottbaren Polen-Vorurteile einzustimmen und sich konform zu geben, wie Frau Quint.

    Punkt.
     
    Auch mein Sohn, Herr Schumann, lebt seit einem Jahrzehnt in Polen und ich fahre immer wieder hin, rede mit den Einheimischen und lese ihre Zeitungen. Und deshalb muss ich Sie aufs Schärfste tadeln, wenn Sie schreiben:

    Ist genauso fern der polnischen Realität wie das deutsche Märchen des “polnischen Antisemitismus”, das alle meine jüdischen Freunde hier so sehr erzürnt.
     
    Der polnische Antisemitismus ist ein Fakt. Er ist wohl nicht so stark ausgeprägt wie der deutsche Juden- und Israelhass, aber zu schreiben „fern der polnischen Realität“ ist schlichtweg falsch.
     
    Nirgends in Deutschland habe ich so viel antijüdische Graffity an den Wänden angetroffen, wie in Polen, nirgends in Deutschland habe ich je an Kiosks Zeitungen gesehen mit geradezu brutal-antisemitischen Losungen wie das in Polen der Fall war und ist. Bereits im Alltagsgespräch mit einfacheren Menschen in Polen kommt immer wieder der Judenhass offen heraus. Was man bei uns höchstens denkt, spricht der polnische Antisemit laut und gestenreich aus.
    Man könnte wohl darüber streiten welche Form die gefährlichere ist, die polnische oder die deutsche, aber eines lässt sich doch nicht in Abrede stellen, nämlich dass der Judenhass in Polen in breiten Kreisen der Bevölkerung anzutreffen ist. Selbstverständlich nicht in Kreisen der gebildeten Oberschicht; hier habe ich gerade in Polen die feinsinnigsten Gelehrten getroffen, denen der heimische Antisemitismus eine große Schande war.
    In Polen leben wesentlich weniger Juden als in Deutschland, man geht von etwa 20 000 aus, umso rätselhafter, warum der alte Hass dort noch so lebendig ist. Der Katholizismus und seine Vertreter, nicht nur Pater Rydzyk, spielen jedenfalls eine bedeutende, judenfeindliche Rolle.
     
    Sehen Sie sich, Herr Schumann, das mal an:
    http://www.youtube.com/watch?v=P0mIcv2vAsM&feature=related
    http://www.youtube.com/watch?v=QWlkOk-mcU0&feature=related
    http://www.youtube.com/watch?v=olFDBeEQYTU&feature=related
    Polnischer Wahlkampf : „Galerie der Juden in Polen“:
    http://www.youtube.com/watch?v=WHvC6krfqvc&feature=related
     
    Jedwabne:
    http://www.youtube.com/watch?v=iaL_uyEcaM8&feature=related
     

  6. Als Deutscher, der seit rund fünf jahre im polnischen Krakau lebt, stört mich der Anfang dieser Reportage so ungemein, dass ich sie gar nicht bis zu Ende lesen möchte.

    „Kein Wunder, es ist schließlich schon Vorwinter in Krakau. Tatsächlich, den gibt es in Polen, genauso wie den Vorfrühling. Sechs Jahreszeiten unterscheidet man hier, und indem man den Winter so hübsch durch Vorwinter und Vorfrühling einrahmt, versucht man zu kaschieren, dass Schnee und Eis die Polen volle sechs Monate, von Ende September bis Anfang April, unter die Fellmützen und vor die Öfen treiben.“

    Im September und Oktober hatten wir dieses Jahr noch Temperaturen über 20°, was nichts Ungewöhnliches ist. Auch heute ist es wieder wärmer als in den meisten Gebieten Deutschlands, Fellmützen trägt hier niemand. Das ganze Bild ist voller Vorurteile und „Osteuropa“-Stereotypen, wie man sie gerade in einem Artikel über Auschwitz vermeiden sollte. Ist genauso fern der polnischen Realität wie das deutsche Märchen des „polnischen Antisemitismus“, das alle meine jüdischen Freunde hier so sehr erzürnt.

  7. http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2005/maerzapril-2005/top-themen/simone-veil/

    Für die Politikerin Veil ist Auschwitz keine historische Formel, sondern eine heutige Herausforderung. „Wir müssen uns wieder engagieren“, appelliert sie. „Wir müssen gegen den Fremdenhass kämpfen, gegen den Antisemitismus, den Rassismus und die Intoleranz.“

    […]

    Wie sie sich gefühlt habe, als sie mit ihren Enkeln durch das Tor von Auschwitz trat, wurde Simone Veil gefragt. Sie zögerte mit der Antwort. Dann sagte sie: „Es ist alles anders jetzt. Es gibt keine Verbindung zwischen der Welt von damals und der von heute. Das sind zwei Leben – aber die Vergangenheit ist immer gegenwärtig.“
    Es war nicht viel Zeit zum Reden an diesem 27. Januar. Das Schweigen war lauter. Aber die Enkel begriffen auch so. Sie nahmen ihre 77-jährige Großmutter wortlos in die Arme.

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