„… ein sehr lebhaftes Vielerlei“ – Der Theatermann und Schriftsteller Rudolf Frank

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Eine Ausstellung von Wilfried Weinke in Kooperation mit dem Deutschen Exilarchiv 1933 – 1945 der Deutschen Nationalbibliothek, 17. September – 23. Dezember 2010…


Ausstellungsmotiv, links: Rudolf Frank als Bauernjunge in der Bauernkomödie „Der G’w issenswurm“ von Ludwig Anzengruber, Meiningen 1910. (Privatbesitz), rechts:  Rudolf Frank, um 1925. (Privatbesitz)

Die Ausstellung „… ein sehr lebhaftes Vielerlei“ – Der Theatermann und Schriftsteller Rudolf Frank in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main präsentiert den Schauspieler und Regisseur, Theaterkritiker und -leiter, Schriftsteller, Hörspiel- und Drehbuchautor, Herausgeber und Übersetzer Rudolf Frank in seiner Zeit (1886 – 1979). Anhand von zahlreichen bislang unveröffentlichten Fotos, Büchern und Textdokumenten, einer Sequenz aus dem Film „Hans in allen Gassen“, einem Rezitationsbeispiel, der Präsentation des Filmes „Der Emigrant. Patriot oder Verräter?“ wird an Leben und Werk von Rudolf Frank erinnert.

Dokumentiert werden sein facettenreiches Wirken als Schriftsteller und Theatermann in der Zeit der Weimarer Republik, seine Ausgrenzung als Jude nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, seine Emigration aus Deutschland, sein Exil in Österreich und der Schweiz, seine Tätigkeit als Übersetzer, die Neu- und Erstveröffentlichung seiner Bücher nach 1945. Im Mittelpunkt steht Franks 1931 verfasster Antikriegsroman „Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua“ (späterer Titel: „Der Junge, der seinen Geburtstag vergaß“).


Rudolf Frank ; Georg Lichey: Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua : Kriegsroman für die junge Generation. – Potsdam: Müller & I. Kiepenheuer Verlag, 1931.
Den Umschlag gestaltete der Bauhaus-Künstler László Moholy-Nagy (1895-1946).

In einer kleinen Kabinettausstellung wird auch an Leben und Wirken der mit Rudolf Frank verheirateten Malerin Anna Frank-Klein (1894 – 1977) gedacht.

„… ein sehr lebhaftes Vielerlei“ – Der Theatermann und Schriftsteller Rudolf Frank
Ausstellung in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main
17. September – 23. Dezember 2010
Montag – Donnerstag 10 – 20 Uhr, Freitag 10 – 18 Uhr, Samstag 10 – 17 Uhr
Sonn- und feiertags geschlossen
http://www.d-nb.de/ 

Begleitveranstaltungen:
19. Oktober 2010, 19 Uhr
Einer der großen Antikriegsromane deutscher Sprache: „Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua“ von 1931. Rudolf Frank als Jugendbuchautor
Vortrag von Prof. Dr. Hans-Heino Ewers und Dr. Gabriele von Glasenapp, Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität Frankfurt am Main

18. November 2010, 19 Uhr
Führung, Gespräch und Lesung in der Ausstellung
Wilfried Weinke, Dr. Vincent C. Frank-Steiner und Jochen Nix

Wilfried Weinke zur Ausstellung „…ein sehr lebhaftes Vielerlei“ Der Theatermann und Schriftsteller Rudolf Frank:

Als die „Jüdische Allgemeine Zeitung“, Berlin, im August 1935 mit dem Abdruck der Erzählung „Nathan und Napoleon“ begann, bat die Zeitung den Autor Rudolf Frank um eine Charakterisierung seiner Person. Seine umfassende Selbstbeschreibung leitete er mit folgenden Sätzen ein:

„Wenn ich nicht ich wäre, sondern bloß über mich zu schreiben hätte, täte ich das unbeirrt von falscher Scham ungefähr auf folgende Weise: ‚Rudolf Frank ist ein sehr lebhaftes Vielerlei. Schauspieler, Regisseur, Bühnenleiter, Dramaturg, Doktor juris, Historiker, Nationalökonom, Schriftsteller, war Redakteur, Verlagslektor und Berichterstatter, hat im Film und Funk gearbeitet, die Werke Heinrich Heines und E.T.A. Hoffmanns herausgegeben und unbekannte Schriften des letzteren entdeckt, einiges über Goethe, Schlegel, Schleiermacher, Dehmel veröffentlicht, Filme, Romane, Jugendschriften geschrieben und sonst noch allerhand, was mir im Augenblick nicht einfällt.“

An das zu erinnern, was ihm damals nicht einfiel, was nach 1945 auf Grund seiner Emigration und seinem Dauerasyl in der Schweiz, aber auch der Vergesslichkeit der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft in Vergessenheit geriet, ist Ziel und Absicht der Ausstellung. Dabei folgt die Ausstellung nicht sklavisch der Lebens- oder Werkchronologie, sondern versucht mit deutlichen Akzentsetzungen das „lebhafte Vielerlei“ des Theatermannes und Schriftstellers Rudolf Frank zu präsentieren.

Das Theater als Leidenschaft

Liebe und Leidenschaft des am 16.9.1886 geborenen Rudolf Frank galt dem Theater. Schon vor dem Ersten Weltkrieg begann seine Theaterlaufbahn. Erste Stationen waren Max Reinhardts Deutsches Theater in Berlin und das Hoftheater in Meiningen. Emanuel Reicher, „Ziehvater“ der deutschen Schauspielkunst, erteilte ihm Schauspielunterricht.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges arbeitete Rudolf Frank u.a. als Oberregisseur, Dramaturg und Direktionsstellvertreter der Münchner Kammerspielen. Sein Engagement trug dazu bei, dass sich dieses Theater zu einer der führenden, modernen Bühnen Deutschlands entwickelte. Hier  förderte er die junge Elisabeth Bergner. Dank der Initiative von Rudolf Frank konnte Bertolt Brechts erstes Theaterstück „Trommeln in der Nacht“ an den Münchner Kammerspielen 1922 uraufgeführt werden. Um die zeitaufwendigen Proben Brechts finanzieren zu können, holte Frank den Volkskomiker Karl Valentin (1882-1948) auf die Bühne der Kammerspiele.

Anfang der Dreißiger Jahre arbeitete Rudolf Frank auch für Film und Funk.

Nach der Romanvorlage „Smarra“ von Ludwig Wolff schrieb Rudolf Frank das Drehbuch für den Tonfilm „Hans in allen Gassen“ sowie die Gesangstexte für dessen Hauptdarsteller Hans Albers. Der Film wurde am 23.12. 1930 im Berliner „Capitol am Zoo“ uraufgeführt. In Österreich lief er unter dem Titel „Das große Abenteuer“.

Anfang der Dreißiger Jahre schrieb Rudolf Frank für den Rundfunk zwei Hörspiele. „Die Schlacht bei Petritsch fand nicht statt“, 1931 vom Berliner Rundfunk gesendet, handelt von einem vom Völkerbund verhinderten Krieg. Das Hörspiel „Wir hatten gebauet ein stattliches Haus. Paulskirche 1848“, unter dem Pseudonym Gregor Mende veröffentlicht, zitiert im Titel ein Lied der Burschenschaften und erinnert an die republikanischen wie demokratischen Ziele der achtundvierziger Revolution.

Für den internationalen Filmfriedenspreis des Völkerbundes hatte der deutsche Prüfungsausschuß, dem u.a. Alfred Kerr, Thomas Mann und Carl Zuckmayer angehörten, 1931 ein von Rudolf Frank und seiner Frau Anna geschriebenes Manuskript für den Lehrfilm „Wir arbeiten“ eingereicht. Auszüge des Entwurfs erschienen im „Berliner Tageblatt“ und in der „Deutschen Zukunft“. Das Manuskript ist verschollen, ein Film scheint nicht realisiert worden zu sein.

Der Schriftsteller

Schon in jungen Jahren veröffentlichte Rudolf Frank erste literarische Arbeiten. 1907 erschien eine Monographie über den Schriftsteller Richard Dehmel. Im gleichen Jahr gab Rudolf Frank eine kleinere Arbeit über Friedrich Schlegels „Lucinde“ heraus. Mit seinem 1909 erschienenen Buch „Goethe für Jungens“ wollte er die Jugend für Goethe interessieren. Dem Theater, seiner eigentlichen Leidenschaft, widmete er zwei Monographien: „Das expressionistische Drama“ (1921) und „Das moderne Theater“ (1927).

Aus all diesen literarischen Veröffentlichungen ragt sein 1931 veröffentlichtes Jugendbuch „Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua“ hervor. Der Untertitel „Kriegsroman für die junge Generation“ war reine Camouflage. Frank schrieb den Roman „zur Warnung für die junge Generation“ vor jeder Form der Kriegsverherrlichung. Der Roman ist ein Plädoyer für selbständiges Handeln und Zivilcourage.

Trotz zahlreicher positiver Rezensionen war dem Roman zu Lebzeiten des Autors nur ein kurzer Erfolg beschieden. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde das Buch verboten, in die „Schwarzen Listen des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ aufgenommen und im Mai 1933 verbrannt.

Selbstbehauptung nach 1933

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten war Rudolf Frank für zwei Monate in „Schutzhaft“ in Berlin-Moabit, aus der er dank der Hilfe Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt und des Schauspielers Otto Laubinger freikam. Eine weitere Arbeit als Schauspieler und Autor war nur noch innerhalb jüdischer Institutionen möglich. Nur unter Pseudonym gelang es ihm, weiterhin zu publizieren. 

Im August 1935 hatte die „Jüdische Allgemeine Zeitung“ Rudolf Franks Erzählung „Nathan und Napoleon“ abgedruckt, quasi als Vorankündigung des unter seinem Namen veröffentlichten Romans „Ahnen und Enkel“ (1936). In diesem Buch, gleich zweifach im „Verlag Ernst Löwe“ sowie in der „Jüdischen Buchvereinigung“ publiziert, bekennt sich Frank zu seiner jüdischen Herkunft. Sein von ihm selbst als „Auswanderer-Roman“ bezeichnetes Buch forderte die noch in Deutschland lebenden Juden zur Auswanderung auf.

 Emigration nach Österreich und in die Schweiz

Im Dezember 1936 emigrierte Rudolf Frank ohne seine Familie nach Österreich. Von Dezember 1936 bis zum März 1938 versuchte Rudolf Frank in Wien beruflich Fuß zu fassen.  In der dortigen, krisenhaften ökonomischen Situation fand er keine angemessene Anstellung. Angesichts existentieller Nöte wandte er sich auf Empfehlung des Schriftstellers Richard A. Bermann (1883-1939) an die New Yorker „American Guild for German Cultural Freedom“. Durch Bermann ermutigt, beteiligte sich Rudolf Frank an einem Preisausschreiben der „American Guild“ für das beste von einem Deutschen im Exil geschriebene, unveröffentlichte Buch. Zwar erhielt sein „Zeitroman“ eine Auszeichnung, die ersehnte Drucklegung blieb jedoch aus.

Nach dem „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich floh Rudolf Frank mit Hilfe eines Schlafwagenschaffners im März 1938 im Nachtzug über die Grenze nach Meran/Italien, von dort wenige Wochen später in die Schweiz, nach Zürich. Das schweizerische Arbeitsverbot unterlief er, indem er erneut unter Pseudonymen veröffentlichte.

Selbst unter den schwierigen Lebensbedingungen des Exils versuchte er, seine Arbeit für das Theater fortzusetzen. Das von ihm unter dem Pseudonym Frank Ruddy übersetzte Schauspiel „Thunder Rock“ von Robert Ardrey erfuhr unter dem Titel „Leuchtfeuer“ zahlreiche Aufführungen. Unter wechselnden Pseudonymen übersetzte er bedeutende amerikanische Autoren. Zur Bestreitung seines Lebensunterhalts war er auf die Unterstützung seitens des „Verbandes Schweizerischer Jüdischer Flüchtlingshilfen“ angewiesen.

Ende September 1939, wenige Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurden Rudolf Frank und seinen beiden, seit einem halben Jahr ebenfalls in der Schweiz lebenden Söhne Vincent und René die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Mitte Dezember 1939 entzog ihm die Universität Gießen den Doktortitel.

Auf Grund der Denunziation eines Schriftstellerkollegen wurde Rudolf Frank im Sommer 1943 inhaftiert. Wegen „unerlaubter Erwerbstätigkeit“ und „Übertretung fremdenpolizeilicher Vorschriften“ wurde eine „lebenslängliche Ausweisung“ erlassen. Wegen Undurchführbarkeit erfolgte eine Internierung in verschiedenen schweizerischen Flüchtlingslagern. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gewährte die Schweiz Rudolf Frank Dauerasyl.

Schweizer Dauerasyl

Nach 1945 bewarb Rudolf Frank sich vergeblich als Regisseur und Schauspieler an Schweizer Bühnen. Für die „Jugendbühne Basel“ übernahm er 1948 die Regie für die Aufführung von Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“. Sein ungebrochenes Interesse am Theater unterstreichen die zahlreiche Kritiken, die er für die „Basler Arbeiter-Zeitung“ schrieb. Sie weisen Rudolf Frank als um differenzierte Analyse bemühten wie stilistisch gewandten Kritiker aus.

1960 erschien Rudolf Franks Autobiografie „Spielzeit meines Lebens“. Erzählungen und Novellen, vor allem aus dem 1936 erschienenen Buch „Ahnen und Enkel“, wurden unter dem Titel „Das Doktorshaus in der Judengasse“ (1961) neuaufgelegt.

In hohem Alter erfuhr Rudolf Frank mehrfache Ehrung. 1966 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1.Klasse verliehen. Seine Heimatstadt ehrte ihn ebenfalls 1966 mit der Verleihung des ältesten Stadtsiegels sowie 1971 mit der Verleihung der „Gutenberg-Plakette“, der höchsten kulturellen Auszeichnung der Stadt Mainz.

Trotz aller Heimatverbundenheit und später Würdigungen seines Schaffens als Theatermann und Schriftsteller lebte Rudolf Frank bis zu seinem Tod in der Schweiz. Er starb am 25.10.1979 in Basel.

Später Widerhall

Drei Jahre nach seinem Tod konnte Rudolf Franks wichtigstes literarisches Werk „Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua“ erneut publiziert werden. Um jede diskriminierende Unterstellung zu vermeiden, erschien das Buch  nunmehr unter dem Titel „Der Junge, der seinen Geburtstag vergaß“.

Die antimilitaristische und pazifistische Intention des Buches traf offenbar den Nerv der Zeit. In einer Zeit, als in der bundesdeutschen Öffentlichkeit um die „Nachrüstung“ und den Nato-Doppelbeschluss diskutiert und in Großdemonstrationen, mit Menschenketten und Sitzblockaden gegen die Stationierung von amerikanischen Mittelstreckenraketen in Deutschland protestiert wurde, wurde das Buch in mehreren Auflagen gedruckt. Übersetzungen erschienen in Holland, Dänemark, Japan, Frankreich, USA und England. Die englischsprachigen Ausgaben erhielten den treffenden Titel „No Hero for the Kaiser“.

Zu den literarischen Auszeichnungen, die das Buch erhielt, zählen insbesondere der 1983 verliehene Jugendbuchpreis „Buxtehuder Bulle“ und der im gleichen Jahr vergebene „Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher“.

60 Jahre nach seiner Entstehung konnte auch Rudolf Franks literarische Verarbeitung seiner Emigration nach Österreich erstmals, allerdings in gekürzter Form erscheinen. Das Buch wurde vom „Aufbau Verlag“, Berlin, unter dem Titel „Fair play oder Es kommt nicht zum Krieg“ (1997) veröffentlicht.

Von der Stadt Mainz herausgegebene Veröffentlichungen widmen sich speziell Rudolf Frank. Sein Name hat mittlerweile Eingang in Lexika zu deutsch-jüdischen Autoren sowie Bücher zum österreichischen und schweizerischen Exil gefunden.

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In einer kleinen Kabinettausstellung wird auch an Leben und Wirken der mit Rudolf Frank verheirateten Malerin Anna Frank-Klein gedacht.

Anna Amalie Frank-Klein wurde am 9.2.1894 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Siegismund Samuel und Antonie Klein. Mütterlicherseits war sie mit dem Maler Max Liebermann verwandt, sie war dessen Großnichte.

Anna absolvierte eine Ausbildung an der Berliner Akademie der Künste sowie bei Kees van Dongen in Paris. Aus der frühen Zeit ihres künstlerischen Schaffens sind von ihr gestaltete Umschläge der „Pandora“-Reihe der Insel-Bücherei überliefert. Ihr Faible für afrikanische oder asiatische Menschen spiegelte die Ausstellung „Indienschau“, die sie 1926 in einer Buchhandlung am Kurfürstendamm zeigen konnte.

1929 heiratete sie Rudolf Frank, 1930 wurde ihr Sohn Vincent Carl, 1936 ihr Sohn René Antonio geboren.

Markant sind Anna Frank-Kleins Porträtzeichnungen der Schriftstellerin Lisa Tetzner (1933), der Schriftsteller Günther Weisenborn (1933) und Carl Zuckmayer (1931). Nach 1933 porträtierte sie Mitglieder des Orchesters des „Jüdischen Kulturbundes Berlin“. Ein halbes Jahr vor seinem Tod schuf sie eine ausdrucksstarke Kohlezeichnung von Max Liebermann.

Nachdem sie ihre Söhne im Februar 1939 bei ihrem in der Schweiz lebenden Mann in Sicherheit wußte, erhielt sie 1940 eine Schiffspassage mit dem fingierten Auswanderungsziel Brasilien. Ihr Versuch, nach Palästina zu emigrieren, scheiterte. Von Haifa aus wurde Anna Frank mit mehr als 1.500 weiteren jüdischen Flüchtlingen im Dezember 1940 nach Mauritius gebracht. Dort war sie als britische Zivilgefangene bis Ende des Zweiten Weltkrieges interniert. Erst im August 1945 bekamen die Internierten die Erlaubnis, Mauritius zu verlassen und nach Palästina auszureisen.

Anna Frank-Klein lebte nach 1945 zuerst in Cholon, einem Vorort von Tel Aviv, seit 1970 in Ramat Ef’al. Auch in Palästina resp. Israel setzte sie ihre schöpferische Arbeit fort. Zahlreiche farbige Pastelle und Aquarelle zeigen Porträts, Landschaften, Alltagszenen. Wiederholt wurden ihre Arbeiten in Galerien in Israel ausgestellt. Anna Frank-Klein starb am 30.7.1977 in Tel Aviv.

Seit 2008 erinnert das Buch „Der Mauritius-Schekel“ an die Geschichte der jüdischen Häftlinge auf der Insel Mauritius. Die Autorin Geneviève Pitot (1930-2002) hatte auf Mauritius Zeichenunterricht von Anna Frank-Klein erhalten.

Die von dem Hamburger Historiker und Publizisten Wilfried Weinke kuratierte und von Uwe Franzen vom Atelier handwerk, Bardowick, gestaltete Ausstellung wird im Anschluß an die Präsentation in Frankfurt in der Universität Gießen, der Universitätsbibliothek Basel und im Rathaus Mainz gezeigt.