Eines der „wichtigsten und größten“ Museen im Nahen Osten, das 1965 vom Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek gegründete Israel-Museum, wurde 30 Monate lang mit einem Aufwand von 100 Millionen Dollar umgebaut, neu gestaltet und erweitert. Mit den „Tote Meer Rollen“ im „Schrein des Buches“, einem Hektar-großen steinernen Modell der Stadt Jerusalem in der Zeit Jesu, und einer halben Million Objekte materieller Kultur aus über einer Million Jahren, zählt das Israel Museum auch weltweit zu einem der bekanntesten Kulturtempel…
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 23. Juli 2010
Als Direktor James Snyder etwa 300 Journalisten zu einer Vorschau des renovierten Museums einlud, war der neu gestaltete Eingang noch eine Baustelle. Ein russischer Neueinwanderer mit blauem Plastikhelm befehligte ein Kommando äthiopischer Besenträger. Kaum vorstellbar, dass alle hölzernen Stufen bis zu den offiziellen Einweihungsfeiern in der kommenden Woche angeschraubt und alle Löcher im Boden fertig zubetoniert sein würden.
Die berühmte Kuppel über den Tote Meer Rollen wird gewaschen
Ein fauler Apfel wurde renoviert
Der amerikanische Architekt James Carpenter hatte erfolgreich die Vorgaben erfüllt, die Neubauten der Landschaft anzupassen und die Ausstellungsräume übersichtlicher zu gestalten. Snyder war voll des Lobes über das gelungene Werk und meinte, dass sein Museum auch architektonisch ein Wegbereiter in der Museumskultur sei.
Das Museum, viel luftiger neugestaltet als früher und leichter zugänglich, hat eine so große und vielseitige Sammlung von der Vorgeschichte bis zur modernen Kunst, dass die Presseleute sich in Gruppen aufteilen mussten, um jeweils nur in einen Teil der Abteilungen zu besichtigen. „Weniger ist mehr“, erklärte eine Kuratorin zwischen Vitrinen mit archäologischen Funden aus der Zeit Jesu. „Wir haben die Objekte so ausgewählt, dass sie jetzt eine Geschichte erzählen und dem Besucher einen vertiefenden Überblick bieten.“ Tatsächlich waren früher die viel kleineren Schaukästen mit 2000 Jahre alten Töpfen, Münzen, Würfeln und Essgeschirr so gefüllt, dass man am Ende kaum noch etwas verstand. Heute stehen da steinerne Amphoren für Wein, wie Jesus sie bei der Hochzeit von Kana erlebte, der Sarkophag des Hohepriesters Kaiphas und eine 3000 Jahre alte Inschrift mit der ältesten Erwähnung des „Haus Davids“. In der archäologischen Abteilung liegt ein großer, teilweise noch mit einer Salzkruste verdeckter hölzerner Anker. Der gehörte einst zu einem Prachtschiff im Toten Meer. Er wurde vor zwei Jahren zufällig gefunden. Da 2000 Jahre alt, kann der Anker nur der königlichen „Jacht“ des Königs Herodes gehört haben.
Neu ist auch ein riesiges Fresko, neun Meter lang und 2,50 Meter hoch, wobei nur der untere Teil erhalten geblieben ist. „Die Kreuzfahrer haben in Jerusalem 30 Kirchen errichtet. Sie waren alle mit Fresken und Mosaiken geschmückt, wurden aber fast ausnahmslos im 12. Jahrhundert vom kurdischen Eroberer Saladin zerstört“, erzählt die Kuratorin der neuen islamischen Abteilung, Naama Brosh. Das riesige Wandgemälde wurde durch Zufall während einer Notgrabung nahe dem „Grab der Maria“ im Jehoschafat Tal in Jerusalem gefunden, wenige Meter vom Garten Gethsemane entfernt. Das Grab der Maria (ursprünglich eine Zisterne) war mal wieder durch Winterregen überflutet worden, sodass die Notgrabung bei den Aufräumarbeiten notwendig geworden war. Zu sehen sind nur noch die Füße von Jesus zwischen Maria und Johannes dem Täufer sowie Dekorationen in leuchtenden Farben. „Ein einzigartiges Meisterwerk.“
In einem anderen Saal wurden eine byzantinische Kirche und eine Synagoge aus der gleichen Periode rekonstruiert. Bei den Christen stand der steinerne Altar hinter einer Marmorabsperrung im Mittelpunkt. In der Synagoge, zum Verwechseln ähnlich gestaltet, gab es die Nische für die Tora-Rollen. In der Kirche schmückten Motive aus der griechischen Mythologie das bunte Boden-Mosaik, während in der Synagoge Samson und andere „Helden“ der biblischen Geschichte im Fußboden eingelassen waren. Der Kurator erklärt: „Bei den Christen war es verpönt, auf den Heiligen herumzutrampeln. Die Juden störte das nicht weiter.“
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com
Besonders zu einer Zeit, da man mancherorts zunehmend meint, dass Kultur (und Bildung!!!) nichts ist, als ein überflüssiger Kostenfaktor, finde ich es wunderbar, dass man sich in Israel nach wie vor bewusst ist, dass der Mensch nur MIT Kultur Mensch sein kann, und dass dies Investitionen lohnt. Habe vor Jahren dieses Museum mit größtem Interesse durchwandert…,
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