Es geht alles vorüber: Joe Fleisch erinnert an Lucie Mannheim

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Der neue deutsche Außenminister und Vizekanzler, Herr Dr. Guido Westerwelle, spricht gerne vom Schneeschippen, als Mittel gegen „spätrömische Dekadenz“. Als Lateiner, der er, seinen Englischkenntnissen nach, wohl gewesen sein muss, sollte er es besser wissen: Das Leben in der Spätzeit des Imperiums war hart, gerade für die unteren Schichten, eben jene, die Schneeschippen sollen, damit ihnen nicht zu wohl wird…

Hat Westerwelle sich vor dem Latinum nicht genug „auf den Hosenboden gesetzt“, wie es sein Gesundheitsminister formulieren würde, wenn jemand „seine Hausaufgaben nicht gemacht hat“? Wie dem auch sei, es geht hier eigentlich um ganz was anderes. Wie kam ich jetzt auf die FDP? Ach ja, wegen der Römer.

Orgie in Joe Fleisch’s Kanzlei:
„Dann ist es mit Hitler und den Bonzen vorbei“…

Wir haben hier keine Römer, wohl aber begabte Gesangs- und Pornostars und einen kulturhistorischen Vergleich: 1942 sang Lale Andersen, auf Befehl des Reichspropagandaministers, Dr. Josef Goebbels, das allseits beliebte „Es geht alles vorüber“… Später nahm auch Lucie Mannheim dieses Lied auf und kündigte den Deutschen, via BBC, die baldige Freiheit an.

Hier das berühmte Badezimmervideo, mit Joe Fleisch in: „Mein Name ist Joe Fleisch„, ein Kurzfilm.
Wir wünschen viel Vergnügen.

Erleben Sie Joe Fleisch zum Gesang von Lale Anderson und Lucie Mannheim in den beiden etwas unterschiedlichen Versionen des unvergessenen Ohrwurms „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei“.

Hören Sie das Ticken der Uhr!
Lucie Mannheim am 18. November 1944 im Deutschen Programm der BBC

5 Kommentare

  1. Schade, dass so wenig über die wirklich große und menschlich höchst sympathische Künstlerin Lucie Mannheim gesagt wurde.

    Hier ihre Fassung von Lilli Marleen. (Das eingestellte Foto zeigt zwar Lale Andersen und die ist auch in den ersten Takten zu hören, dann folgt aber ein kurzer Propagandatext der BBC in deutscher Sprache, schließlich Lucie Mannheim mit einer pazifistisch-kritischen Fassung des Ohrwurms. Auf den Text achten!):

    http://www.youtube.com/watch?v=7YDt2HwCelg

    Lucie Mannheim wurde am 30. April 1899 in Berlin geboren, feierte ab 1922 bereits ihre ersten Erfolge am Berliner Staatstheater mit Rollen, in denen sie die kleine, kesse,aber höchst menschliche Berlinerin spielte.
    Der deutsche Rassenhass zwang sie 1933 zur Flucht nach London bzw. Großbritannien, wo sie bis 1949 lebte. 1943 trat sie in Hitchcocks Thriller „Die 39 Stufen“ auf ebenso wie in einem interessanten britischen Film, der sich „The true story of Lilli Marleen“ nannte.
    Bald nach dem Krieg gab sie Gastspiele in der BRD und trat auch in einigen Filmen auf.
    1967 erhielt sie das Goldene Filmband.
    Am 18.7.1976 ist sie in Braunlage verstorben.

    Sie wäre es wirklich wert, wenn man ihr angemessen gedächte.

    RS

  2. Hier der vollständige Text der Lilli-Marlen- Persiflage von Lucie Mannheim:

    Ich muss heut‘ an Dich schreiben, mir ist das Herz so schwer.
    Ich muss zuhause bleiben, und lieb‘ Dich doch so sehr.
    Dass Du tust nur Deine Pflicht, doch trösten kann mich das ja nicht.
    Ich wart‘ an der Laterne. Deine Lili Marleen

    Was ich still hier leide, weiß nur der Mond und ich.
    Einst schien er auf uns beide, nun scheint er nur auf mich.
    Mein Herz tut mir so bitter weh, wenn ich an der Laterne steh‘
    Mit meinem eig’nen Schatten. Deine Lili Marleen
    Vielleicht fällst Du in Russland, vielleicht in Afrika.
    Doch irgendwo, da fällst Du, so will’s Dein Führer ja!
    Und wenn wir doch uns wiederseh’n, oh möge die Laterne steh’n
    In einem andern Deutschland. Deine Lili Marleen

    Der Führer ist ein Schinder, das seh’n wir hier genau,
    Zu Waisen macht er Kinder, zur Witwe jede Frau.
    Und wer an allem schuld ist, den – will ich an der Laterne seh’n.
    Hängt ihn an die Laterne! Deine Lili Marleen

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