Reinstes aus Schleswig-Holstein: Koschere Milch aus Deutschland

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Rellingens Idylle nimmt Besucher schnell ein: Die kleine Gemeinde in Schleswig-Holstein liegt nicht mal 20 Kilometer von der Großstadt Hamburg entfernt. Doch für die Landwirtschaft bietet sie mit ihren weiten Feldern an dem kleinen Fluss Mühlenau geradezu optimale Bedingungen – unter anderem für die Milchproduktion. In diesem Bereich hat sich in dem Ort eine Besonderheit auf dem hiesigen Lebensmittelmarkt entwickelt: Rellingen ist der einzige Ort in Deutschland, in dem koschere Milch hergestellt und bundesweit frisch geliefert wird…

Landwirt Hans-Hinrich Kruse legt großen Wert auf einwandfreie, natürliche Produkte: „In unserer hofeigenen Molkerei wird die Kuh- und Ziegenmilch pasteurisiert und ohne weitere Behandlung am nächsten Tag ausgeliefert.“ 200 schwarzweiße Kühe und rund 100 Ziegen grasen auf den Weiden rund um seinen Hof. Sie alle wurden dort auch geboren. Im Winter kommen die Tiere in große, komfortable Ställe direkt auf dem Gelände. Von dort stammt auch das Futter. „Die von uns bewirtschafteten Flächen befinden sich zum größten Teil in Landschafts- und Wasserschutzgebieten“, sagt Kruse. „Durch die gute Haltung und durch gutes Futter geben uns die Tiere ihre wohlschmeckende Milch.“

Wohlschmeckend, gesund und vor allem rein – wegen dieser Voraussetzungen hat Kruse vom Hamburger Rabbiner Shlomo Bistritzky das Zertifikat für koschere Produkte erhalten. Die Bestimmungen für den Verzehr von Lebensmitteln sind im Judentum strikt geregelt. Milch ist demnach nur „Chalaw Yisael“, wenn sie von koscheren Tieren stammt und unter strengen Hygiene- und Qualitätsmaßstäben sowie unter Aufsicht eines Juden hergestellt wird. Nur dann darf sie diese Auszeichnung tragen. Für Kruse ist diese Zertifizierung eine Bestätigung seiner eigenen strengen Grundsätze. Gemeinsam mit dem Hannoveraner Zeev Iluz vertreibt er seine koschere Milch sowie zahlreiche Milchprodukte wie Joghurt, Speisequark und Käse deswegen nun in ganz Deutschland. Zuvor war dies lediglich in der Region rund um Rellingen und Hamburg erhältlich.

Chalaw Yisrael (Hebräisch: חלב ישראל‎) bezeichnet alle Milchprodukte, auch Käse und fettloses Milchpulver, die unter Aufsicht eines Juden (Mashgiach) hergestellt wurden. Das Judentum ist strikt was den Verzehr von Lebensmitteln angeht: Es gibt keine andere Glaubensgemeinschaft, die so viel Wert auf kontrollierte Nahrung legt. Die Qualitätskontrolle und -sicherung ist wesentlicher Bestandteil des Herstellungsprozesses. Sauberkeit wird hierbei groß geschrieben. Die Milch enthält keinerlei Chemie. Das bedeutet, dass auch alle wichtigen Nahrungsstoffe enthalten bleiben. Laut jüdischem Gesetz ist die Milch nur koscher, wenn sie von koscheren Tieren kommt, von Kühen, Ziegen und Schafen. Chalaw Yisrael wird entweder auf Milchhöfen produziert, die sich ausschließlich der Produktion von Chalaw Yisrael Milch gewidmet haben oder auf größeren Milchhöfen, die die Zeit hierfür haben.

Der Vertrieb ist eine Herausforderung: Weil koschere Milch keine Zusätze enthält und nach der Pasteurisierung nicht weiter verarbeitet wird, ist sie gekühlt nur rund sieben Tage haltbar. Nur so bleiben jedoch der Geschmack und die Nährstoffe in vollem Umfang erhalten. Eine Spedition liefert die Ware deswegen innerhalb kürzester Zeit vom idyllischen Rellingen ins ganze Land – und dies in umweltfreundlichen Verpackungen: Käse ist in lebensmittelverträglichem Papier eingewickelt, Joghurt und andere Milchprodukte werden in Pappbecher mit Aludeckeln gefüllt. Dadurch ist der Transport leichter und weniger voluminös als in anderen Verpackungen. Das spart Gewicht und Platz, wodurch Speditionsfahrzeuge mehr Produkte auf einer Fahrt transportieren können. Und dies schont ebenfalls die Umwelt.

Internet: koscheremilch.de

19 Kommentare

  1. @ Paul: Ja, „LeMehadrin“ ist ein halachischer Standard, der versucht allen Poskim gerecht zu werden und Ansichten zu berücksichtigen, die Kaschrut besonders verschönern wollen. Nur Lebensmittel, die einen solchen Standard erreichen, werden von Komed vertrieben. Rav Macner nimmt es damit sehr genau. Die Herstellung wird von Talmidim einer Jeschiwe überwacht. Die Produkte tragen daher nicht nur den Hechscher von Rav Macner, sondern auch von Rav Teichtal, Berlin (Chabad) oder auch vom Beit Din Machsike Hadass, Antwerpen.

    @achSchaf: Wenn man seine Haloche richtig gelernt hat,weiß man, daß Chalav Jisroel für alle Jehudim verbindlich ist. (Die Jeckes haben aufgrund eigener Autoritäten eine Ausnahme gebildet). Lediglich aufgrund des Psaks von Rav Moische Feinstein ist heutzutage normale Milch erlaubt – und das kann sich wieder ändern, wenn sich die Umstände ändern. Die meisten Frommen verlassen sich jedenfalls möglichst nicht darauf – hat also mit Chassidim nichts zu tun. Und vor diesem Hintergrund ist es selbstverständlich begrüßenswert, wenn in Deutschland bezahlbare Produkte „Chalaw Jisoel“ hergestellt und vertrieben werden.

  2. Knoblauch? Iranisches Nationalgetränk? Kümmel? Mir wird gleich schlecht. Habe ich mich im Abteil geirrt? Ruft hier der Mulla? Passt hier keiner auf, was erlaubt ist, oder kann sich hier jeder Kümmel… xxx xxxx.

  3. „Ich habe einmal Ziegenmilch getrunken. Leider schmeckt und vor allem riecht man (…), dass die Milch von einer Ziege stammt. Nur mit dem Nasezuhalten beim Trinken wurde es besser. Ich kann deren Milch weniger empfehlen.“

    Sie schmeckt wirklich lecker, wenn Sie eine halbe Knoblauchzehe, gut zerkleinert, zugeben. Den Ziegengeruch werden Sie damit auch problemfrei wieder los.

    Das aromatische Zwiebelgewächs verfeinert übrigens auch den sonst etwas faden türkischen Ayran oder den mit Kümmel garnierten iranischen Nationaltrunk.

  4. Jisroel, ihr Angebot von 14 Euro / kg, Gouda „Chalaw Yisrael“ aus der Uckermark, ist durchaus interessant. Schön, dass man mal davon hört. Vielleicht kannst du ja Nachfrage erzeugen mit der Werbung, falls das bisher gefehlt hat.

    Aber ich habe noch eine Frage zur Firma Koscher Lemehadrin. Koscher Lemehadrin ist doch ein Koscher Standard, einer der strengsten, Ichud BaDaZ, nach ganz bestimmten Batei Din. Wie kann sich eine Firma so nennen? Ich möchte nicht fragen „ist das seriös?“, so wie Du es getan hast, sondern warte lieber Deine Antwort ab.

  5. ein wenig offtopic, aber trotzdem:

    Ziegenmilch im Kaffee, hört sich tatsächlich grenzwertig an, …

    Milch im Kaffee ist grenzwertig, egal ob von der Ziege oder der Kuh!

    Übrigens: The best Ziegenkäse ever: Amalthée

    PS: komische „Maulwurfen“ – da vergeht einem doch glatt der Appetit.

  6. Normalerweise sagt man, über Geschmack lasse sich nicht streiten. Aber offensichtlich geht es vortrefflich, wenn die passenden Zutaten zusammen kommen.
    Ziegenmilch im Kaffee, hört sich tatsächlich grenzwertig an, aber mit Milch kann man noch viel mehr machen, als sie in den Kaffee zu kippen und die Nase zu rümpfen. Ziegenkäse, -Joghurt, -Ayran, -Leben, -Labane, -Paganakis, -Machluw, -Haloumi, was auch immer, manchen schmeckt es ganz gut, und Menschen die keine Laktose vertragen, all zumal. Aber die sind wohl erst recht unerheblich. Brauchen wir also nicht.

    Aber das Geschäftsrisiko tragen doch nicht Sie, Herr „Ach Schaf“. Was also soll das Gegifte? Wenn jemand auf sein Produkt hinweisen möchte, dann kann er das sicherlich tun, aber warum nicht al pi musar yisroel.

    Wenn Sie meinen es gebe bessere und ältere Milch, irgendwo in der Stib von Schmachtenhagen, dann ist das ja schön. Aber wer hat davon gehört? Eine „Handvoll Chassiden“, wie „Ach Schaf“ meint?

    Ein paar Juden haben sich was ausgedacht und wollen womöglich auch noch etwas Geld dabei verdienen. Was ist daran so schlimm? Freuen Sie sich doch. Herr Zeev hatte eben als erster das Vertrauen und den Mut, ein paar mehr Menschen von seinem Plan zu erzählen. Der Erste, der als Erster an die Öffentlichkeit tritt und erklärt, was er für eine abgehobene Idee hat, mag im Vorteil erscheinen, er trägt aber auch das volle Risiko. Was irgendjemand für sich und seine engsten Freunde zubereitet, steht doch auf einem ganz anderen Blatt.

    Also, freuen wir uns lieber auf seinen Erfolg. Nachahmer können sich dann immer noch anhängen. Und wenn er damit baden geht, dann können sie froh sein, dass nicht sie es waren, die eine alte, für viele überflüssige Tradition, versucht haben wieder zu beleben.

  7. Ich habe einmal Ziegenmilch getrunken. Leider schmeckt und vor allem riecht man (auch wenn man sie nur zum Cafe trinken nimmt), dass die Milch von einer Ziege stammt. Nur mit dem Nasezuhalten beim Trinken wurde es besser. Ich kann deren Milch weniger empfehlen.

    @Achschaf

    das ist schon richtig, aber es gibt durchaus Juden (nicht nur Chassiden), die ausschließlich Chalav Israel zu sich nehmen. Wenn man Chalav Israel vor Ort kaufen kann, muss man es streng genommen sogar, dann reicht der Kauf und Genuss von unbedenklicher Milch zum Beispiel nicht mehr aus.

  8. Wieso wird mein Kommentar von heute ca. 12.40 Uhr nicht veröffentlicht? Ist der obenstehende Artikel zur Information oder macht Ihr eigentlich Werbung für Kruse? Dann solltet Ihr es auch als Werbung kennzeichnen! Nicht seriös die ganze Seite!

  9. Ein irgendwie seltsamer Artikel. Ich habe gelernt, dass jede Milch aus jeder Kuh koscher sei. Chalaw Yisrael sei keine zwingende Voraussetzung, zumindest nicht für alle Aschkenasen und schon gar nicht für Sepharden. Hier wird ein Produkt beworben, das weder einzigartig ist, noch für alle nötig, sondern nur für die – in Deutschland lebenden – Chassiden. Also für eine Hand voll Leute 😉

  10. Aber JA,
    für Laktoseempfindliche Klientel haben wir ja die Ziegenmilch und Molkereiprodukten.
    UNSERE ZIEGEN:
    Seit 2003 sind unsere deutschen Edelziegen die neuen Kollegen der Kühe. Angefangen haben wir mit 12 Ziegen, die uns ihre leicht verdauliche Milch gegeben haben. Mittlerweile werden über 100 Ziegen gemolken. Im Herbst gehen die Ziegen dann in den Urlaub (Mutterschutz). Sie sind tragend und bekommen im Februar ihre Lämmer.

    Viel Spaß beim genießen 🙂
    Zeev

  11. Dennoch ist es nun aber schlicht und ergreifend unrichtig zu behaupten, die erste jüdische Milch Deutschlands würde in Rellingen hergestellt. Jüdische Milch aus Schmachtenhagen bei Berlin gibt es seit Jahren unter der Aufsicht von Rav Shmuel Macner mir der Firma Koscher Mehadrin Deutschland. Ein bundesweiter Vertrieb ist bisher mangels Nachfrage gescheitert. Unter der gleichen Aufsicht wird in der Uckermark ein Gouda Chalaw Jisroel hergestellt, der, geschnitten und verpackt, europaweit vertrieben wird (14 €/kg).

    Diebezüglich können gern Anfragen an Fa. Komed, R. Shmuel Macner unter: smacner@googlemail.com gestellt werden.

  12. Das ist Richtigt, man bekommt es in Berlin – aber eben NUR in Berlin! Sie hier oben liefern es nach den ganze BRD und darüber hinaus 🙂 – und zwar REGELMÄßIG – was bei der Milch aus Berlin leider garnicht der Fall ist.

    Lechaim.

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