„Antisemitismus ist unser aller Problem!“

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Ein Interview mit dem Schauspieler und Theaterleiter Gerd Buurmann zur Kölner „Antiwand“…

Von Uri Degania (Köln)

Uri Degania (U. D.): Die vor dem Kölner Dom gelegene sogenannte „Klagemauer“ besteht in Köln seit über 20 Jahren. Seit sechs Jahren hat sie nur noch eine Obsession – vielleicht eine deutsche Besonderheit? – : Eine polemisch-aggressive Beleidigung Israels und jüdischer Menschen. Was war der konkrete Anlass für Deine Anklage gegen den Betreiber der – wie Du es nennst – „Antiwand“, Herrn W. Herrmann?

Gerd Buurmann: Der konkrete Anlass war eine Karikatur, die an der Antiwand aufgehängt wurde, auf der ein Jude abgebildet ist, der ein palästinensisches Kind isst. Die Antiwand ist mir schon lange ein Dorn im Auge, da dort sehr einseitig der israelisch-palästinensische Konflikt dargestellt wird, bei der Israel ausschließlich als Aggressor, Palästinenser aber ausschließlich als Opfer dargestellt werden. Allein dies ist für mich schon ein eindeutiger Verstoß gegen § 130 StGB. Als ich jedoch die Karikatur sah, wurde mir klar, dass meine Einschätzung der Situation als Volksverhetzung von staatlicher Seite geprüft werden muss. Bei dieser Karikatur ist der dort abgebildete Kinderfresser nämlich nicht als Israeli gekennzeichnet, was schon widerlich genug wäre, aber mittlerweile bei vielen in Deutschland leider als akzeptable „Israelkritik“ durchgeht, sondern klar als Jude. Auf seinem „Schlabberlatz“ ist nicht die Israelfahne mit den blauen Tallitstreifen abgebildet, sondern nur der מגן דוד.

U. D.: Was gab es bisher für Reaktionen von Seiten der Kölner Polizei und der Staatsanwaltschaft?

Gerd Buurmann: Der Polizei musste erst einmal erklärt werden, warum die Karikatur antisemitisch ist. Ein Polizist meinte sogar, eine solche Karikatur könne auch im Spiegel erscheinen. Als ich ihm jedoch erklärte, dass dies absoluter Quatsch sei, da die Karikatur offenkundig mit antisemitischen Klischees spielt, hat die Polizei meine Anzeige aufgenommen.

U. D.: Haben sich bereits weitere Kölner Bürger dieser Klage wegen antisemitischer Volksverhetzung angeschlossen?

Gerd Buurmann: Ja. Ich habe bisher nur positive Reaktionen erhalten. Einige Menschen haben ebenfalls Anzeige erhoben. Die Antiwand ist für viele ein Schandfleck im Stadtbild Köln. Man muss sich mal vorstellen, die Stadt Köln leistet sich in ihrem Herzen einen exklusiven Ort für Antisemitismus. Jeder Tourist, der Köln besucht, geht in der Gewissheit, dass die Mehrheit der Kölner nicht nur Israel, sondern Juden hasst. Dies schmerzt einem Wahlkölner wie mir schon sehr. Dabei war die „Klagemauer“ mal ein Ort an dem jeder Mensch seine Sorgen und Nöte kundtun kann. Aber diese Zeit ist längst vorbei. Dort, wo einst die Bürger Kölns für den Frieden demonstriert haben, wird nun der Hass kultiviert! Heute können und dürfen Menschen an der „Klagemauer“ nur noch dann demonstrieren, wenn sie sich als Feinde Israels oder Antisemiten zu erkennen geben, jedenfalls sind dort nur noch Angriffe gegen Israel und das Judentum zu sehen, Walter Herrmann sorgt wohl dafür, dass alle anderen Klagen abgehängt werden. Was Ende der 80er Jahre als Friedensdemo begann, ist zu einem Verbrechen geworden! Es ist, als wäre aus einer Lichterkette mit Kerzen im Laufe der Jahre ein Nazi-Fackelzug geworden – und alle schauen zu.

U. D.: Du hast in dieser Angelegenheit einen langen Brief an wohl alle im Kölner Stadtrat vertretenen politischen Parteien geschickt. Du erwähnst einzig eine Reaktion der Stadtratfraktion der Linken, die Dir die Einleitung einer Anzeige wegen Volksverhetzung empfohlen hätten. Welche Reaktionen gab es ansonsten noch?

Gerd Buurmann: Die FDP hat sich nun positiv geäußert. Ansonsten schweigt die Kölner Politik, mit Ausnahme eines Vertreters der Jungen Union, der mir geschrieben hat, dass er solche „Massenmails“ wie meine berechtige Sorge in Zukunft nicht mehr erhalten möchte.

U. D.: Was würdest Du ansonsten noch für Initiativen gegen diese Form des aggressiven Antisemitismus empfehlen? Gibt es neuere gesellschaftliche Initiativen, gerade aus den Kreisen rund um „Arsch hu! Zäng useinander“ gegen diese antisemitische „Klagemauer“?

Gerd Buurmann: Ich glaube nicht nur an die alleinige Kraft von Initiativen. Ich bin mir sicher dass auch der Mensch als Individuum eine Menge tun kann. Mein Vorbild ist da Rosa Parks. Als Afroamerikanerin wurde sie am 1. Dezember 1955 in Montgomery, Alabama verhaftet, weil sie sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen. Ihr ziviler Ungehorsam löste den Montgomery Bus Boycott aus, der als Anfang der schwarzen Bürgerrechtsbewegung gilt. Hier sieht man, dass ein einziger Mensch eine Menge erreichen kann. Ich kann also nur hoffen, dass es genug Menschen gibt, die Mut zur Selbstverantwortung haben und ihre Stimme für die Gerechtigkeit und gegen den Hass erheben.

U. D.: Eine abschließende Frage: Was für Reaktionen haben Dich von Seiten der Jüdischen Gemeinde bzw. von jüdischen Medien erreicht?

Gerd Buurmann: Die jüdische Gemeinschaft hat angekündigt ebenfalls in der Sache tätig zu werden, und in der Jüdischen Allgemeinen war ein wunderbarer Kommentar von Tobias Kaufmann auf der Titelseite. Ich frage mich jedoch, warum es die jüdischen Medien und die Juden in Deutschland sein müssen, die sich dieses Themas annehmen. Juden sind in dieser Angelegenheit doch eh die gearschten. Warum sollen sie sich jetzt um den Dreck kümmern, der ihnen ins Gesicht geworfen wurde. Ich muss gerade an die Pogromnacht 1938 denken, bei der die betroffenen Juden sich um die Beseitigung der Verwüstung der Pogromnacht selbst kümmern und die Kosten tragen mussten. Warum sollen jetzt schon wieder Juden den antisemitischen Müll in Deutschland weg fegen? Ich denke, dass sich alle deutschen Medien und die Deutschen generell bewegen müssen in dieser Angelegenheit. Antisemitismus ist unser aller Problem!

39 Kommentare

  1. Ist wirklich beunruhigend, dass diese eindeutig antisemitische Karikatur nicht als solches verurteilt wurde vor Gericht. Kann man das gerichtlich nicht weiterziehen? Es kann doch nicht angehen, dass so was durchgeht! Ist für mich enorm enttäuschend, dass Deutschland (und Europa) so wenig dazugelernt hat. Es stimmt mich mehr als traurig, dass Juden auch heute noch ihre Identität als Juden verbergen müssen, um nicht Ziel von Gewaltaktionen zu werden.

    Liebe Grüße

  2. Antisemitische Gesänge: Spielabbruch in Sachsen

    Leipzig (dpa) – Ein halbes Jahr nach dem Neonazi-Angriff von Brandis haben Rechtsextreme in der Leipziger Fußball-Bezirksklasse erneut einen Spielabbruch provoziert.

    Die Begegnung zwischen dem SV Mügeln/Ablaß und Roter Stern Leipzig wurde in der 80. Minute wegen Schmähgesängen einiger der knapp 600 Zuschauer gegen Juden und Homosexuelle abgebrochen. «Das konnte ich nicht länger durchgehen lassen», begründete der Leipziger Schiedsrichter Winfried Bohrmann seine Entscheidung. Zu dem Zeitpunkt führte Mügeln mit 2:0.

    http://newsticker.welt.de/?module=dpa&id=24628726

  3. „Mal schauen, was das für ein “Aufschrei der Anständigen” wird“

    Aufschrei der Anständigen, Willow? Schon hier halten alle die Klappe, wie soll es daher woanders aussehen? Von den Janes und Fischinger erwarte ich natürlich nichts anderes.

    http://www.ksta.de/html/artikel/1270457705965.shtml

    Der Hass im Herzen der Stadt

    Von Emmanuel Nahshon, 22.04.10

    Die Kölner Staatsanwaltschaft hat Anzeigen wegen Volksverhetzung gegen den Macher der „Klagemauer“ vor dem Kölner Dom abgewiesen. Israels Gesandter Emmanuel Nahshon nimmt dazu in einem Gastkommentar Stellung.

    Frieden und Hass

    Ich kann nicht beurteilen, ob es im juristischen Sinne illegal ist. Was ich aber beurteilen kann, ist, dass diese Karikatur erniedrigend und widerlich ist. Sie geht beim besten Willen nicht als Israelkritik durch, die vollkommen legitim ist. Sie hat nichts zu tun mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt, der von beiden Völkern gemeinsam in einer Zwei-Staaten-Lösung überwunden werden wird – auf der Basis von Verhandlungen und eines Endes der Gewalt. Die Karikatur hat auch nichts zu tun mit dem realen Leid von Kindern in Gaza, das eine direkte Folge der Tatsache ist, dass Gaza von einer islamistischen Terrororganisation beherrscht wird. Vielmehr hat das an der „Klagemauer“ gezeigte Bild alles zu tun mit dem Versuch, Juden als Monster darzustellen und Hass zu sähen.

  4. Zur Erlaubnis einer antisemitischen Karikatur in Köln

    Der Gesandte des Staates Israel in Berlin, Emmanuel Nahshon, nimmt zur Zurückweisung der Anzeige wegen Volkverhetzung gegen den Initiator der sog. ‚Klagemauer’ auf der Domplatte in Köln, Walter Hermann, durch die Kölner Staatsanwaltschaft wie folgt Stellung:

    „Ausgerechnet unmittelbar nach dem Yom Hashoa, Israels nationalem Holocaustgedenktag, hat ein deutscher Staatsanwalt Israel-Hassern eine Motivationsspritze verpasst. Wir mischen uns nicht in Entscheidungen von Justizbehörden in Deutschland ein. Gleichzeitig sind wir aber überzeugt, dass die Karikatur eindeutig antisemitischen Charakters ist und dass sie zu Hass und Gewalt anstachelt.

    Die Behauptung, man müsse zwischen dem Hass auf das jüdische Volk und dem Hass auf den Staat Israel unterscheiden, ist absolut unangemessen und hat einen schlechten Beigeschmack. Wenn man eine Figur mit einer israelischen Flagge zeigt, die ein palästinensisches Kind verschlingt, erinnert uns das an die niederträchtigsten Ritualmordanklagen des europäischen Antisemitismus. Der Judenhass hat zur Katastrophe geführt, und die Ermutigung dieses Hasses unter dem Deckmantel der ‚Meinungsfreiheit’ und vermeintlicher ‚politischer Kritik’ führt zur gleichen Art von Hass und Gewalt.

    Zu unserem Bedauern ist die Ritualmordanklage juristisch bestätigt worden.

    Trotz des Beschlusses der Staatsanwaltschaft werden wir mit dem öffentlichen und moralischen Kampf gegen jede Erscheinung von Judenhass in Deutschland fortfahren.“

    (Botschaft des Staates Israel Berlin, 16.04.10)

  5. Der Antisemitismus in Deutschland ist nicht tot. Er hatte nach 1945 nur eine kurze Verschnaufpause (das Töten von 6 Millionen Juden war ja auch sehr anstrengend). So langsam normalisiert sich alles wieder.

  6. Verfahren wegen Volksverhetzung eingestellt

    Eigentlich habe ich es nicht anders erwartet, aber trotzdem bleibt es in meinen Augen ein Skandal und hinterlässt einen sehr bitteren Beigeschmack.

    Nun ist es offiziell. Das Ermittlungsverfahren gegen Walter Herrmann auf Grund meiner Anzeige wegen des Verdachts auf Volksverhetzung (Aktenzeichen 121 Js 51/10) wurde eingestellt. Die Begründung der Staatsanwaltschaft ist dabei äußerst dubios.

    http://tapferimnirgendwo.blogspot.com/2010/04/fur-wen-redet-die-kolner.html

    Die Staatsanwaltschaft hat das Wort
    Mit der folgenden Begründung wurde meine Anzeige wegen Volksverhetzung gegen Walter Herrmann abgelehnt:

    http://tapferimnirgendwo.blogspot.com/2010/04/die-staatsanwaltschaft-hat-das-wort.html

  7. „Man wird wohl davon ausgehen müssen, dass diejenigen, die unseren Beiträgen positiv gegenüber stehen, die unsere Gedanken nachvollziehen können und ebenfalls den Antisemitismus verabscheuen, eine Art ’schweigendes Leserkontingent’ darstellen und sich eben nicht melden, nicht kommentieren, aus welchen Gründen auch immer.“

    Ich meinte weniger diese Menschen, die es ganz sicher gibt, als diejenigen, die bei jeder Gelegenheit gegen Israel zu gackern wissen. Hier sind sie zu auffallend schweigsam.

  8. @Yael
    Ich spreche häufig Deutsche auf den Antisemitismus und die weitverbreitete Xenophobie in diesem Land an; manche konnte ich auch dazu überreden, den einen oder anderen meiner haGalil-Beiträge zu lesen; anderen Landsleuten sogar ein laues Eingeständnis abringen, dass in unserem Land doch ’ne Menge faul sein muss. Aber das war’s dann meistens auch.

    Juden kennt fast keiner, der Bezug fehlt, das Verstehen entsprechend; Zeit für irgendetwas außerhalb der Arbeits- und Familienwelt hat auch keiner (so behauptet er/sie jedenfalls gern und oft) und unser Staat ist froh, wenn über Minderheiten bzw. Migranten nicht diskutiert wird.

    Umso wichtiger, dass engagierte Privatleute auf den Plan treten.

    Warum setze ich mich ein und auseinander? Warum erscheine ich Ihnen als Ausnahme in der deutschen Masse der Desinteressierten, Unengagierten, Teilnahmslosen? Ja, warum?

    Weil ich selbst seit meiner Kindheit mit dem Thema Integration, Abneigung gegen ‚Fremde‘, Unverständnis, Lüge Heuchelei, krankhaftem ‚Patriotismus‘ konfrontiert war und bin und weil ich meinen, leider inzwischen verstorbenen, Angehörigen, Ãœberlebenden der Shoah, mein Wort gegeben habe, Alles dazu beizutragen, um ein Vergessen zu verhindern.

    Oft frage ich mich, ob ich, wenn ich auch so ein Schweinefleisch (igitt!) verzehrender 08/15-Teutone, so ein geselliger reichsdeutscher ‚Reinarier‘, so ein ‚monokulturaler‘ Piefke bzw. so ein Katholik oder Evangele ‚von der Stange‘ geworden wäre, ob ich dann ebenfalls so gleichgültig hätte werden können, wie meine abgestumpfte Umgebung. Ich weiß es nicht, verdammt noch mal, ich weiß es wirklich nicht.

    Im Übrigen bleibe ich bei der Meinung, dass es sehr wohl sinnvoll wäre, Briefe bzw. Mails an die Verantwortlichen in diesem Land zu richten, Briefe, die aufmerksam machen müssen, durch ihre Anzahl.
    Ferner bin ich überzeugt von der bitteren Notwendigkeit, über den Antisemitismus und den christlichen Antijudaismus aufzuklären und dieses Thema auch im privaten Gespräch grundsätzlich nicht auszusparen (etwa aus Rücksicht auf die braven, aufgeklärten, geläutert erscheinenden ‚guten‘ Deutschen).
    Steter Tropfen höhlt den Stein. Deutschland muss sich wandeln, es bleibt ihm auch nichts anderes übrig, bei der zunehmenden Zahl an Migranten aus verschiedenen, zum Teil sich feindselig gegenüberstehenden, Kulturen.
    Schlimm nur, dass dieser Übergang für einige tatsächlich mit seelischen und körperlichen Schmerzen verbunden sein wird.

    =======================================================

    „Sie sehen doch schon hier, auf einer jüdischen Seite, deren Betreiber Juden sind und die auch das eine oder andere berichten können: Kaum Resonanz auf die oben aufgezählten antisemitischen Ausfälle…“

    Genau darüber, Yael, habe ich mich mit den Verantwortlichen dieser Plattform kürzlich ausgetauscht.
    Man wird wohl davon ausgehen müssen, dass diejenigen, die unseren Beiträgen positiv gegenüber stehen, die unsere Gedanken nachvollziehen können und ebenfalls den Antisemitismus verabscheuen, eine Art ’schweigendes Leserkontingent‘ darstellen und sich eben nicht melden, nicht kommentieren, aus welchen Gründen auch immer.

    Ich bitte herzlich solche Leser, sich doch noch zu ‚outen‘ und ihr Schweigen zu brechen. Bitte sagen Sie uns Ihre Meinung!

    Danken Sie nicht mir, Yael, der Dank gebührt haGalil!

  9. @Robert

    „Wie man’s dreht oder wendet – die Schuld trägt unsere dumme, unfähige, einfallslose Bundesregierung.“

    Nun, dieser „neue“ Judenhass ist in praktisch allen westeuropäischen Ländern anzutreffen – neben dem allgegenwärtigen eher „traditionellen“ – ich fürchte, da haben viele Regierungen über viele Jahre versagt.

    In Berlin speziell kommt noch ein sehr eigenartiges Agieren des rot-roten Senats hinzu, das, freundlich umschrieben, leider eher kontraproduktiv ist…

    Nicht ganz passend aber irgendwie eben doch – auf der Suche nach wirklich guter Baklava die Bäckerei „Al Manar“ (das Firmenlogo vom Hisbollahsender geborgt) entdeckt, ein Besuch in der Gegend ist wirklich interessant…

  10. Wissen Sie Robert, was die Polizei Juden empfiehlt?

    Die Angst läuft mit:

    „Die Polizei rät Juden, aus Sicherheitsgründen ihren Glauben in der Öffentlichkeit nicht mehr zu zeigen.“

    So sieht es heute in Deutschland aus. Ausgerechnet hier. Was will man dazu noch sagen? Kapitulieren scheint die einzige Empfehlung zu sein.

    „Ich habe mein Malzbier ausgetrunken und laufe durch Kreuzberg. Gerade hat mir in der Bergmannstraße wieder ein arabisch aussehender Bodybuilder-Typ im Vorbeigehen „Scheißjude“ zugeraunt. Zum dritten Mal heute.“

    http://www.streitbar.org/artikel.php3?id=189

    Natürlich kann man sich beschweren oder Briefe an den Senat schreiben, nur sind die genauso hilflos und ich fürchte, mehr als nur die üblichen Betroffenheitsworte werden dabei nicht herauskommen.

    Sie sehen doch schon hier, auf einer jüdischen Seite, deren Betreiber Juden sind und die auch das eine oder andere berichten können: Kaum Resonanz auf die oben aufgezählten antisemitischen Ausfälle, als ginge es hier niemanden irgendetwas an und wäre ein Problem, das schön weit weg sei, z.B. am Nord- oder Südpol. Ein anderer verlinkt einen Artikel über „Deportationen“ von Palästinensern ausgerechnet in einem Artikel über Yom HaSchoa. Da bleibt einem schlicht die Spucke weg.
    Der Antisemitismus nimmt doch immer mehr zu, aber jucken tut es doch fast niemanden. Ich vermisse einfach Mitmenschlichkeit. Judenhass passiert doch auch viel zu oft genug unter dem Mantel der Israel“kritik“. Wenn Deutsche solche Spezialisten des Kampfes gegen Judenhass wären, wie sie sich im Falle Israels tag täglich gebärden, wäre Judenhass und die Angst von Juden durch den immer potentiell vorhandenen Hass auf der Straße kaum so ein großes Problem. Das klingt alles sehr negativ, ich weiß, aber mein Vertrauen in europäische und vor allem deutsche Nichtjuden ist im Laufe der Jahre immer kleiner geworden.

  11. Es sollte jeden anständigen Menschen zutiefst beschämen, was Sie da über die Berliner Verhältnisse schreiben, Yael.
    Wie man’s dreht oder wendet – die Schuld trägt unsere dumme, unfähige, einfallslose Bundesregierung.

    Wie viele Möglichkeiten gäbe es die Kultur-Budgets sinnvoller zu nutzen als idiotische und absolut unnötige Wagnerfestspiele und anderen nationalen Blödsinn aus Prestigegründen zu veranstalten!
    So könnte man, gerade in Berlin, regelmäßig Jugendfestspiele für Sport und Denksport organisieren, könnte Musikevents mit aktiver Beteiligung der jugendlichen Gäste abhalten, Theater- und Filmfestivals speziell für die Berliner Multikultijugend ins Leben rufen. Könnte allgemeinen Teamgeist und bleibendes Gemeinschaftsgefühl beim Spiel gemischter Mannschaften fördern. Müsste allerdings auch schöne Preise für die Sieger in Aussicht stellen…
    Alles, um Vorurteile und Vorbehalte zwischen jungen Muslimen, Juden und Christen allmählich und wirksam abzubauen.

    Man könnte wohl, wenn man nur wollte, wenn man die Notwendigkeit hierfür erkennen würde, wenn man die nötigen Gelder eben sinnvoller als bisher ausgeben würde.

    Aber nein, wir deutschen Deppen denken gar nicht daran, einmal innovativ was Neues zu machen, einen noch nicht beschrittenen eigenen Weg zur ‚Befriedung‘ und Annäherung unserer den drei Weltreligionen angehörenden Jugendlichen zu beschreiten!

    Selbst auf die Gefahr hin beim ersten Mal noch nicht den gewünschten Erfolg verzeichnen zu können, würde sich so eine Initiative schon lohnen, denn die Jugend sähe – hoppla, wir sind ‚denen da oben‘ doch was wert und ’sie‘ kümmern sich um uns.

    Nur, darauf, dass im Land der Denker und Henker die große Politik ausnahmsweise mal die richtige Jugendpolitik einleitete, darauf wird man wohl weiter vergebens warten müssen.

    Du Schandland – Deutschland.

    Dennoch können wir alle was tun, um die Situation zu ändern:
    Briefe, Mails und andere Proteste gegen die Tatenlosigkeit und Unfähigkeit an unserer Staatsspitze richten und ihnen gehörig ‚einheizen‘. Erfahrungsgemäß bewegen Politiker immer dann ihre phlegmatischen Ärsche, wenn sich eine gewisse Anzahl von Bürgern ‚meldet‘ und ihren Unmut bekundet, bzw. wenn die Presse und die anderen Medien erstmal die Notwendigkeit erkennen zu berichten.

    Schreiben Sie einen Brief an den Senat von Berlin, Yael, und beschweren Sie sich! Animieren Sie Ihre Freunde und Bekannten es ebenso zu tun. Wenn das mehr Leute machen, folgt auch eine Reaktion! Gerne berichte ich dann über Ihre Bemühungen.

  12. Cast Lead aftermath: Anti-Semitism on the rise worldwide

    On eve of Holocaust Day, Institute for Study of Contemporary Anti-Semitism and Racism report shows that in wake of Operation Cast Lead, 2009 was worst since monitoring of anti-Semitic acts began 20 years ago. Number of violent incidents totaled 1,129 last year compared to 559 in 2008

    http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3874185,00.html

    Robert, ich kann nur von mir sagen, dass ich nicht mit meinem Davidstern im Sommer durch Berlin gehe, einfach weil es leider sehr gefährlich werden kann, wenn man als Jude oder Jüdin erkennbar ist oder erkannt wird. Und das passiert nicht irgendwo auf der Welt, sondern unter anderem mitten in Deutschland und kaum einen in diesem Land scheint das besonders zu beunruhigen. Immer wieder heißt es bei allen möglichen Anlässen: “Nie wieder” oder “Wir haben aus der Vergangenheit gelernt”. Nur sieht man kaum, wo das geschehen sein soll.

  13. Ich lasse mir von keinem deutschen Polizisten mein Magen-David-T-Shirt ausziehen, meine Magen-David-Fahne vom Auto entfernen oder mich davon abhalten mein Modellflugzeug mit einer Magen-David-Flagge durch die deutschen Lüfte zu bewegen!

    RS

  14. http://tapferimnirgendwo.blogspot.com/2010/04/das-neue-deutschland.html

    Das neue Deutschland.

    Folgende Urteile, Entscheidungen und Rechtfertigungen wurden in den letzten zwei Jahren in deutschen Gerichten gefällt.

    Da eine Frau in Bochum eine Israel-Flagge nur gezeigt aber nicht verbrannt hatte, wurde sie zu einer Geldstrafe von € 300,- verurteilt.

    Da eine Person in Duisburg eine Israel-Flagge an seinem Fenster befestigt hatte, stürmte die Polizei die Wohnung, um die Flagge zu entfernen.

    Das Zeigen einer Karikatur auf der ein Jude ein Kind verspeist ist in Köln erlaubt und laut Kölner Staatsanwaltschaft nicht antisemitisch!

    Noch deutlicher kann es Deutschland nicht machen: Juden dürfen in Deutschland beleidigt werden, aber ihr Stolz wird gerichtlich beschränkt. Solidartiät mit Juden darf es in Deutschland nicht geben und wenn sich doch so etwas wie Solidarität regt, dann schreitet ein deutsches Gericht ein.

    „Wirklich schade. Da passieren solch heftigen antisemitischen Vorfälle und es scheint kaum einen zu interessieren. Hallo! Das passiert hier in Deutschland!“

    Ja, Michal, das ist deutsche Realität wie sie leibt und lebt. Gerade auch hier.

  15. und, herr experte fischinger? finden sie die berichte über oben genannten antisemitischen vorfälle auch lächerlich? oder warum kommt von fast von keinem deutschen user ein wort dazu, die sofort da sind, wenn „kritik“ an israel geübt wird? das passiert bei euch deutschen hier und es scheint niemanden besonders zu interessieren! wie kommt das denn? ist antisemitismus zu prophan als das man sich hier einmal äußert? wo sind denn eure meinungen dazu, wo ist eure empörung die immer nur dann auftaucht, wenn das böse israel mal wieder etwas „schreckliches“ tut?
    ich höre gern zu, meine damen und herren deutschen?

  16. @Marie

    Es stimmt wohl… doch glaube mir, ich habe mehr als oft darüber nachgedacht wie es wäre wenn es anders wäre…

    Wenn die Weltgemeinschaft unsere … lecken würde und uns ungerechter weise beistehen… wenn sie uns für bezahlte Killer verwenden würde… Wenn wir so Hasserfüllt und so Blut gierig wären…

    ..und ich kann dir sagen auch wenn es mir gelegentlich den Magen und Hals zusammen zieht wenn die schon in der Dunkelheit ihre gejaule los lassen aus der 4-5 Minaretten/Moscheen die in der Hörweite sind… und wenn am Abend noch ballern, so das wir nicht mehr Gassi gehen, sondern darf der Hund d Garten begießen, dennoch sage ich dir, ich bin sehr dankbar das es nicht umgekehrt ist! Das nicht wir die Blut gierige, Hasserfüllte, die bezahlte Killer die von diese so Ungerechte udn Juden/Israelhassende Welt d Hintern gekrochen wird… Glaube mir, ich – und meisten von uns! ertragen es besser so wie es ist, als wenn es umgekehrt wäre…

    ..ich weiß das kein Volk/Land/Nation uns beisteht, und d USA uns auch nur seit immer als Joker benutzt hat, sondern einige aus d Völker es sind, die erfasst haben wo d Wahrheit liegt… Doch vor allem freue mich darüber das der EWIGER Gerecht ist und ER hat Macht unsere Situation zu verändern.. und auch das von all unser Feinden…!

    Gruß

    Tiqvah Bat Shalom
    Jerusalem

  17. Lächerlich!
    Wäre es umgekehrt und Israel würde als Opfer dargestellt werden, und die Palästinenser als die Bösen, wäre es kein Problem.

    Nur weil das Juden sind gibt es mal wieder EXTRA-Rechte und EXTRA-Gesetze…

  18. Nahost im hohen Norden
    Wenn Hitler als coole Nummer gilt und man über den Holocaust lachen darf – in Oslo und Malmö hat der Judenhass Einzug gehalten

    Aldo Keel ⋅ In Norwegen sorgen Fernsehreportagen über Judenhass an Schulen für Aufsehen. Da klagt ein Vater, halbwüchsige Muslime hätten seinen Sohn erhängen wollen, weil er Jude sei. Lehrer sprechen von «notorischem Mobbing». Hitler gelte als «coole Nummer», der Westen als jüdisches Protektorat. Lektionen über den Holocaust würden mit Hohngelächter quittiert. Einen üblen Einfluss hätten Fernsehsendungen aus dem Nahen Osten, die per Satellit zu empfangen sind. Szenen einer palästinensischen Station zeigten Kinder im Primarschulalter, die sich bereit erklärten, Juden zu töten, falls es Allah wünsche.

    2009 wurden in der Provinz Schonen doppelt so viele antisemitische Straftaten registriert wie im Vorjahr. Ein Brandanschlag auf die Kapelle des jüdischen Friedhofs, Grabschändungen und fortgesetzte Bedrohung jüdischer Ladeninhaber wurden verzeichnet. Ein Künstler stellte Büchsen mit der Aufschrift «Zyklon B – Giftgas» vor das jüdische Gemeindehaus. Im benachbarten Helsingborg wurde versucht, die Synagoge in Brand zu stecken.

    Reepalu forderte in einem am Holocaust-Gedenktag veröffentlichten Interview Malmös jüdische Gemeinde auf, sich von den Übergriffen der Israelis in Gaza zu distanzieren. Auch sagte er, es sei nicht Malmös Problem, wenn Juden nach Israel ziehen wollten. Jetzt soll ein Dialogforum Spannungen abbauen.

    http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/nahost_im_hohen_norden_1.5346985.html

  19. Tja Michal, „müßte“ – zumal es auch ein offenes Geheimnis ist, daß Bevölkerungsgruppen die für Juden „problematisch“ sind auch besondes häufig gegen erkennbare Nicht-Heten gewalttätig werden… sozusagen die, deren Namen nicht genannt werden darf 😉

  20. Beschimpft, gejagt, geschlagen – gleich zwei antisemitische Vorfälle hat es am vergangenen Wochenende in Berlin gegeben. Die Jüdische Gemeinde warnt vor Gewalt von Migranten.

    Bei einer Auseinandersetzung in der U-Bahn sind in der Nacht zu Sonnabend auf dem Bahnhof Güntzelstraße in Wilmersdorf zwei 23-jährige Frauen und ein 25-jähriger Mann von Unbekannten – einer davon soll augenscheinlich aus einer Einwandererfamilie stammen – antisemitisch angegriffen worden. Dem 25-jährigen Opfer wurde eine Flasche auf dem Kopf zerschlagen. Zuvor sind die drei gefragt worden, ob sie „Juden“ seien.

    Die Jüdische Gemeinde Berlin sprach am Montag von „jugendlichen Schlägergruppen“, die immer häufiger aus Zuwandererkreisen stammten. Einer Einschätzung der Amadeu-Antonio-Stiftung zufolge ist Antisemitismus in „großen urbanen Wohnquartieren mit überwiegend muslimischer Wohnbevölkerung“ ein ernstes Problem. Gesicherte Zahlen über den ethnischen oder religiösen Hintergrund antisemitisch aufgefallener Täter in Berlin gibt es nicht. Es sei aber nötig, erklärte die Jüdische Gemeinde, endlich Ursachen und Auswirkungen von Antisemitismus, besonders unter jungen Türken und Arabern, zu erfassen.

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/Polizei-Justiz-Juedische-Gemeinde-Uebergriffe;art126,3070204

  21. “Antisemitismus ist unser aller Problem!”

    Skandinaviens Juden fühlen sich nicht mehr sicher

    Zwischen Dänemark und Norwegen steigt die Anzahl antisemitischer Ãœbergriffe. An norwegischen Schulen bekommen jüdische Schüler gelbe Sterne auf den Rücken geklebt und müssen hören, dass „alle Juden erschossen“ gehören.

    http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/546769/index.do?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do

  22. Nein Schula, es ist nicht die deutsche Geschichte, sondern die deutsche Gegenwart in der sich gewisse Linke als vulgäre Antisemiten (laut EUMC-Definition) entpuppen.
    All das hat nichts mit einer zulässigen Kritik zu tun. Hier werden Grenzen überschritten.
    Als Antisemit wird auch Hermann Dierkes, Aktivist Der Linke in Duisburg geoutet. Gysi und Pau distanzieren sich zwar, jedoch bleibt Dierkes Mitglied.
    Die CDU hat es anders gehalten mit Hohmann.
    Wird Dierkes diejenigen klagen, die ihn beschuldigen ein Antisemit zu sein?

  23. http://www.welt.de/debatte/weblogs/Boess-in-Berlin/article6766718/Was-damals-Recht-war.html

    Wenn er Gaza mit dem Warschauer Ghetto vergleicht, ist das vielleicht übertrieben, aber hat er nicht grundsätzlich Recht? Es ist ja schlimm, was da passiert. Wir unterstellen dem Israelkritiker grundsätzlich gute Absichten, auch wenn er in der Wortwahl vielleicht über das Ziel hinaus schießt. Aber warum eigentlich? Bietet die deutsche Geschichte Grund zur Annahme, dass Judenfeindlichkeit etwas Harmloses ist?

  24. Jacob, das Internet ist voll davon und bei den meisten sitzt der Provider im Ausland. Dann kann man gar nichts tun.
    Wo willst du anfangen und aufhören? Man muß nur Kommentare bei der Welt usw. lesen, dort toben sich zum Beispiel genügend Antisemiten aus. Es ist leider unendlich.

  25. @Michal
    Ich mache keine Werbung für diese Seite – das würde anders aussehen. Ich stelle sie an den Pranger. Was dort an Müll produziert wird, ist dermaßen jenseits von gut und böse, dass es als abschreckendes Musterbeispiel für den Antisemitismus der Pseudolinken dienen sollte.

    Solche Auswüchse zu ignorieren, halte ich wiederum für die schlechteste von allen möglichen Optionen. Es sollte, im Gegenteil, sogar eine Schwarzliste geben, wo vergleichbare Inhalte festgehalten werden und, wenn möglich, geahndet werden, wie man es im Kampf „gegen rechts“ bereits tut.

  26. Nein Michal, im Gegenteil – ich finde auf solche Jauchegruben kann nicht oft genug hingewiesen werden… oder glaubst du, ansonsten wär jemals der Judenhasser von der Domplatte zum öffentlichen Thema geworden?

  27. Hallo!

    Die „Klagemauer“ in Köln ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich habe diverse Internetforen und Blogs durchstreift und konnte meinen Augen nicht trauen, was da an Müll zusammenkommt. Kleine Kostprobe? Ich zitiere wortwörtlich:

    ____________

    IDF = unmenschliche Massenmörderbande, so war die SS beispielsweise eine frühe IDF
    Israel = Nazistaat (gegründet durch Nazi-Sympathisanten, strukturell faschistisch in seinem Wesen und Methoden), so ist Honduras ein entfernt israelartiger Staat
    Mossad = gefährlichste und verabscheuungswürdigste Terrororganisation der Welt, so ist Al-Qaida beispielsweise eine schlecht Mossad-Imitation
    Knesset = Faschistischer Großrat des Mörderstaates Israel
    Israelsolidarität = Kollaboration mit dem zionistischen Nationalsozialismus (Adolf Eichmann: “Zionisten sind gute Nationalsozialisten”)
    Israelisches Aussenministerium = Ministerium für internationale Lügen

    (Quelle: http://www.mein-parteibuch.com)
    ____________

    Gegen solch paranoide, judenfeindliche Hetze sieht selbst die NPD verdammt alt aus…

    Ich hätte vor ein paar Monaten nicht erwartet, so viele antiisraelische Ressentiments vorzufinden. Was ich vorfand, hat mir die Augen geöffnet. Ja, der Antisemitismus ist nicht totzukriegen. Und ja, er geht uns alle an.

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