Nach langen und geheimnisvollen Monaten im Amt des Außenministers, in welchen man irrtümlicherweise annehmen konnte, er falle ihm schwer, sein Amt mit Inhalt und konkreten Taten zu füllen, stellt sich nun endlich heraus, womit Avigdor Liebermann den Großteil seiner Zeit verbringt: Er schaut sich türkische Fernsehserien an und sucht anti-israelische Inhalte…
Von Assaf Gefen, Jedioth Achronoth v. 15.01.2010
Die harte Linie Liebermanns, der seinen Leuten die Anweisung erteilte, streng und aggressiv auf jede antisemitische Botschaft oder auf unüberzeugende Dialoge in türkischen Serien zu reagieren, ist eine mutige Maßnahme obwohl klar ist, dass die türkische Serie nicht mehr als ein Symbol für eine weitaus breitere anti-israelische Tendenz ist.
Diese Woche wurde die strenge Linie des Außenministeriums mit dem Sofa-Trick Ayalons upgegradet. Für das nächste Treffen ist geplant, dass der Botschafter auf allen Vieren steht und Ayalon auf ihm sitzt. Das Außenministerium erklärte, es handle sich hier nicht um Ego oder Ehre, die unnachgiebige Stuhl-Politik sei hingegen eine sachliche Maßnahme, die allen Staaten ein für allemal klar machen soll, dass mit dem anti-semitischen Kindergarten Schluss ist.
Die Schemel-Doktrin des Außenministers besagt, dass die Erniedrigung, die sie erfahren mussten, die Türken zu der Erkenntnis gelangen ließ, uns in Zukunft mit Würde zu begegnen. Jetzt werden sie natürlich ihre neuen muslimischen Freunde zum Teufel schicken und in die Arme Liebermanns und Ayalons zurückkehren. Araber verstehen ja nur Gewalt, und Muslims sind gewöhnt, auf dem Boden zu sitzen.
Ehrlich gesagt- jeder Versuch, die Maßnahmen Liebermanns in Begriffen der Diplomatie oder internationaler Beziehungen zu erklären, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Er betrachtet sich ja gar nicht als Außenminister, sondern als Erziehungsminister. Der Erziehungsminister der Welt. Der Mann, der alle bösen Kinder in der Welt tadelt und ihnen Manieren beibringt. Von ihm inspiriert verhält sich Israel im letzten Jahr wie eine internationale Kindergärtnerin, die den schmutzigen Mund der Welt mit Seife auswäscht. Nicht umsonst wählte Liebermann Ayalon, der aussieht wie Super-Nanny im Anzug, zu seinem Stellvertreter.
Das Außenministerium strebt danach, „die Welt zurechtzuweisen“, aber wer im Moment nicht genau weiß, wo unser wirklicher Platz in der Welt ist, das sind wir. Israel ist heute wie ein verwirrtes Baby, das sich als Erwachsener ausgeben will. Dem Außenminister muss dringen Ritalin verschrieben werden.
Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv