Ein Arzt in Tel Aviv hat eine Therapie entwickelt, durch die Verbrennungsopfer schneller geheilt werden sollen – und die macht auch noch Spaß: Um psychische Folgen durch Brandnarben zu verhindern, zocken die Patienten Computerspiele…
Allein die USA verzeichnen im Jahr rund eine halbe Million Verbrennungsopfer. Ein Drittel von ihnen trägt bleibende Schäden davon. Nicht selten sind diese auch äußerlich. Eine der größten Schwierigkeiten für Verbrennungsopfer ist es deshalb häufig, mit ihren bleibenden Narben zu leben und sich selbst zu akzeptieren, auch wenn sie nie wieder aussehen werden wie früher. Eine neuartige Beschäftigungstherapie aus Tel Aviv verspricht nun eine schnellere Heilung für solche Patienten, insbesondere soll sie Depressionen vorbeugen. Dazu müssen die Geschädigten nichts weiter tun, als Computer zu spielen – und zwar mithilfe des „Sony Playstation EyeToy“. Dies berichtet das Internetportal „Israel 21c“.
Spieler sieht sich selbst und gewinnt Selbstbewusstsein
Dr. Joseph Haik hat seine konsolenunterstützte Methode schon 2006 an der Universität Tel Aviv getestet und in der von ihm geleiteten Verbrennungsabteilung des Krankenhauses Tel HaSchomer eingeführt. Der „EyeToy“ besteht aus einer Webcam, die die Bewegungen des Spielers registriert und auf einen Bildschirm überträgt. Der Benutzer sieht sich also selbst während des Spiels zu. Das nutzt Haik, um die realistische Selbstwahrnehmung seiner Patienten zu unterstützen.
„Bei unserer Methode schauen die Patienten in den ‚EyeToy‘ und sehen ihr auf den Fernseher projiziertes Bild. Das Spiel (…) hilft ihnen anzunehmen, wie sie mit den Verbrennungen aussehen. Das kann dabei helfen, Depressionen zu bekämpfen, das Selbstbild zu verbessern und es ermutigt Patienten weiterzumachen, wenn andere Beschäftigungstherapien fehlschlagen“, erklärt der plastische Chirurg und Verbrennungsspezialist.
Besonders die Selbstwahrnehmung sei wichtig, um eine schnelle Heilung herbeizuführen. Depressionen und andere psychische Beeinträchtigungen könnten eine Heilung schwieriger und schmerzhafter machen, als sie eigentlich wäre. Deshalb sei die „EyeToy“-Methode besonders wichtig, denn das Spiel zeige den Patienten ihre Verletzungen auf originelle Weise. „Schon früh ein Verständnis dafür zu bekommen, wie ein Patient für andere aussieht, ist später ausschlaggebend, um Selbstwahrnehmungsprobleme zu überwinden“, sagt Haik. Zudem würden die Patienten durch die Beschäftigung mit dem Spiel von ihren teilweise furchtbaren Schmerzen abgelenkt.
Haik hat seine Therapie schon Organisationen für Verbrennungsopfer auf der ganzen Welt vorgestellt. Nun hofft er darauf, dass sie bald auch in anderen Krankenhäusern angewandt wird. Die Anschaffungskosten zumindest hielten sich wohl in Grenzen. Schließlich brauchen die Abteilungen nicht mehr, als eine Computerkonsole. (PRO)
inn, 10.06.2009