Vom eigenen Stein getroffen

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Ein palästinensischer Steinewerfer im nördlichen Westjordanland hatte Pech. Er bewarf vorbeifahrende israelische Fahrzeuge. Ein Stein traf den Reifen eines schnell fahrenden Siedlerautos, wurde zurückgeschleudert und prallte gegen die Schläfe des Palästinensers. Herbeigerufene Sanitäter konnten nur noch seinen Tod feststellen…

Ein Kommentar von Ulrich W. Sahm, 19.01.2009

Dieser kuriose Zwischenfall könnte gemäß dem Prinzip, „Wer dem anderen eine Grube gräbt“, auch die Lage um den Gazastreifen beschreiben.

Die Hamas und ihre Gefolgsleute werden nicht müde, Israel des Staatsterrorismus, der Völkerrechtsverstöße und anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bezichtigen. Deshalb brauchte die Hamas gemäß ihrem Selbstverständnis keinen akuten Anlass, um Israel durch massiven Raketenbeschuss im Dezember zum Einmarsch und Überraschungsschlag im Gazastreifen zu provozieren.

Doch weder Ägypten noch die palästinensische Autonomiebehörde, weder Jordanien noch Saudi Arabien, von Israel ganz zu schweigen, konnten diesem Leichtsinn der radikal-islamischen Organisation zustimmen. Ägyptens Präsident Hosni Mubarak hatte seine Wut über die Hamas gar offen ausgesprochen, indem er sie bezichtigte, seine dringenden Warnungen vor einem frontalen Waffengang mit Israel in den Wind geschlagen zu haben.

Am ersten Tag der vorläufigen Waffenruhe, als die Menschen sich nach drei Wochen auf die Straße wagen konnten, wurde das Ausmaß der israelischen Schläge erkenntlich. 4000 Häuser wurden gemäß ersten Bestandsaufnahmen völlig zerstört. 20.000 wurden erheblich beschädigt. Die meisten dieser direkt getroffenen Häuser müssen freilich in dem vermeintlich „dichtest besiedelten Gebiet der Welt“ leer gewesen sein, denn es wurden rund 1300 getötete Palästinenser gezählt. Vermutlich stimmt die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen nicht, zumal es Hinweise gibt, dass die Hamas ihre Toten seit dem ersten Schlag am 27. Dezember verheimlicht. Arabische Journalisten filmten fast ausschließlich Frauen und Kinder bei ihrer Einlieferung in das Schifa-Hospital, nicht aber junge Männer in Tarnuniform. Die Bilder gingen um die Welt und dienten mit Erfolg dazu, Israel eines „Massakers“ an Zivilisten zu bezichtigen.

Ob nun tatsächlich Israel gesiegt hat, wie Ministerpräsident Olmert behauptete, als er die einseitige Waffenruhe verkündete, klingt fragwürdig, zumal heutzutage Kriege nicht auf dem Schlachtfeld entschieden werden, sondern auf dem Fernsehschirm. Mit Hilfe von Allah, so der Hamaschef in Gaza, Ismail Hanija, reklamiert deshalb die Hamas für sich den Sieg. Olmert erklärte, dass die Hamas schwer geschlagen worden sei. Auch dies lässt sich leicht relativieren. Solange die vielen zerstörten oder beschädigten Häuser von hilfsbereiten Arabern zum Preis von zwei Milliarden Euro wieder aufgebaut werden sollen und die kriegsbedingte humanitäre Not umgehend mit Millionen Euros europäischer Steuerzahler behoben wird, muss sich die im Gazastreifen herrschende Hamas keine Sorgen machen. Die Kriegskosten tragen Andere, nicht die Hamas. Auch die vielen Toten sind kein Grund für ein zweites Nachdenken, wenn der Auslandschef der Hamas im Exil in Damaskus erklärt: „Jeder Konflikt kostet Opfer“.

Nach Beginn der von Israel verkündeten Waffenruhe hat die Hamas bewiesen, dass sie auch militärisch ungeschlagen blieb. Zur Demonstration schoß sie eine vorläufig letzte Runde von zwanzig Raketen auf Israel ab. Und warum sollte man nicht den Siegesparolen der Hamas-Sprecher glauben, wonach ihr Wille ungebrochen sei und ebenso ihre Fähigkeit, weiterhin neue Raketen zu bauen oder zu importieren.

Wenn sich also beide Seiten als Sieger präsentieren, menschliche Opfer offenbar nur in Europa als Problem empfunden werden und Hamas wie Israel schwören, auch künftig ihrem jeweiligen Feind die Stirn bieten zu wollen, dürfte – mangels Entscheidung – die nächste Runde schon vorprogrammiert sein. Allein die Frage, ob das schon in sieben Tagen oder erst in drei Jahren passiert, bleibt offen.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

10 Kommentare

  1. @ Tiqvah:  Es war, glaube ich, Churchill, der sagte: „Es gibt die einfache Lüge, die gemeine Lüge und die Statistiken.“
    Dazu kommt noch, dass Statistiken verschieden gelesen und interpretiert werden können. Das schönste Beispiel dafür ist das vierteljährliche Zahlenspiel der Bundesargentur für Arbeit.

  2. In der tat wurden keine „Kämpfer“ als Märtyrer gezeigt sondern vorwiegend nur Kinder und Frauen. Bei d Bilder  wobei vor allem  die verpackte Toten lagen, da waren sicherlich die Männer schon so eingepackt dabei, dass man ihr Geschlecht entnehmen konnte, doch nicht ihre Teilnahme an terroristische Organisationen nicht erkennen…

    Doch ich glaube wohl nicht dass der Hamas d Zahl der Toten nach unten korrigiert hätte, da ja auch nicht alle Tote in d Medeine vorgestellt waren, doch die gezeigt wurden, die waren sher oft um d Leid einprägend deutlich zu machen…
    http://d.yimg.com/us.yimg.com/p/ap/20090119/capt.6edeea54dbe9421cbaffb2a93cbdfdfd.mideast_israel_palestinians_jrl179.jpg?x=400&y=250&q=85&sig=HectSb6eWnmTw67L_PJsAg–

    http://d.yimg.com/us.yimg.com/p/ap/20090119/capt.f20ce8b35e3c4aa0beea69c90fb721fa.mideast_israel_palestinians_jrl176.jpg?x=400&y=241&q=85&sig=gqvJBW8UwUbDfYWFBYRSCg–

    http://www.aljazeera.net/mritems/images/2008/1/15/1_752750_1_34.jpg

    http://www.islam-projekte.com/vasallen/vasallen/_data/tote.jpg

    Hier auf diese Bilder sahen wird dass sehr wohl vermutbar ist dass dabei die „Märtyrer beklagt werden…doch sichrelich hätte sehr viel genützt eine glaubwürdige statistik, wobei aufgeführt wären

    1) Angehörige von terroristische Organisationen: (Hamas, Fatah, Jihad usw.)

    2) Von Terroristen, an Zerstörung verurteilte Orten hingebrachte Personen:  a) Männer b)Frauen c) Kinder

    3) Personen die ermahnt worden zu gehen, da Israel d Objekte beschießen wollte und nicht gegangen sind , und zurück blieben selbst un Familie um als Märtyer zu sterben.

    4) Von der eigene Terroristen oder von Zivilpersonen getöteten, bzw. sich in Häuser aufgehalten die als Waffenlager dienten, und selbst explodierten…

    5) Die als Kriegsopfer zählende, die trotz ermahnung getroffen wurden von israelische Waffen.

    Der Nummer 5 ist aber natürlich ebenso gegeben in ein Krieg, wie auch Unfälle wiees bei der erste Toten und Verletzten Soldaten war.

    Doch wie gesagt, würde helfen wenn man solche Statistken die auch Glaubwürdig sind vorhanden wären, doch sicherlich ist keine gemahct worden.. und wenn ja, dann welche auf d man sich gewiss nicht verlassen kann…

    Tiqvah Bat Shalom

  3. @ Amal
    Vor einigen Tagen (Samstag nachts) kam ein Bericht im englischsprachigen Teil Al Djazeeras. Ein arabischer Reporter (Quatar???) filmte im Shifa – Krankenhaus. Sein Kommentar (aus dem Gedächtnis): Viele verletzte Kinder und Jugendliche werden eingeliefert. Wie viele davon wirklich Zivilisten sind, kann aber nicht festgestellt werden. Schon die Jungen und Jüngsten stehen an der Seite ihrer kämpfenden Väter und Brüder.

  4. „. Das mag schon sein, nur aber ist es erstens normal, dass jede Seite ihr Leid zur Schau stellt und versucht Unterstützung für die eigene Sache zu finden. Was denn sonst? Israel macht genau dasselbe.“
    Nein, Israel macht eben nicht dasselbe oder wo siehst du ständig Bilder von verletzten, blutüberströmenden Kinder und anderen Menschen  aus Israel, wie es die Gegenseite propagiert (wenn du jetzt das Gegenteil behauptest, muss man deinen Eindruck als ausschließlichen subjektiven bewerten)? In Israel und unter Juden wird darüber diskutiert, ob man nicht selber mit dieser „Art“ der Berichterstattung weiter kommen könnte. Der Konsens ist: Nein, wir wollen uns nicht auf das selbe Niveau begeben wie der Gegner.

  5. Eine gewisse Unlogik ist darin:

    „4000 Häuser wurden gemäß ersten Bestandsaufnahmen völlig zerstört. 20.000 wurden erheblich beschädigt. Die meisten dieser direkt getroffenen Häuser müssen freilich in dem vermeintlich “dichtest besiedelten Gebiet der Welt” leer gewesen sein, denn es wurden rund 1300 getötete Palästinenser gezählt. “

    Sahm vermutet also mehr Tote, den Angaben zufolge zurecht.

    Darauf deutet auch hin: „Vermutlich stimmt die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen nicht, zumal es Hinweise gibt, dass die Hamas ihre Toten seit dem ersten Schlag am 27. Dezember verheimlicht.“

    Dann aber geht er vom sachlich-logischen Bereich zur Propaganda über und bezichtigt die „Gegenseite“ der Propaganda: „Arabische Journalisten filmten fast ausschließlich Frauen und Kinder bei ihrer Einlieferung in das Schifa-Hospital, nicht aber junge Männer in Tarnuniform. Die Bilder gingen um die Welt und dienten mit Erfolg dazu, Israel eines “Massakers” an Zivilisten zu bezichtigen.“

    Hierzu zwei Bemerkungen
    1. Das mag schon sein, nur aber ist es erstens normal, dass jede Seite ihr Leid zur Schau stellt und versucht Unterstützung für die eigene Sache zu finden. Was denn sonst? Israel macht genau dasselbe.
    2. Im Bemühen die Vorwürfe gegen Israel zu entkräften und die arabischen zivilen Opfer herunterzuspielen, deutet er an, dass die Gesamtzahl der Getöteten sogar noch höher sein dürfte.

    Auch hier könnte man sagen, „wer anderen eine Grube gräbt“.

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