Immer noch tabu: Bayern war die Mutter des NS

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Man sollte es nicht für möglich halten, aber es ist so, im stolzen Bayernland: Da gibt es sehr viele Leute, gefühlt weit mehr als die Hälfte, die man befragt, die immer noch nicht wissen, dass der Nationalsozialismus ein legitimes Kind Bayerns war…

Von Robert Schlickewitz

Eigentlich sollte es ja allen mündigen Bürgern hinreichend bekannt sein, eigentlich, sollte man meinen, müsste darüber nicht weiter gesprochen werden, eigentlich…

Aber das Nichtwissen um das ungeliebte Eigengemachte begegnet einem fast so häufig wie einem Bayern begegnen.

Wie ist sowas nur möglich?

Liegt’s vielleicht am überkandidelten Bayernstolz, oder an der nicht minder fragwürdigen bayerischen Selbstverliebtheit, oder lediglich an der für viele Bayern so typischen Gedankenlosigkeit?

Oder wie sonst soll man sich das allzu häufig angetroffene Nichtwissen erklären?

Dabei liegt es doch auf der Hand.

Hier nochmal die Fakten für all jene, die in der Schule nicht aufgepasst haben, oder schon wieder alles vergessen haben, oder die historische Wahrheit  aus andern Gründen noch nicht haben an sich herankommen lassen (wollen):

1)—Bayern war bereits lange vor Hitler der wohl deutschlandweit zurückgebliebenste Landstrich. Noch weit bis ins 18. Jahrhundert hinein fanden in Bayern Hexenprozesse, nicht selten mit tödlichem Ausgang, statt; man darf wohl davon ausgehen, dass dies mit die letzten, uns heute mittelalterlich anmutenden, derartigen Auswüchse der christlichen Kultur unseres Landes gewesen sind.(1)

2)—Bayerische Juden haben erschütternde, schriftliche Dokumente über das Leid, das sie unter ihren christlichen Landsleuten erlitten, hinterlassen. Stellvertretend für so viele, sei hier eine Passage aus den Erinnerungen des erfolgreichen bayerisch-jüdischen Schriftstellers Jakob Wassermann (1873-1934) zitiert, der den Antisemitismus der Bayern zuerst in seinem Militärdienst zu spüren bekam: “Zum erstenmal begegnete ich jenem in den Volkskörper gedrungenen dumpfen, starren, fast sprachlosen Haß, von dem der Name Antisemitismus fast nichts aussagt, weil er  weder die Art, noch die Quelle, noch die Tiefe, noch das Ziel zu erkennen gibt. Dieser Haß hat Züge des Aberglaubens ebenso wie der freiwilligen Verblendung, der Dämonenfurcht wie der pfäffischen Verstocktheit, der Ranküne des benachteiligten, Betrogenen ebenso wie der berechtigten Abwehr, affenhafter Bosheit wie des religiösen Fanatismus. Gier und Neugier sind in ihm, Blutdurst, Angst verführt, verlockt zu werden, Lust an Geheimnis und Niedrigkeit der Selbsteinschätzung. Er ist in solcher Verquickung und Hintergründigkeit ein besonderes deutsches Phänomen. Es ist ein deutscher Haß.“(2)

3)—Nirgends in Deutschland wurden Sinti und Roma derart gnadenlos verfolgt wie in Bayern. 1899 war in Bayern eine sogenannte „Zigeunerzentrale“ entstanden, die ihre menschenverachtende Tätigkeit reichsweit betreiben durfte und deren beamtete Mitarbeiter vom bayerischen Prinzregenten Luitpold Belobigungen erhielten.(3)

4)—In München entsteht im August 1918 die Vorläuferorganisation der späteren Nationalsozialisten, die völkisch-antisemitische Thulegesellschaft. Die meisten der Thule-Aktivisten und -Unterstützer waren Bayern, oder kamen aus Bayern: Karl Harrer, Gustav Franz Maria von Thurn und Taxis, Hella von Westarp, Dietrich Eckart, Rudolf Heß, Karl Haushofer, Gottlieb Feder, Julius Streicher, Wilhelm Frick, Wilhelm Laforce, Hermann Göring, Heinrich Himmler.(4)

5)– Am 24. Februar 1920 verkündetet Adolf Hitler vor nahezu zweitausend Zuhörern im Münchner Hofbräuhaus das Parteiprogramm („25-Punkte-Programm“) der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Dessen Punkte 4 bis 8 betrafen, direkt oder indirekt, die Absichten, die die Hitler-Bewegung den Juden gegenüber hegte. Juden sollten von der deutschen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen, sie sollten vielfältigen Diskriminierungen unterworfen, sogar ausgewiesen werden. Ebenfalls an diesem Tage wurde die im Jahr davor gegründete Deutsche Arbeiterpartei (DAP), zu der Hitler gehörte, in NSDAP umbenannt. Hitler behielt seine Spitzenfunktion bei.(5)

6)—Folgende führende Männer der ersten Stunde der NSDAP stammten aus Bayern: Dietrich Eckart, Hermann Esser, Gottfried Feder, Ernst Röhm. Der ebenfalls zu dieser Gruppe gehörige Rudolf Heß, der spätere „Führerstellvertreter“ wurde zwar in Ägypten geboren, hatte aber oberfränkische, somit gleichfalls bayerische, Wurzeln.(6)

7)—Die Sturmabteilung (SA), die bewaffnete Kampforganisation der NSDAP, wurde aus ehemaligen „Saalschützern“ und anderen Schlägergruppen im November 1921 von Hitler in Bayern, und vornehmlich aus Bayern, gegründet.(7)

8)—SA-Chef und später Reichsminister ohne Geschäftsbereich, Ernst Röhm, übrigens bis an sein Ende ein bekennender Königstreuer (Monarchist) war gebürtiger Münchner. In seinen Erinnerungen, „Die Geschichte eines Hochverräters“, bekennt er sich offen zu seinem Hass gegenüber Juden.(8)

9)—Im März 1922 entsteht in München mit dem „Jugendbund der NSDAP“ die erste Jugendorganisation der Partei. Der „Jugendbund“ wurde zu einem der Vorläufer der späteren Hitlerjugend (HJ).(9)

10)—Der Gründer, Eigentümer und Herausgeber des pornografisch-antisemitischen Hetzblattes mit hohem Wirkungsgrad „Der Stürmer“ bzw. spätere Hauptkriegsverbrecher, Julius Streicher, war ein Bayer. Seine seit 1923 herausgegebene Wochenzeitung bekämpfte „Degeneration der nordisch-germanischen Rasse“ durch „Rassenschande“ und sprach dabei die primitivsten Regungen bei ihren Lesern an. Dennoch verkaufte sich das Blatt derart erfolgreich, dass Streicher mit ihm teilweise Jahresauflagen von über 400 000 Exemplaren erzielte und zum Millionär wurde.(10)

11)—Am 4. April 1925 gründet Hitler in München die SS, die „Schutzstaffel“, zunächst als seine persönliche „Leib- und Prügelgarde“. Als „Vater der SS“ gilt der gebürtige Münchner und Schauspieler Julius Schreck (1898-1936).(11)

12)—Selbst das bayerische Königshaus der Wittelsbacher, in Person seines Thronprätendenten, Kronprinz Rupprecht von Bayern, war noch bis Februar 1933 bereit sich mit den Nationalsozialisten zu arrangieren. Der Kronprinz glaubte doch tatsächlich an eine Koexistenz von Führer und König in Bayern. Aus den schriftlichen Hinterlassenschaften des bayerischen Thronfolgers geht dessen Antisemitismus klar hervor; zudem hatte er nie Einwände gegen das antisemitische Parteiprogramm der Nationalsozialisten erhoben. Solange seine Position anerkannt werden würde, war er zu nahezu jedweder Form von Kollaboration bereit.(12)

13)– Die Spitzen des bayerischen Klerus, auf Seiten der Katholiken verkörpert durch Kardinal Michael von Faulhaber, auf Seiten der Protestanten durch den „ersten Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern“ Hans Meiser, können in ihrer Bereitschaft zur Unterstützung des NS-Regimes mit hoher Berechtigung als Helfershelfer Hitlers bezeichnet werden.

So forderte Meiser für die deutschen Juden „Erziehung zu strengster Eindeutschung“, „bewusste Rassenmischung“ und die Bekehrung zum Christentum. Den „jüdischen Verstand“ verurteilte der hohe Protestant als „kritisch zersetzend, nicht kontemplativ, konstruierend, produktiv“ und er war der Ansicht „Wir wollen ihm (dem ‚ewigen Juden‘) so begegnen, daß er, wenn Gott dereinst seinen Fluch von ihm nimmt und er zur Ruhe eingehen darf, seine Heimat da sucht, wo er die findet…“. Nach Kriegsende setzte sich Meiser, ebenso wie sein katholischer Kollege Faulhaber, für die Milderung von Urteilen gegen Kriegsverbrecher sowie für die Freilassung von internierten NS-Verdächtigten ein.

Faulhaber, ein überzeugter Militarist, der 1917 von „gerechtem Krieg“ gesprochen und die Republik von Weimar verteufelt hatte, begrüßte die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, er lehnte es ab die NS-Judenboykotte öffentlich zu verurteilen, er tat ausländische Berichte über Ausschreitungen des NS-Regimes gegen Juden als „Gräuelpropaganda“ ab, er beglückwünschte Hitler nach dem misslungenen Attentat von 1939, relativierte 1945 die Schuld der SS und rechnete die Kriegsfolgen für Deutschland mit dem Holocaust auf.

Beide bayerischen Staatskirchen machten sich der Unterstützung des NS-Regimes schuldig, indem sie durch Gewährung von Einsicht in Kirchenakten bei der Beibringung von Ariernachweisen, dazu beitrugen, dass Juden aus der bayerischen Gesellschaft ausgesondert werden konnten.(13)

14)—Der rangmäßig zweithöchste Mann des nationalsozialistischen Regimes, Reichsmarschall Hermann Göring, war, ebenso wie seine Mutter, in Oberbayern geboren. Göring verantwortete die Gründung der Gestapo, die Einrichtung der ersten Konzentrationslager, die Aufrüstung der Wehrmacht und er erteilte den Auftrag zur „Endlösung der Judenfrage“, die bekanntlich 6 Millionen Juden das Leben kosten sollte.(14)

15)—Der dritte Mann des Dritten Reiches, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, später Reichsinnenminister Heinrich Himmler entstammte einer bayerisch-katholischen Familie und kam in München zur Welt. Himmler gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust, den Porajmos und für die Ermordung von Millionen, zumeist slavischer, Zivilisten und Kriegsgefangener.(15)

16)—Die deutsche KZ-Kultur blickt auf ausgesprochen bayerische Wurzeln zurück. Bereits 1920 ließ die bayerische Regierung in Ingolstadt ein tatsächlich genauso genanntes „Konzentrationslager“ für solche ostjüdischen Migranten und Flüchtlinge einrichten, die für die Abschiebung vorgesehen waren.

Das nationalsozialistische Regime ließ kurz nach seinem Machtantritt nahezu gleichzeitig drei KZs aufbauen, von denen das oberbayerische KZ Dachau das zweite war. Es wurde auf Veranlassung des Münchner kommissarischen Polizeipräsidenten Heinrich Himmler ab März 1933 eingerichtet. Dachau war durchgehend zwölf Jahre in Betrieb, so lange wie kein zweites KZ im Reich. Seine Organisation und sein räumlicher Aufbau dienten als Muster für andere Konzentrationslager. Dachau galt als „Vorzeige-KZ“ und war zugleich der Schulungsort für KZ-Personal, welches später in den Vernichtungslagern im Osten zum Einsatz kam. In Dachau wurden medizinische Experimente an Häftlingen durchgeführt, welche häufig zum Tode führten. 41 500 von rund 200 000 Häftlingen insgesamt haben ihren Aufenthalt in Dachau nicht überlebt.(16)

17)—Zahlreiche, noch bis in die Gegenwart verehrte, Idole und Publikumslieblinge der Bayern haben den Antisemitismus der Nationalsozialisten entweder vorweggenommen, wie Schriftsteller Ludwig Thoma bzw. Volkssänger Weiß Ferdl, oder sie wurden zu Mitläufern des Regimes wie der Komiker Karl Valentin bzw. der humoristische Dichter Eugen Roth.

Ludwig Thoma veröffentlichte in seinen letzten beiden Lebensjahren antisemitische, antiziganistische und homophobe Beiträge in einer überregional gelesenen Rechtsextremen-Zeitung. Der Weiß Ferdl erfreute, ebenfalls bereits zu Beginn der 1920er Jahre, Nationalsozialisten und andere Bayern mit seinen, den Rassenhass ‚auf kleiner Flamme‘ schürenden, Liedtexten. Es liegen glaubwürdige Aussagen vor, denen gemäß Karl Valentin Juden denunziert hat, so u.a. die erste Gattin des Filmschauspielers Heinz Rühmann, ferner dass er anbiedernde Briefe an Hitler verfasste. Eugen Roth schätzte (bezahlte) Leserreisen, u.a. zur Truppenbetreuung und zur Unterhaltung von KZ-Personal. Vor diesen Kreisen gab er ohne jedwede Bedenken seine humoristischen Texte zum Besten. In seinen Werken pflegte er den ganz typischen, und gerne als ‚völlig harmlos‘ eingestuften, christlich-kleinbürgerlich-deutschen Antisemitismus, zu dem platte Stereotypen ebenso wie kleinere Gehässigkeiten gehörten.

Alle vier genannten ‚Künstler‘ waren gebürtige Bayern.(17)

18)—Zwei Vertreter der bayerischen Literatur der 1930er Jahre standen für den Antisemitismus in der deutschen Literatur des NS schlechthin. 1934 veröffentlichte Kuni Tremel-Eggert „Barb“ und 1937 folgte ihr Hans Zöberlein mit „Der Befehl des Gewissens“ nach. Beide, in puncto Primitivität kaum zu überbietenden, Machwerke legen ein erschreckendes Zeugnis über ihre Autoren, aber auch über ihr Leserpublikum ab. Die Autoren erfreuten sich dennoch offensichtlich allergrößter Beliebtheit, denn ihre Gesamtauflage lag jeweils bei über einer Million Exemplaren.(18)

19)—Ganz besonders stolz sind viele Bayern auf ihre Gebirgstruppe. Als „Gründervater der Gebirgsjäger“ gilt Generalleutnant Konrad Krafft von Dellmensingen (1862-1953). Der gebürtige Oberbayer diente mit seiner neuen Truppe im Ersten Weltkrieg und war u.a. mit dem Kronprinzen Rupprecht befreundet. Nach der deutschen Niederlage sympathisierte und kooperierte er mit republikfeindlichen Kräften, spielte dann aber während des Dritten Reiches keine politische, gesellschaftliche oder militärische Rolle mehr. Die von ihm ins Leben gerufene Truppe hingegen steht für die grausame Ermordung von Hunderttausenden von wehrlosen Zivilisten an vielen Kriegsschauplätzen des Zweiten Weltkrieges und muss sich für ihre Untaten mit der SS vergleichen lassen.

Von Dellmensingens Biografie ist von hohem Interesse, weil sie Zeugnis ablegt von dem ‚ganz normalen‘ Antisemitismus eines hohen bayerischen Militärs, der kein Nationalsozialist, aber fest in seiner ganz durchschnittlichen, christlich-bürgerlichen Umgebung verwurzelt und vernetzt war, und der noch viele Jahrzehnte nach seinem Tode in Bayern als ‚Held‘ und Vorbild verherrlicht wurde. Der Protestant Dellmensingen hat penibel Tagebuch geführt und gibt zu jeder Phase seines Lebens, bzw. zu jedem Tagesereignis, das mit Juden zu tun hatte, getreulich seine Gefühle, seine Haltung, sein Urteil ab.(19)

20)—Das bayerische Militär hatte sich bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert als eine ganz besonders judenfeindliche Einrichtung erwiesen. Lange Zeit über durften bayerische Juden lediglich Reserveoffiziere werden, bzw. blieb ihnen der Aufstieg in höhere Ränge verwehrt. Diese gleichsam institutionalisierte Intoleranz gegenüber Juden spiegelte sich im Verhalten und in den Anschauungen zahlreicher bayerischer hoher Militärs wider. Stellvertretend für sie, seien drei ganz beliebige, deren Nachname mit D beginnt herausgegriffen und auf ihre Einstellung zu Juden hin untersucht: SS Oberführer Oskar Dirlewanger, Generaloberst Eduard Dietl und Generaloberst der Waffen-SS Josef „Sepp“ Dietrich. Alle drei waren geradezu berüchtigt für ihren Judenhass und sie begingen sämtlich schwere Kriegsverbrechen. Dennoch erfreuten sich zumindest Dietl und Dietrich bei der Truppe und daheim in Bayern noch lange hoher Beliebtheit.

Ein weiterer, durchschnittlicher, bayerischer höherer Offizier war der in München geborene Generalmajor der Wehrmacht und Kommandeur einer Infanteriedivision Gustav Freiherr von Mauchenheim genannt Bechtolsheim. Von ihm liegen Tagesbefehle vor, die beispielsweise lauteten: „Wo kleinere oder größere Judengruppen auf dem Lande angetroffen werden, können sie entweder selbst erledigt oder aber in Ghettos an einzelnen Orten (…) zusammengebracht werden.“

Judenfeindlicher Geist bei bayerischen und deutschen höheren Militärs war nicht die Ausnahme, sondern die Regel.(20)

21)—Der bayerische Adel war, selbst wenn er sich nicht zum Nationalsozialismus bekannte, ebenso wie die Mehrheit der bayerischen Bevölkerung in der Regel antisemitisch eingestellt. Hier zwei Beispiele:

Vielfach bis heute als überzeugter Gegner des Nationalsozialismus wahrgenommen, sogar lange als „mutiger und unbeugsamer Widerständler“ der (vorübergehend) im KZ saß, verherrlicht wurde der bayerische monarchistische Journalist Erwein von Aretin. In einer von der bayerischen Fachliteratur nach 1945 lange Zeit über unterdrückten Schrift von 1924 hatte der Adelige u.a. vom „jüdischen Geist als zersetzendes Gift“ gesprochen und sich damit auf die selbe Stufe wie die von ihm abgelehnten Nationalsozialisten begeben.

Ganz ähnliches gibt es vom Lieblings-Alibi-Deutschen schlechthin, vom edlen deutschen Par-Excellence-Widerständler Claus Schenk Graf von Stauffenberg zu berichten, der nicht nur sehr lange mit dem Nationalsozialismus sympathisiert hatte, sondern von dem Aussagen vorliegen, die ihn zu einem astreinen Rassisten und Antisemiten abstempeln: „Die Bevölkerung (im eroberten und nun von Deutschen besetzten Polen) ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk welches sich nur unter der Knute wohlfühlt…“

Stauffenberg war in Jettingen, in Bayerisch-Schwaben zur Welt gekommen.(21)

Abschließend kann man festhalten, dass nahezu sämtliche Bereiche bayerischen Lebens antisemitisch geprägt waren, dass die „Nazis“ die Bayern nicht erst von ‚ihrem‘ Antisemitismus überzeugen mussten, dass vielmehr der Judenhass in Bayern eine Grundeinstellung war, die von der großen Mehrheit bayerischer Menschen geteilt wurde. Es waren von Anfang an in erster Linie Bayern, die die Politik der Nationalsozialisten auf vielen Ebenen entscheidend lenkten. Bayern waren nicht Opfer, sondern Täter. Mit voller Berechtigung gilt daher Bayern als die Mutter des Nationalsozialismus.

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„Je mehr Tabus es gibt, und je stärker sie gewahrt werden, desto tiefer steckt eine Gesellschaft in selbst verschuldeter Unmündigkeit fest. Daran tragen einige Protagonisten besondere Schuld, ohne Schuld ist jedoch niemand, der sich den Tabus nicht entgegenstellt. Das kann im persönlichen Umfeld erfolgen oder in sozialen Gefügen. Nichts ist so wirkmächtig wie Schwarmintelligenz – oder Gruppendummheit.“
Bundeszentrale für politische Bildung: Hartmut Schröder und Florian Mildenberger, Tabu, Tabuvorwurf und Tabubruch im politischen Diskurs, 26.1.2012.

Anmerkungen:

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung#Letzte_Hexenprozesse

(2) Quelle: Jakob Wassermann, Mein Weg als Deutscher und Jude, Berlin 1921, S.38f

(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Reichszentrale_zur_Bek%C3%A4mpfung_des_Zigeunerunwesens

(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Thule-Gesellschaft

(5) https://de.wikipedia.org/wiki/25-Punkte-Programm

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Arbeiterpartei

https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei

(6) https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei

(7) https://de.wikipedia.org/wiki/Sturmabteilung

(8) https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_R%C3%B6hm

(9) https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlerjugend

(10) https://de.wikipedia.org/wiki/Der_St%C3%BCrmer

https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Streicher

(11) https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzstaffel

(12) https://www.hagalil.com/2012/11/rupprecht-von-bayern/

(13) https://www.hagalil.com/2009/03/faulhaber/

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Meiser_(Bischof)

(14) https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring

(15) https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Himmler

(16) https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Dachau

https://de.wikipedia.org/wiki/Konzentrationslager

(17) https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Thoma

https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9F_Ferdl

http://www.zeit.de/1992/46/der-finsterling/seite-4

http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Hitler-und-der-Clown-id14888177.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Eugen_Roth_(Dichter)

(18) https://de.wikipedia.org/wiki/Kuni_Tremel-Eggert

https://www.hagalil.com/2013/11/zoeberlein/

https://www.hagalil.com/2014/01/zoeberlein-3/

(19) https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Krafft_von_Dellmensingen

(20) https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Dirlewanger

https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Dietl

https://de.wikipedia.org/wiki/Sepp_Dietrich

https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Freiherr_von_Mauchenheim_genannt_Bechtolsheim

(21) https://www.hagalil.com/2013/02/aretin/

https://de.wikipedia.org/wiki/Claus_Schenk_Graf_von_Stauffenberg

1 Kommentar

  1. http://www.gutefrage.net/frage/warum-ist-es-in-bayern-so-unpopulaer-seine-kultur-und-geschichte-zu-kennen

    Warum ist es in Bayern so unpopulär seine Kultur und Geschichte zu kennen?

    Bei den Vorbereitungen für eine Doktorarbeit in Sozialwissenschaften haben wir über 200 Bayern (Ober- und Niederbayern, Stadt und Land) mit seit mindestens vier Generationen in Bayern lebenden Vorfahren befragt und waren erstaunt, oder besser, wir waren regelrecht entsetzt.

    Selbst so einfache Fragen, wie die nach dem letzten Bayernkönig, konnten von der Mehrheit der Befragten nicht oder nur falsch beantwortet werden.

    Nach bayerischen, überregional bekannt gewordenen, Literaten oder gar einheimischen Komponisten oder Künstlern zu fragen, war gleichfalls ein wenig früchtebringendes Unterfangen. Ähnliches bei Fragen zu Einordnung oder Statistik.

    Zugleich aber trafen wir extrem stolze Bayern an.

    Wir fragen uns: Worauf sind diese Leute nur so stolz, wenn sie doch ihre eigene Identität kaum oder gar nicht kennen?

    ?Allein auf BMW, Audi, Fuaßboi, Schweinebraten, Bier und Benedikt?

    Oft entschuldigten sich Bayern, die wir des Nichtwissens überführt hatten, mit dem Spruch: „Und i hed gmoant, dess…“

    Wäre es denn nicht besser zu wissen als nur zu meinen? Gewiss, Wissen setzt voraus, dass man seine unüberwindliche Abneigung gegen Bildung und Bücher doch überwindet und liest, liest, liest…

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    Antwort
    von 19lena99, 23.08.2016 28

    Ich wohne in Bayern und hab von all deinen Behauptungen noch nichts gehört, auch in der Schule haben wir nichts davon gelernt, dass das Dritte Reich in Bayern seinen Ursprung hat.

    Kommentar von bagdader , 23.08.2016

    Danke für die Antwort.

    Das war mir bei den Bayern immer wieder aufgefallen, dass die Menschen sich nicht für ihre Geschichte interessieren. Man ist stolz, sehr stolz, auf sich, auf sein Land, auf die Berg‘, auf den Fußball, auf die Wirtschaft, auf den bayerischen Papst, auf die Barockkirchen, auf König Ludwig, auf BMW und Audi, aufs Oktoberfest, aufs Bier, auf Schweinebrat’n mit Knedln, usw.

    Aber sich die eigene Identität zu erlesen, sich über seine Geschichte umfassend zu informieren, selber Fragen zu stellen, davor scheuen sehr viele Bayern zurück. Ich erkläre mir dies damit, dass man Angst davor hat durch Bildung und Wissen an Dinge heran zu gelangen, die einem den Stolz auf seine Ahnen, seine Traditionen, sein Weltbild rauben könnten. So presst man lieber beide Fäuste auf die Augen und hofft damit zu verhindern, dass es Tag wird (dass einen der Blitz der Erkenntnis trifft).

    Für mich sind die Bayern mit weitem Abstand der interessanteste Stamm der Deutschen. Ihre Geschichte birgt noch unzählige Geheimnisse.

    http://www.gutefrage.net/frage/welche-bayerischen-historischen-oder-sozialen-tabus-sind-je-bekannt-geworden

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    Wahrlich, ein ungebildeter Stamm diese Bayern, Rindviechern nicht unähnlich.

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