Geschichte der Wiener Juden

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Alles begann mit der Plicht. Nicht mit dem religiösen Gebot der der Mitzwe, der vorgeschriebenen Wohltätigkeit, sondern mit der Vorschrift zum Zollzahlen: „Die erste Erwähnung von Juden in Österreich fand man in der Raffelstettner Zollordnung“  aus dem Jahre 966 n.Chr.//Bruce F. Pauley: „Eine Geschichte des österreichischen Antisemitismus (Kremayer&Scheriau, Wien 1977). Diese Zollordnung bestimmte in einem eigenen Artikel die Abgaben von jüdischen Kaufleuten. Für Helmut Andics („Die Juden in Wien“, gleicher Verlag und Ort, 1988) war der erste, urkundlich erwähnte Jude ein gewisser „Schlom aus dem Rheinischen“,  der gegen das Kloster Vornbach prozessierte. Und das immerhin im 12. Jahrhundert zur Zeit knapp vor dem „Dritten Kreuzzug“, in dessen Schatten die Judenverfolgung wieder aufflammte…

Von Peter Stiegnitz

Zwei Jahrhunderte dauerte es, bis die herzoglichen Herrscher des damaligen Österreich – noch keine Könige, geschweige denn Kaiser – jüdische „Münzmeister“ nach Wien lockten. Damit begannen leider auch die Jahrhunderte der Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der Juden in Österreich. Nützlich waren die Juden trotzdem. Ob Babenberger Herzöge oder Habsburger Könige und Kaiser, die meisten unter ihnen befanden sich in finanziellen Nöten. Die schon damals längst vergessenen Privilegien der Juden wurden manchmal erneuert, dann beim nächsten Progrom wieder vergessen. Recht vornehm haben sich die Herrscher nicht benommen. So zum Beispiel ließ Herzog Albrecht V. (1550-1579) seine Hussitenkriege von jüdischen Kaufleuten finanzieren. Um die hohen Schulden nicht zurückzahlen zu müssen, ließ er  die gesamte jüdische Gemeinde Wiens, immerhin 1.600 Menschen, umbringen, da sie angeblich Hostien schändeten und Jan Hus unterstützten.

Was die Herrscher durften, wurde auch den Untertanen nicht verboten. Im Jahre 1338 haben die Bauern der ostösterreichischen Gemeinde Pulkau ihre hohen Schulden bei jüdischen Kaufleuten nicht zurückgezahlt, sondern diese unter Anführung des Ortspfarrers umgebracht. Auch da ging es um geschändete Hostien und um „Ritualmorde“ zu Pessach.

Drei Jahrhunderte später (1625) entstand ein neues Ghetto. Allerding durften sie sich in der ganzen Stadt, auch außerhalb des Ghettos, bewegen. Der Preis für diese „Freiheit“ war erneut die Finanzierung der Habsburger Heere. In der Nähe eines Donauarmes siedelten sich 500 jüdische Familien aus dem Osten Europas an. Dieser Bezirk erhielt später unter Kaiser Leopold I. (1658-1705) den heute noch gültigen Namen „Leopoldstadt“. (Bild oben: Der Leopoldstädter Tempel, nach Rudolf von Alt)

Die kleine jüdische Gemeinde in Wien hatte zu dieser Zeit keine Talmudschule und auch keinen bedeutenden Rabbiner. Zu Beginn des 17.Jahrhunderts lebten im damaligen Wien nur einige Dutzend jüdische Familien. Trotzdem gab es unter ihnen einige privilegierte, so genannte „Hofjuden“. Einer der ersten bekannten Hofjuden war Josef Fröschel, der von Kaiser Ferdinand II., (1619-1637) mit einem „Freibrief“ für das gesamte Reichsgebiet ausgestattet wurde. Ferdinand ging als „Freund der Juden“ in die österreichische Geschichte ein. Er hatte Fröschel in den Adelsstand erhoben, der fortan den Beinamen „von Treuenberg“ führen durfte.

Die wirklich bedeutenden Juden Wiens waren alle „Zugewanderte“. So kam im Jahre 1672 aus Oppenheim am Rhein Samuel, der sich fortan „Oppenheimer“ nannte und als „Ober-Kriegs-Factor und Hof-Jud“  seine berühmte Dynastie in Wien gründete. Samuel, der reiche und privilegierte Hofjude hatte bald viele „Nachahmer“. So kamen nach Wien die späteren Bänker-Dynastien Arnstein, Eskeles und Wertheimer, die dann im 19. Jahrhundert mit ihren prachtvollen Palais die Ringstraße zur Weltattraktion  die machten. Um dem Volkswillen nachzugeben, erlaubten manche Herrscher nur den ältesten Söhnen der „Geduldeten“ zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Alle anderen Heiratswilligen mussten Wien verlassen. Auch die Türkenkriege Prinz Eugenes mussten in Wien die „geduldeten“ Juden mit enormen Summen (mit-)finanzieren. Allerdings, und auch das sollten wir nicht verschweigen, haben die Hofjuden die erste jüdische Emanzipationswelle ausgelöst.

Das Vorbild der jüdischen Emanzipation in Wien war Josef von Sonnenfels, der Mitte des 18. Jahrhunderts lebte.  Nach seiner Taufe wurde der Sohn eines Rabbiners Professor für Staatswissenschaften an der Wiener Universität und einer der wichtigsten Berater Maria Theresias. Der Humanist und Freimaurer galt auch als Vater der Folter-Abschaffung.

Maria Theresia (1740-1790) war die zweifelhafte „Begründerin“ des religiösen Antisemitismus. Die Ironie des Schicksals war, dass die Herrscherin, die am liebsten alle nichtgetauften Juden aus Wien vertrieben hätte, durch die Einverleibung von Ostgalizien und der Bukowina 150.000, meist gläubige, gut teils orthodoxe Juden dazu „erhielt“ und damit den Weg dieser „Ostjuden“ nach Wien öffnete.

Die große Wende: Joseph II.

Der erste „Judenfreund“ unter den Habsburgern, Joseph II. (1741-1790) erwies sich nach seiner Thronbesteigung (1780) als Vorbild für Franz Joseph I. (1830-1916), einem erklärten Gegner des Wiener kleinbürgerlichen Judenhasses. //Dazu empfehlen wir die jüngste, umfassende Biographie von Michaela und Karl  Vocelka, C.H. Beck, München 2015//,  Joseph II. erließ bereits zwei Tage nach seiner Thronbesteigung seinen berühmten kaiserlichen Erlass, das „Toleranz-Patent“,  das auch das Leben anderer religiöser Minderheiten (Juden, Protestanten und die christliche Ostkirche) lockerte. Leider haben die antisemitischen Widerstände gegen die Toleranz des Kaisers diesen überlebt. Nach der kurzzeitigen Herrschaft seines Bruders, Leopold II (1790-1792), der nur zwei Jahre herrschte, widerruf Franz II (1792-1806), ein Hasser der Aufklärung, der panische Angst vor dem „Französischen Beispiel“ (Revolution) hatte, betrieb eine reaktionäre Politik. Unter seinen 600 Dekreten schränkten mehrere das Leben der Juden ein.

Trotz Reaktion und Restriktionen blühte das jüdische Leben in Wien auf. 1811 wurden ein neues, großes Bethaus und eine jüdische Schule gebaut. 1826 entstand die Wiener Synagoge, der heutige „Stadttempel“. Vier Jahre später  zählte die Gemeinde bereits 2000 Seelen. Da den jungen jüdischen  Akademikern der öffentliche Dienst versperrt blieb, wurden sie Ärzte, Juristen, Journalisten und Schriftsteller.

Seele und Motor der Synagoge wurde Isaak Noa Mannheimer (1793-1865), der die verschiedenen Strömungen in der Gemeinde erfolgreich vereinte und damit auch die heute noch existierende „Einheitsgemeinde“ schuf. Außer Mannheimer müssen wir noch den legendären Kantor Salomon Sulzer (1804-1890) erwähnen, der gute Kontakte auch zu Schubert und Liszt unterhielt.

Die 1848-er Revolution brachte auch für die Wiener Juden eine wirkliche Hoffnung auf Freiheit und Bürgerrechte. Deshalb beteiligten sich viele jüdische Studenten und Intellektuelle am Aufstand. Symbolfigur der jüdischen Revolutionäre war der junge Arzt Dr. Adolf Fischhof. Die Niederlage der Revolution warf auch die Juden auf ihrem Emanzipationsweg zurück.

Keine Revolution kann eine religiöse oder ethnische Minderheit auf einem schnellen Weg emanzipieren. Jede anhaltende Integration benötigt ein langsames Tempo der gesellschaftlichen Anpassung Juden, die erst nach der Noch 1848 bestieg der junge Franz Joseph I. den Thron. Unter seiner langjährigen Herrschaft erlebten die Juden in Wien bald einen ungeahnten Aufstieg. So gehörte zu den wichtigsten Vertrauensmännern des Kaisers Baron Albert Rothschild, Chef des Wiener Familienzweiges. Er war kein „Hofjude“ mit Ablaufdatum mehr, sondern ein angesehener Aristokrat am Wiener Hof. Wahrscheinlich auf seine Initiative ließ der Kaiser die erste offizielle Kultusgemeinde gründen. 1861 nahmen die ersten drei jüdischen Abgeordneten im Wiener Gemeinderat Platz und 1867 wurde die volle Glaubens- und Gewissensfreiheit der Juden zum Verfassungsgesetz erhoben. Dementsprechend wuchs die Zahl der Juden in Wien von 6.217 (1857) auf 72.588 (1880). Aus allen Teilen des Reiches strömten auch die orthodoxen Juden nach Wien. Ihnen allen – Juden, wie Christen aus Ungarn und aus den nord- und südslawischen Ländern – waren nicht die Sprache, die Kultur, vor allem nicht die Religion gemeinsam, sondern ihr Bekenntnis zum Habsburger Reich, ihre Verehrung des Kaisers, das bis zum Ende der Monarchie (1918) andauerte. Das war der Anfang des berühmten Wiener Fin de siécle.

Wie sehr Franz Joseph I. die Juden schätzte und schützte, das zeigte sich in seiner Ablehnung Karl Lueger gegenüber. „Die Christlichsozialen unter Karl Lueger bildeten, neben den Sozialdemokraten und den Deutschnationalen eine der drei politischen Gruppen.“ (Michela und Karl Voselka: „Franz Joseph I.“ Der Kaiser freundete sich mit keiner der drei Gruppen an. Als Konservativer lehnte er die Sozialdemokraten aus ideologischen Gründen ab und „bei der anderen Gruppierungen stieß ihn nicht zuletzt der militante Antisemitismus ab.“ (Voselka).

Es war für die Juden Wiens auch  diese Zeit keine „eitle Wonne“, da im Schatten der judenfreundlichen Politik des Kaisers der massive, zunächst religiös und dann der rassistische bedingte Antisemitismus wuchs. Eine der weniger politisch brauchbaren Antworten auf diesen Antisemitismus gaben zwei Wiener Journalisten in Wien: Hertzka und Herzl. Während der Herausgeber der Wiener „Allgemeinen Zeitung“, Theodor Hertzka, in seinem Roman „Freiland“ einen Judenstaat in Ostafrika, am liebsten auf dem Kilimandscharo, gründen wollte, zeigte sich Theodor Herzl mit seinem Programm („Wir sind ein Volk ohne Land, wir brauchen eine Heimstätte, eine nationale Heimstätte“)  beutend realistischer und plädierte für Palästina.

Der starke christlichsoziale (religiöse) wie der schwache deutschnationale (rassische) Antisemitismus, wobei wir „Stärke“ und „Schwäche“ hier nur statistisch verstehen, hemmten den jüdischen Assimilationsdrang und stärkten – als Gegenreaktion – das jüdische Selbstbewußtsein. Neben zahlreichen jüdischen Studentenverbindungen entstanden mehrere religiöse und zionistische Organisationen; auch neue Bethäuser, Tempel und Synagogen wurden gebaut.

Weniger bekannt als der christlichsoziale (religiöse) und der deutschnationale (rassistische) Antisemitismus ist der linke Judenhass unter den mittleren Funktionären der Sozialdemokraten. So schrieb einer ihrer Wortführer, ein gewisser Karl Paumgartten in seinem 1920 erschienen Essay „Judentum und Sozialdemokratie“ von den  „wesentlichen Eigenschaften der Juden,  die immer ausbeuterisch, arrogant und machthungrig“  seien. Und dann seine rassistische Schlussfolgerung: „Sie (die Juden) unterscheiden sich von den Ariern und können daher genausowenig Arier werden wie die Mongolen, Neger oder Deutsche Indianer.“  So ist es kein Wunder, dass nach dem „Anschluß“ (1938) unzählige Wiener Arbeiter begeistert ihre alten roten Fahnen begeistert gegen die neuen Hackenlreuzfahnen wechselten.

Angesichts des immer bedrohlicheren Antisemitismus gab es in Österreich für Juden auch katholische Hilfe. „Die Erfüllung“ hieß eine katholische Zeitung, die sich zum Ziel setzte, eine Brücke zwischen Juden und Christen zu schlagen. Die Zeitung wurde mit voller Unterstützung des Wiener Kardinals Theodor Innitzer von dem katholischen Geistlichen Johann Österreicher, einem getauften Juden, herausgegeben. Aber auch geborene Christen stellten sich in aller Öffentlichkeit auf die Seiten der Juden, wie z.B. Grad Heinrich Coudenhove-Kalergie und sein Sohn Richard, der Freimaurer und Begründer der monarchistisch angehauchten Pan-Europa-Bewegung. Der aus Linz stammende Schriftsteller und Vater des Literatenkreises „Jung Wien“, Hermann Bahr stellte sich offen gegen seinen „Landsmann“ Adolf Hitler. Auch der Publizist Wilhelm Börner („Antisemitismus, Rassenfrage, Menschlichkeit“) nahm die Juden vor der vernichtenden Generalisierung in Schutz. Die mutigste Kämpferin gegen Antisemitismus und Nationalsozialismus war die Wienerin Irina Harand, Herausgeberin der  Zeitschrift  „Gerechtigkeit“ und Gründerin des „Weltverbandes gegen Rassenhaß und Menschennot“, die als „Harand-Bewegung“ 40.000 Mitglieder zählte. Harands Kernaussage: Antisemitismus ist eine Schande für das Christentum.

Trotz der antisemitischen Tradition der christlichsozialen Bewegung Luegers wurden beide Bundeskanzler dieser Partei, Engelbert Dolfuß, der von den Nazis ermordet wurde, und Kurt Schuschnigg, von den österreichischen Juden uneingeschränkt unterstützt. Beide Politiker des so genannten „Ständestaates“ (1933-1938), haben sich nie zum Antisemitismus bekannt und waren entschiedene Gegner Hitlers. Nach dem „Anschluß“ landete Schuschnigg vorübergehend im KZ.

Der „Anschluß“

Leider waren die Wiener Juden gutgläubig. Einerseits fühlten sie sich absolut sicher in Österreich, andererseits lasen sie genauso wenig den „Völkischen Beobachter“, wie sie alle den „Warnruf“ aus Deutschland negierten. Auch sie glaubten an Mussolinis „Hilfe“ gegen eine Besetzung Österreichs. Dabei hätten sie nur die Absetzung der drei großen Gegner einer Annexion Österreichs – Reichskriegsminister General Werner von Blomberg,  den Oberkommandierenden des Heeres, Generaloberst Werner von Fritsch und Reichsaußenminister Konstatin von Neurath – am 26. Jänner 1938 verfolgen müssen. So dachte kaum ein Wiener Jude an eine Emigration.

Die große, durchorganisierte Welle der Juden-Verfolgung setzte schlagartig nach dem „Anschluß“ ein. Jüdische Beamte im öffentlichen Dienst verloren genauso ihren Arbeitsplatz wie Angestellte und Intellektuelle. Jüdische Geschäfte mussten boykottiert werden. Kinos und Kaffeehäuser waren für Juden gesperrt, ebenso öffentliche Verkehrsmittel, und auf vielen Parkbänken stand: „Für Juden verboten“. Die Arisierung von jüdischem Eigentum wurde dermaßen aggressiv vollzogen, dass der „Reichskommissar für die Wiedervereinigung der Ostmark mit dem Reich“, Josef Bürckel, den weiteren Raub stoppen musste. Die Judenverfolgung im ehemaligen Österreich wurde 200prozentig erfüllt. „In Österreich entwickelte Methoden der Administration wurden bald zum Modell für das ,Altreich`  wie auch für die ,neu eingegliederten Territorien des Reiches“  –  so der bekannte Zeithistoriker Gerhard Botz. Die berüchtigte „Reichskristallnacht“, das Novemberpogrom, traf die Wiener Nazis und ihre Sympathisanten weder unvorbereitet noch „untrainiert“. Synagogen und jüdische Geschäfte brannten lichterloh, die Plünderung jüdischen Eigentums nahm unermessliche, bis heute nicht vergütete Ausmaße an.

Bis November verließen 120.000 Juden Wien; 80.000 Juden mussten hier bleiben als die legale Auswanderung im November 1941 völlig eingestellt wurde. Der aus Österreich stammende Adolf Eichmann und seine Mordgesellen haben die Juden Wiens unbarmherzig verfolgt. Die Juden  landeten in Mauthausen, Theresienstadt und Auschwitz. Ihr Ende war grausam. Bis Mai 1945 kamen 65.459 österreichische Juden ums Leben.

1945: „Wunder auf österreichisch“

  1. Nach der Befreiung Österreichs und dem Untergang der „Ostmark“ erlebte Wien und eigentlich ganz Österreich ein wahres Wunder: Genauso schnell wie 1938 verschwanden die alten (Hakenkreuz-)Fahnen und plötzlich wehten überall die rot-weiß-roten. Genauso schnell wie die Fahnen verschwand auch die Nazi-Gesinnung. So fand jeder Wiener Hausmeister, dessen Eltern noch böhmische Zuwanderer waren, und sie selber das Mörderhandwerk der berüchtigten „Blockwarte“ übereifrig ausübten, einen entfernten Juden im Stammbaum. Auch die meisten Alpenrepublikaner haben 1938, wenn auch nur zu Hause, leise, unter zwei Augen „Nein!“ zu Hitler gesagt.

Dieses „Wunder auf österreichisch“ wurde zur ideologischen Staatsdoktrin erhoben und Österreich zum „ersten Opfer Hitlers“ erklärt.

Ein halbes Jahrhundert mussten die jüdischen Überlebenden auf ihre moralische „Wiedergutmachung“, die genaugenommen wichtiger als die finanzielle ist, warten. Erst im Jahre 1991 legte der österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky im Parlament ein unmissverständliches Bekenntnis zu den Opfern und gegen die Täter ab: „Wir bekennen uns zu allen Daten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten wie zu den bösen; und so wie wir die guten für uns in Anspruch nehmen, haben wir uns für die bösen zu entschuldigen bei den Überlebenden und bei den Toten.“ Zwei Jahre später erklärte Franz Vranitzky, der erste österreichische Bundeskanzler der nach Israel fuhr und dort ein Ehrendoktorat erhielt: „Wir teilen die moralische Verantwortung, weil viele Österreicher das NS-Regime unterstützten.“ Damit läutete Franz Vranitzky eine neue, moralisch einwandfreie Periode in der österreichischen Geschichte ein.

1 Kommentar

  1. „Der aus Österreich stammende Adolf Eichmann und seine Mordgesellen haben die Juden Wiens unbarmherzig verfolgt.“

    Adolf Eichmann wurde 1906 im nordrheinwestfälischen Solingen geboren. Erst 1914 zog seine Familie mit ihm nach Linz um. 1933 ging Eichmann nach Bayern, wo er bei der SS eine spezielle Ausbildung erhielt; 1938 bis 1940 wirkte er wieder in Österreich, später in Berlin…

    Eichmann verbrachte prägende Jahre in Österreich, aber er stammte ganz eindeutig nicht aus Österreich. Eichmann war Deutscher, von der Abstammung her, von der Geburt her, von der (lutherischen) Konfession her und zu einem Gutteil auch von seiner Sozialisation her.

    Zum Zeitpunkt der sogenannten Eichmann-Affäre, während der Jahre 1960-1962, war es nicht Österreich, sondern die Bundesrepublik Deutschland, die in verstärktem diplomatischen Austausch mit dem Staat Israel stand.

    Eichmann war Deutscher, bis an sein Ende.

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