Masal tov, Mirjam Pressler

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Mirjam Pressler wird am 18. Juni 75 Jahre alt…

Ihr erstes Buch erschien 1980 bei Beltz & Gelberg: »Bitterschokolade«. Heute ein Klassiker der Jugendliteratur. Dem sind mehr als 30 weitere Kinder- und Jugendbücher, zahlreiche Übersetzungen und viele Auszeichnungen gefolgt. Anlässlich ihres Geburtstags erscheint Presslers Neuerzählung von Lessings Klassiker der Aufklärung, der vielfach prämierte Bestseller »Nathan und seine Kinder«, als Sonderausgabe.

(c) Karen Seggelke/Beltz & Gelberg

Mirjam Pressler zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Autorinnen der Kinder- und Jugendliteratur, vielfach besprochen und prämiert. Über 30 Kinder- und Jugendbücher und eine Vielzahl an Übersetzungen zeugen sowohl von einem scharfen Blick für die kleinen wie großen Themen als auch von hoher literarästhetischer Qualität. Zentral in Presslers Werk ist die Auseinandersetzung mit Geschichte, Kultur und Weltliteratur. Nicht nur durch ihre Übersetzungen aus dem Hebräischen, Niederländischen und Englischen tritt sie als »Botschafterin« einer internationalen Jugendliteratur auf den Plan. Ihr Engagement zur Völkerverständigung zeigt sich auch in ihren Romanen, wie etwa im 2009 erschienen »Nathan und seine Kinder«. Mirjam Presslers Neuerzählung von G. E. Lessings Schlüsseltext der europäischen Aufklärung ist provozierend zeitgemäß, aber nicht ohne Hoffnung für ein friedliches Nebeneinander von Islam, Christen- und Judentum.

Nathan und seine KinderMirjam Presslers Bestseller »Nathan und seine Kinder« wurde u. a. mit der CORINE und als eines der »besten 7 Bücher für junge Leser« vom Deutschlandfunk ausgezeichnet. Beltz & Gelberg widmet seiner Autorin anlässlich ihres 75. Geburtstages eine Sonderausgabe dieses wichtigen Buchs, das ein Plädoyer für religiöse Toleranz ist.

Mirjam Pressler wurde am 18. Juni 1940 in Darmstadt geboren. Sie wuchs in einer Pflegefamilie und im Kinderheim auf. In Frankfurt am Main und in München studierte sie Malerei und Sprachen. Danach arbeitete sie in einem Kibbuz in Israel. Zurück in Deutschland arbeitete sie unter anderem als Taxifahrerin und führte einen Jeansladen. Sie hat drei Töchter, die sie nach der Scheidung von ihrem Mann alleine großgezogen hat. Seit 1980 arbeitet sie als freischaffende Autorin und Übersetzerin und lebt in Landshut bei München.

In ihrem literarischen Werk beschäftigt sich Mirjam Pressler mit Kindheit und Jugend. Die Autorin schildert die Probleme von Kindern und Jugendlichen authentisch, mit viel Einfühlungsvermögen und ohne zu verharmlosen. In all ihren Büchern schöpft Mirjam Pressler aus persönlichen Erfahrungen – dennoch kann man keinen Roman als ausschließlich biographisch bezeichnen. Am ehesten trifft dies jedoch auf »Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen« (Deutscher Jugendliteraturpreis 1995) zu – die Geschichte von Halinka, die im Heim aufwächst und in ihrem geheimen Versteck ihrer Fantasie freien Lauf lässt.

Mirjam Pressler hat mehr als 30 eigene Kinder- und Jugendbücher verfasst. Ihr 1980 bei Beltz & Gelberg erschienenes Debüt »Bitterschokolade« war ein unverlangt eingesandtes Manuskript, das gleich mit dem Oldenburger Jugendbuchpreis für kinder- und jugendliterarische Erstlingswerke ausgezeichnet wurde. In rascher Folge erschienen eine Reihe vielfach ausgezeichneter Kinder- und Jugendromane, darunter Meilensteine wie »Novemberkatzen« und »Malka Mai« (Deutscher Bücherpreis) sowie die Romane »Golem stiller Bruder«, »Shylocks Tochter«, »Nathan und seine Kinder« und zuletzt 2013 »Wer morgens lacht«.

Die Lebensgeschichte der Anne Frank hat Mirjam Pressler, die selbst Jüdin ist, zeitlebens fasziniert. Ende der Achtziger übersetzte sie die kritische Gesamtausgabe der Tagebücher (S. Fischer). Sie erforschte die Biographie, suchte nach dem ganzen Leben des Mädchens, das mit 15 Jahren von den Nationalsozialisten umgebracht wurde. Aus dieser Beschäftigung heraus erschien 1992 ihr erstes Sachbuch »Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank«. Die Auseinandersetzung mit Geschichte ist und bleibt zentraler Bestandteil ihres Werks.

Wie sehr Pressler nicht nur als Vermittlerin der Literatur arbeitet, sondern auch als Brückenbauerin verschiedener Kulturen, wird an ihrer Übersetzertätigkeit deutlich. Mirjam Pressler hat zahlreiche Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen ins Deutsche übertragen, darunter die Romane von Uri Orlev sowie ausgewählte Bücher von Karlijn Stoffels und Axel Scheffler (u. a. »Die Schnecke und der Buckelwahl«).

Mirjam Pressler wurde für ihre Bücher und ihr Engagement vielfach ausgezeichnet. Hier seien nur die größten Preise genannt: Mirjam Pressler erhielt für ihre »Verdienste an der deutschen Sprache« die Carl-Zuckmayer-Medaille, für ihr literarisches Lebenswerk den Deutschen Bücherpreis sowie für ihr Gesamtwerk den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises.

Ihr literarisches und übersetzerisches Werk wurde zudem mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt. Als Übersetzerin bekam Mirjam Pressler den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und zuletzt 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse für ihre Übertragung aus dem Hebräischen von Amos Oz‘ Roman »Judas« (Suhrkamp).