„Ich kann die Formel ’nie wieder!‘ kaum mehr hören“

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Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau hat heute die Gedenkstunde des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden München und Oberbayern an der jüdischen Gedenkstätte im ehemaligen KZ Dachau stattgefunden…

In ihrer Rede in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Horst Seehofer sagte Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde:

„Sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr verehrter Herr Ministerpräsident,

mit Ihrem Kommen zu diesem Ort, in dieser Stunde, setzen Sie das richtige Zeichen – im richtigen Moment. Nicht allein, um gemeinsam der Millionen Opfer in der Vergangenheit zu gedenken. Sondern weil Sie erkannt haben, dass die jüdische Gemeinschaft Ihres Landes in der Gegenwart von wachsenden Sorgen und Zweifeln erfüllt ist. Ihre Anwesenheit macht uns Mut und gibt uns neue Kraft, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.

Verehrte Anwesende, Ende Juli 1999 gab Ignatz Bubis, seligen Angedenkens, sein letztes Interview. „Nichts oder fast nichts“, sagte er, habe er als Präsident des Zentralrats der Juden bewirkt.

Ich habe ihm damals energisch widersprochen – war ich doch gänzlich und absolut sicher anderer Meinung.

Ich weiß nicht, welche Gewissheit Ignatz Bubis wenig später in seinen letzten Stunden begleitete. – Doch gibt es Tage, da heute ich nicht mehr weiß, was ich denken soll. In jüngerer Zeit: öfter. Schmerzhaft! – War ich doch über Jahrzehnte beseelt und angetrieben von der unerschütterlichen Hoffnung, die mein g-ttseliger Vater mir vererbte.

Jetzt, im siebten Jahrzehnt nach der Shoa, wird die jüdische Gemeinschaft hierzulande mit ihrer verletzlichen Heimatliebe und dem neu gefassten Vertrauen immer häufiger brüskiert. So fragte ich auf dem Höhepunkt der Beschneidungsdebatte in einem Zeitungsartikel: „Wollt ihr uns Juden noch?“ – Und wiederholte diese Frage im letzten Sommer, als der Gaza-Konflikt als Vorwand diente, um auch in Deutschland hemmungslos Judenhass zu verbreiten.

Auf unseren Straßen waren Ausrufe wie „Juden ins Gas“ zu hören – schon vorher stand fest: Wir jüdischen Menschen erlebten in unserem Land die wohl bedrohlichste und kummervollste Zeit seit 1945. – Mit widerlichen antisemitischen Parolen wurden wir in Anrufen, Briefen, Mails und auf offener Straße beschimpft, beleidigt, bedroht und vereinzelt auch körperlich angegriffen.

Sehnlich hofften wir auf den gesamtgesellschaftlichen Aufschrei, die breite Empörung in der Bürgerschaft. Die viel zitierte „erdrückende Mehrheit“ schwieg. Die jüdische Gemeinde musste selbst die Kundgebung initiieren, auf der wir zur Verteidigung unserer aller freiheitlichdemokratischen Werte aufriefen.

In aller Deutlichkeit betone ich: Die Reaktion der Politik auf die antijüdischen Exzesse war eindeutig und entschlossen. – Doch der breite Rückhalt aus der Gesellschaft blieb aus.

So stellt sich mir, bei aller Freude über die eindrucksvollen Anti-Pegida-Demonstrationen, die Frage, wo all diese Menschen waren, als es galt, an unserer Seite gegen Antisemitismus Gesicht zu zeigen und die Stimme zu erheben.

Ich weiß um das hohe Maß an Geschichts- und Verantwortungsbewusstsein in der politischen Elite. Doch es klafft eine wachsende Lücke zwischen dem politischen Willen, der politischen Räson und eben den unüberseh- und -hörbaren Einstellungen und Stimmungen in der Bevölkerung.

Wie viele empören sich, da jüdische Friedhöfe und Gedenkstätten geschändet werden, da „Jude“ vielerorts wieder als Schimpfwort gilt und jüdische Kinder immer öfter schikaniert werden?

Wie viele stören sich wirklich daran, wenn antijüdische Ressentiments wieder munter kolportiert werden – antisemitische Verschwörungstheorien vom Finanzjudentum bis hin zur jüdischen Weltbeherrschung und natürlich dem jüdischen Staat als Quell allen Übels?

Wie viele sind – wie wir – fassungslos, wenn ein Gericht in dem Brandanschlag auf eine Synagoge keinen „Anhaltspunkt für eine antisemitische Tat“ erkennt. – Oder eine Richterin mit einem Federstrich den Antisemitismus abschafft, indem sie urteilt, ein glühender Antisemit kann nur sein, wer den Nationalsozialismus verherrlicht?

Wie vielen ist bewusst, was in der jüdischen Gemeinschaft angesichts der Attentate in Toulouse, Brüssel oder zuletzt Paris und Kopenhagen vorgeht? – Ich frage mich, ob in den Köpfen und Herzen der Menschen ankommt, dass 70 Jahre nach dem Holocaust in Europa wieder Menschen ermordet werden, aus dem einen Grund: Weil sie Juden sind.

Hier und heute müssen wir uns der Wahrheit stellen: Auch im 21. Jahrhundert, auch in Deutschland, spüren wir, wie salonfähig der Antisemitismus wieder ist. – Weg war er nie. Nun spukt er wie entfesselt in den Köpfen zu vieler Menschen.

Machen wir uns nicht länger etwas vor! Lassen Sie uns nicht die Augen vor der Tatsache verschließen: Wir haben ein Problem.

Dort, am internationalen Mahnmal, stehen in fünf Sprachen die Worte: „Nie wieder“. – Diese Formel hat sich unser Land, haben wir uns zum Auftrag gemacht. Hunderte Male hörte ich, wie sie beteuert und beschworen wurde. – Heute sage ich an diesem Ort: Ich kann es kaum mehr hören. Ich ertrage den Gedanken nicht, zu ahnen, dass wir uns selbst betrügen – dass tatsächlich weit weniger Umdenken und Lernen stattgefunden hat, als wir glaubten.

Es bedarf eines gesamtgesellschaftlichen Kraftakts. Es wird nötig sein, einen Schritt zurückzugehen – den sicher geglaubten kollektiven Konsens über die Lehren aus unserer Geschichte noch mal aufzuschnüren. – Zu oft, scheint mir, reden die politischen Eliten an großen Teilen der Gesellschaft vorbei.

Denn Fakt ist: Das Gegenteil von „nie wieder“ ist allgegenwärtig. – Das betrifft mitnichten nur den Antisemitismus, sondern gleichermaßen Antiziganismus, Homophobie, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Mobbing auf dem Schulhof, Menschenverachtung in jeglicher Form. – Längst hat man sich an analoge, und noch viel extremer, an digitale Diskriminierung gewöhnt.

Haben wir verdrängt, dass Menschenverachtung keine Kleinigkeiten kennt? – weil sie immer klein anfängt. Wie ist es eigentlich um das Wehren der Anfänge bestellt?

Wie kann von „nie wieder“ die Rede sein, solange in der ganzen EU rechtsradikale Populisten auf dem Vormarsch sind, solange fast täglich Flüchtlingsheime angegriffen werden, oder ein Bürgermeister dem Druck von Neonazis weicht.

Die NPD und andere rechtsextreme Parteien und Gruppierungen verherrlichen den Nationalsozialismus – zum Teil mit wachsendem Zuspruch, leider gerade bei jungen Leuten. Das ist keine Kleinigkeit.

Ich wünsche mir, dass sich alle Verfassungsorgane geschlossen hinter das NPD-Verbotsverfahren stellen. Eine wehrhafte Demokratie darf nicht zulassen, dass nationalsozialistische Gesinnung staatlich subventioniert wird. Das braune Gift muss mit aller Staatsgewalt getilgt werden – egal wo und in welcher Gestalt es uns begegnet. Gerade an diesem Ort appelliere ich an die Verantwortlichen: Unterstützen Sie das Verbot in einem breiten Bündnis. Ich darf Sie, verehrter
Herr Ministerpräsident, zitieren, der Sie sich an vorderster Stelle für das Verfahren stark gemacht haben: „Noch ist die Zeit dazu.“ – Als ich am Donnerstag die Feier zur Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums verließ, hörte ich im Garten des Amerikahauses das unerträgliche Gegröle der Neonazis. Wie kann die deutsche Justiz das zulassen? – Wie sollen mir da noch die Worte „nie wieder“ über die Lippen kommen?!

Wer mir entgegenhält: „Es sind nur wenige“ –auch jetzt wieder in Weimar und andernorts am 1. Mai – dem sage ich: „Das habe ich schon einmal gehört!“ Schwerlich lässt sich von „nie wieder“ sprechen, wenn europaweit, auch in Deutschland, die antisemitischen Straftaten bedenklich zunehmen. – Oder man zulässt, dass unter jungen Muslimen der Hass auf Andersgläubige und die liberale Lebensweise weithin unwidersprochen bleibt.

Regelrecht im Halse stecken bleibt das „nie wieder“ mit Blick auf die Welt: Die Globalisierung hat den Tellerrand abgeschafft. Vor unseren Augen grassiert unvorstellbare Barbarei – weltweit.

Denken wir an die Gräueltaten des IS, an die Verfolgung der iranischen Bahai, an die Ermordung von Christen im Nahen und Mittlerer Osten, Syrien, Libyen, Irak, oder in Afrika, an den Terroranschlag auf dem Campus im kenianischen Garissa. – Vieles schafft es gar nicht in die Nachrichten.

Millionen von Menschen sind auf der Flucht vor grausamster Gewalt und Kriegen. Und es ist unsere Verantwortung, die Ursachen und die Folgen als unsere Aufgabe zu begreifen – im Zeichen der Menschlichkeit.

Als die Alliierten vor 70 Jahren die Häftlinge aus den Konzentrations- und Vernichtungslagern befreiten, dachte man, angesichts dieses singulären und präzedenzlosen Menschheitsverbrechen wäre die Welt von Krieg und Hass befreit. – Wir haben uns getäuscht.

In dem Buch „Das Ende der Geschichte“ erklärte der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama im Jahr 1992, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs das Ende der Phase totalitärer Systeme markieren würde und der Weg für die liberale Demokratie frei sei. – Auch er täuschte sich. – Vor kurzem sagte er: Die Freiheit sei heute so gefährdet wie nie.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

„die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen.“ – An diesem Ort spüren wir, was William Faulkner uns damit sagen wollte.

Erinnerung ist nicht kündbar! – Die Schuld stirbt mit den Tätern, Mitläufern, Profiteuren und willfährigen Wegduckern von damals. Was blieb und was bleibt, ist Verantwortung. Sie ist universell.

Sie verjährt nicht.

Sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin,

Sie haben diese Verantwortung zum Wesenskern Ihrer Politik gemacht. Sie wissen, dass wir in vielerlei Hinsicht noch am Anfang stehen, in unserem Land, in dessen Namen etwas Ungeheuerliches geschah – verübt von Menschenhand.

Ein Schlussstrich, wie ihn sich viele wünschen, kann nicht gelingen. Im Gegenteil: Immer dringlicher wird die Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass es Menschen waren, die ihresgleichen in die Katastrophe stürzten. Dies warnt uns: Der Mensch war, ist – und bleibt – zu Unmenschlichkeit imstande. Das sehen wir täglich in den Nachrichten.

Hunderte Gefährder und vereitelte Terroranschläge – wie jüngst in Frankfurt, Belgien, Spanien oder Sydney – lassen erahnen, was uns jeden Moment mit einem Schlag treffen kann.

Andere Verbrechen haben Vorstufen, lassen sich im Keim ersticken – wenn der politische und gesellschaftliche Wille vorhanden sind, die Probleme zu benennen und nicht wegzusehen.

Die Bundesrepublik Deutschland wurde bewusst als wehrhafte Demokratie konstituiert. Die Lösung gegen islamistischen Terror und Intoleranz kann nicht sein, Karnevalsumzüge und Radrennen abzusagen, Theaterstücke absetzen oder Bilder abzuhängen.

Die Lösung gegen Fremdenhass ist nicht, noch mehr Sicherheitspersonal vor Flüchtlingsheimen.

Die Lösung gegen Antisemitismus ist nicht der Exodus der Juden, oder noch mehr Schutzvorkehrungen vor unseren Einrichtungen – schlimm genug, dass man sich daran gewöhnt hat, dass jüdische Menschen ihre Religion nur unter Polizeischutz ausüben können.

Nein, der Kampf gegen Antisemitismus und Menschenhass muss gesamtgesellschaftlich auf breiter Ebene noch viel entschlossener und leidenschaftlicher geführt werden. Erst wenn ich spüre, dass diese Botschaft in unserem Gemeinwesen beherzigt wird, möchte ich wieder von „nie wieder!“ sprechen.

Denn andererseits, sehr geehrte Damen und Herren: Ein „nie wieder“ ist gewiss: Das deutsche Judentum, wie es Anfang des 20. Jahrhunderts seine Blütezeit erlebte, wird es nicht mehr geben. Dieses Judentum hat an Orten wie diesem aufgehört, zu sein. Es ist tot.

Wir haben gelernt, damit zu leben. Es gibt Wunden, die die Zeit nicht heilt. – Über die letzten Jahrzehnte wuchs zaghaft etwas Neues heran. Es liegt in der Verantwortung der Politik und vor allem der Gesellschaft, nicht zulassen, dass dieses Pflänzchen zertreten und alte Wunden aufgerissen werden.

Schließlich war es ein Geschenk an die noch junge Bundesrepublik, dass nach der Shoa einige der wenigen noch lebenden jüdischen Menschen in unserem Land blieben und damit einen nicht unwesentlichen Beitrag leisteten, dass Deutschland jenen hohen und geachteten Stellenwert in der internationalen Staatengemeinschaft einnehmen durfte, den es heute hat.

Juden aus der ehemaligen Sowjetunion kamen, weil sie in Deutschland – das heute eine sichere und gute Heimat für jüdische Menschen ist – ihre Zukunft sehen. Eine im wahren Wortsinne wunderbare Entwicklung – die zeigt, wie stolz wir alle auf unsere Heimat sein dürfen. Dennoch: Unsere Geschichte lebt in uns allen fort – in jedem von uns. Wenn wir das Ungeheuerliche, was in deutschem Namen verübt wurde, nicht schonungslos aufarbeiten, kann es zu einer Gefahr für die Zukunft werden.

Jeder, der hier gequält wurde, hungerte, grauenvoll litt oder starb – jeder einzelne hätte wenige Jahre zuvor niemals für möglich gehalten, was ihm oder ihr geschehen sollte. Wir sind es den Opfern von einst schuldig, neue Opfer zu verhindern und ihr Vermächtnis hochhalten. Es lautet: Seid wachsam! Freiheit und Demokratie sind zerbrechlich.

Ich plädiere dringend dafür, den Heutigen unsere Geschichte nicht als Last, sondern als Chance näherzubringen – als Motivation zu Mündigkeit, Wehrhaftigkeit und Menschlichkeit. Das ist mein Wunsch an mein Land, an diesem Ort, an der Schwelle der Zeit, da die Epoche der Zeitzeugen zu Ende geht.

In diesem historischen Moment kommen Sie hierher Frau Bundeskanzlerin, Herr Ministerpräsident – und beweisen, dass Sie alles daran setzen, dass die Zeitzeugen nicht mit dem Gefühl gehen müssen, nichts oder fast nichts bewirkt zu haben.

Sie geben mir den Mut, meine Zweifel wieder beiseite zu schieben, und stärken mich in meiner Gewissheit, dass es gut war zu bleiben, dass es richtig ist, zu vertrauen.“

2 Kommentare

  1. Das ist keine Formel, liebe Charlotte.

    Die Aussage wurde in der ersten, von den Siegern dem geschlagenen Deutschland befohlenen Demokratie auf deutschem Boden – nachdem 70 Jahre zuvor der Versuch, aus eigener Kraft diese Staatsform zu errichten, gescheitert war – sehr bekannt als „Nie wieder Krieg!“- als Motto der FdK (Friedensbund der Kriegsteilnehmer):

    “Vom FdK ging die Initiative zur Gründung der Nie-wieder-Krieg-Bewegung der Weimarer Zeit aus: Der Aktionsausschuss mit dem Leitmotto “Nie wieder Krieg!“ konstituierte sich am 1. Juli 1920 unter dem Vorsitz des FdK. Er organisierte die jährlichen Großdemonstrationen des Antikriegstages, . . . Im gesamten Deutschen Reich nahmen rund 500.000 Demonstranten an diesen Friedenskundgebungen teil.“ (Wikipedia)

    1924 schuf Käthe Kollwitz unter Verwendung des Wortes ihre unvergessbare Zeichnung: http://www.kaethe-kollwitz.de/werkschau-en_24.htm

    Nach 1945 besann man sich darauf: “Nie wieder Faschismus!“ “Nie wieder Rassismus!“ usw., und dann hieß es oft in entsprechendem Kontext einfach: „Nie wieder!“.

    Nein, das hatte nicht die Kriegsparolen der Nazis übertönt. Aber sollte man es deswegen nicht mehr verwenden? Jedes “Nie wieder“ aus ehrlichem Herzen ist ein flammender Aufruf. Es gibt nichts Vergleichbares in der deutschen Sprache, das eindringlicher wäre.

    Das wissen auch, etwa, die Braunen. Aber in ihrem Mund fehlt ihm die Glaubwürdigkeit: dann mutiert es allerdings tatsächlich zur Formel. Nicht unser Bier 🙂

    Übrigens werden es wohl kaum Indigene gewesen sein, die solche Sprüche riefen wie “Hamas, Hamas“ samt zugehöriger unsäglicher Reimerei.

    Und jetzt, sie kann und darf freilich nicht anders, setzt sich die Politik der EU tatkräftig dafür ein, dass die damaligen Schreier logischerweise Verstärkung bekommen. Schwierige Sache.

    Die nächste Nakba-Demo kommt bestimmt, dann garantiert verstärkt durch Menschen, die noch vor Kurzem hier anklopften, Schutz und Zuflucht suchten und fanden… für die Du, liebe Charlotte, und ich und viele andere uns einsetzten…

  2. Frau Knobloch ist zuzustimmen. Der Ausspruch „Nie wieder!“ ist unübersehbar mit Heuchelei eng verbunden und nicht mehr davon abtrennbar. Sehr viele von denen, die diesen sinnentleerten Spruch benutzen sind gleichzeitig durchsetzt von antisemitischen/antiisraelischen Ressentiments, ja, nicht selten sogar blindem Hass auf den israelischen Staat.

    Was im Beitrag von Frau Knobloch aus meiner Sicht fehlt sind deutliche Worte zu der tatsächlichen Bedrohung jüdischen Lebens in Deutschland. Im Gegensatz zu ihr meine ich, dass es nicht die widerwärtigen braunen Hetzer sind. Selbstverständlich können diese nicht bagatellisiert werden, aber ihnen zahlenmäßig weit überlegen ist die Partei „Die Linke“, die mittlerweile größte antisemitisch/antiisraelisch ausgerichtete Partei in Deutschland. Selbstverständlich distanzieren sich die Betreffenden von dem vulgären Antisemitismus à la NPD und Konsorten. Doch sind sie nicht weniger gegen den jüdischen Staat als erstere. Vor allem haben es diese „Linksreaktionäre“ (wie ich sie nenne) geschafft, an die nach dem Krieg sich auf dem Rückzug befindlichen, bzw. auf Eis gelegten antijüdischen Einstellungen in modifizierter Form neu anzuknüpfen.

    Die „Begründungen“ laufen heute unter „fortschrittlicher“ Flagge, die Ergebnisse sind die gleichen. Die Bereitschaft, den israelischen Staat zu verteufeln ist enorm ausgeprägt und reicht weit in die gesellschaftliche Mitte hinein. Regelmäßiges Lesen von SZ, Spiegel bis hin zu Provinzblättern wie Kölner Stadtanzeiger kann einen tagtäglich das Grauen lehren. Da findet sich geballte Inkompetenz, gewachsen auf dem Mist der oben erwähnten Einstellungen und vermischt mit den üblichen Beteuerungen, Israelkritik sei doch wohl „zulässig und legitim“. Die üblichen Sprachverkleisterungen und Codes heutiger Antisemiten. Ihre Beteuerungen, sie seien antifaschistisch und gegen Antisemitismus hält einer Prüfung mit der Realität nicht stand.

    Sie wollen es nicht wissen, sie sind bar jeglicher selbstkritischer Reflektion, deshalb saugen sie begierig jede Nachricht über den „rassistischen“ Zionismus auf und suhlen sich in jeder Nachricht über die vermeintlichen „Untaten“ der israelischen Armee. Warum? Sie brauchen es – um sich über ihren tiefsitzenden Antisemitismus hinwegtäuschen zu können. Denn den mögen sie nicht zugeben. Doch ihre kaum verhohlene Sympathie für Hamas, Fatah und die „besetzten Gebiete“ der Palästinenser, die vorauseilende unterwürfige Begeisterung über die freundlichen Gesellen, die die deutschen Freunde nicht nur aus diesen Gründen gleichermaßen sympathisch finden, spricht beredtes Zeugnis.

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