Bileams Prophezeiung

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Parascha 387. Ansprache für Freitag, den 8. Juli 2011 (Balak)…

Von Prof. Dr. Daniel Krochmalnik, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg

In der Wüste war eine junge, freie Generation von Israeliten herangewachsen, bereit das Land Israel einzunehmen. Von den Nachbarn verlangten sie bloß freies Geleit, doch das wurde ihnen verwehrt und sie mussten sich den Weg freikämpfen (Num 20,14-22; 21,21-23). Den zwölf um das Zeltheiligtum gescharten Stämmen Israels eilte der Ruf der Unbesiegbarkeit voraus. Die Bibel schildert die Angst der Moabiter, einem Volk, das auf ihrem Weg im Ostjordanland zwischen der arabischen Wüste und dem toten Meer siedelte: „Da fürchtete sich Moaw sehr vor dem Volke, weil es so zahlreich war, und es graute Moaw vor den Söhnen Israels“ (Num 22, 3). Die Moabiter suchten Rat bei den Midianitern, ein Volk, das auf der südlichen Sinaihalbinsel  und der nördlichen arabischen Halbinsel nomadisierte und in enge Beziehung zum Volk Israel getreten war, Moses selbst war mit dem Priester von Midian verschwägert (Ex 2, 21). Von den Midianitern bekam der  König von Moab offenbar den guten Rat, den Propheten Bileam anzuheuern, um Israel zu verfluchen (Num 22,4). Wie eine alte Inschrift aus Der Alla bezeugt,  genoss Bileam auch außerbiblisch einen guten Ruf als Seher und Flucher (6). Die Bibel macht sich freilich über den heidnischen Seher und Flucher lustig, der weniger sah als seine sprechende Eselin (Num 22, 21-34) und segnet statt zu fluchen. Seine begeisterten Lobsprüche über Israel, die viel positiver sind als alles, was den biblischen Propheten sonst über ihr Volk einfiel, galten nichtsdestotrotz als Bestätigung von unabhängiger Seite und gehören zu den beliebtesten Bibelstellen.

Was hat sich der König von Moab denn von einem Fluch versprochen? In Zeiten des Aberglaubens schrieb man einem Fluch magische Kraft zu, aber auch in modernen Zeiten gehören Verwünschungen zu den gefährlichsten Waffen. Die psychologische Kriegführung verteufelt den Feind, bis alle Hemmungen fallen. Der Name Bileam vom Hebräischen: Ba’al HaAm, Herr des Volkes, scheint Programm zu sein. Er sollte, wie wir heute sagen würden, das Volk mit „antizionistischer“ Propaganda mobilisieren. Er wurde zu einem Ausblick geführt, von wo er, wie die Bibel ausdrücklich bemerkt, nur „ein Teil des Volkes“ Israel sehen (Num 22,41; 23,13) und sich daher auch nur ein einseitiges Bild machen konnte. Der Rauch von sieben Opferaltären sollte seinem Fluch einen heiligen Schein verleihen (Num 23,1ff.). Doch die Sprüche Bileams fallen entgegen den Wünschen seines Auftraggebers unerwartet positiv aus. Seine Orakel: „Sieh da, ein Volk, gesondert ist sein Sitz, zu den Nationen will es sich nicht rechnen!“ (Num 23, 9) und: „Wie schön sind deine Zelte, Jakob, sind deine Stätten Israel!“ (Num 23, 5) hat sich Israel bereitwillig zu Eigen gemacht und es drückt damit seit alters seine besondere Stellung unter den Völkern und die Schönheit seiner Bet- und Lehrhäuser aus. Die Ambivalenz der Sprüche Bileams rührt vielleicht nicht nur daher, dass Gott dem Propheten das Wort im Mund umdreht, sie steckt in jedem antisemitischen Diskurs. Antisemiten bewundern insgeheim die Juden, die sie verdammen. Sie glauben fest daran, dass dieses kleine zerstreute und zerstrittene Volk sämtliche Fäden in der Welt zieht. Das hängt bis zu einem gewissen Grad mit dem jüdischen Glauben an den Allmächtigen und an seine Weltherrschaft zusammen. Ein Glauben, der sich nicht zuletzt auf Bileams Prophetie beruft.

Nach drei fehlgeschlagenen Versuchen brach der König von Moab die Propagandaveranstaltung mit Bileam ab. Ehe der Prophet unverrichteter Dinge und ohne Lohn abzog (24, 11 – 14), kündigte er dem König noch an, was ihm am Ende des Tages erwartet. Es handelt sich um die wichtigste messianische Verkündigung im Pentateuch. Bileam orakelt: „Es geht auf ein Stern aus Jakob und es erhebt sich ein Zepter aus Israel. Der zerschmettert Moaws Grenzen (…). Edom wird er einnehmen (…). Israel aber wird triumphieren“ (24, 14-18). Die alten Bibel-Übersetzungen verraten uns, wer der angesagte „shooting Star“ ist, indem sie die Ausdrücke „Stern“ und „Zepter“ durch König“ und „Messias“ ersetzen. Ursprünglich war der hebräische Titel „HaMaschiach“, den die griechische Bibelübersetzung mit „Ho Christós“ wiedergibt, noch nicht endzeitlich aufgeladen und bedeutete nur: „gekröntes Haupt“ (ISam 10, 1). Daher bezogen auch viele jüdische Bibelausleger die Ausdrücke: „Stern“ und „Zepter“ auf  König David, der Moab in der Tat besiegte (IISam 8,2) und Edom eroberte (IISam 8,14, Raschi, Ibn Esra). Doch angesichts wiederkehrender Fremdherrschaft wurde die Bileams-Prophetie weiter im Futur gelesen und auf einen kommenden, endzeitlichen Messias bezogen. So z. B. im Neuen Testament, wo der Stern von Bethlehem, die Geburt des „Christos“ ankündigt (Mat 2, 1ff.). Den Juden freilich, war dieser „König“ (27, 37) von der traurigen Gestalt zu wenig. Denn Bileam hatte immerhin den Untergang Edoms geweissagt, was für die Rabbinen eine andere Bezeichnung für Rom war. Einige von ihnen begrüßten daher  den Anführer des 2. Jüdischen Krieges als den von Bileam angekündigten „Shooting Star“ und nannten ihn Bar Kochba, Sternsohn. Die Römer erstickten den BarKochba-Aufstand im Blut (jTaan 68d-69a). Kein Wunder, dass einige Rabbinen danach genug vom Messias hatten (bSan 99a). Doch das Judentum hielt am messianischen Glauben fest. Moses Maimonides, der im Mittelalter den Messiasglauben als jüdischen Glaubensartikel formulierte und kodifizierte, berief sich dabei wiederum auf Bileams Prophezeiung. Aus der Redundanz im Spruchs schloss er: „’Es geht auf ein Stern aus Jakob‘ – darunter ist David zu verstehen; ‚und es erhebt sich ein Zepter aus Israel‘ – das ist der König Messias“ (Hil. Mel. XI,1) – und diesen erwartete ihn in seiner Zeit. Weil die Juden die Hoffnung auf Erlösung in der unerlösten Welt nie aufgaben, bezeichnete sie Ernst Bloch als das „messianische Gewissen der Welt“. In diesem Sinne, könnte man sagen, haben sich die Juden wirklich  verschworen – aber um die Welt zu verbessern!

Radio Schalom. Sendung des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern auf Bayern 2, Freitag um 15:05 Uhr

3 Kommentare

  1. „Sie werden Gott um Hilfe bitten und er wird diese Bitten erhoeren und 
    durch seinen einzigen Sohn helfend eingreifen.“
     
    Das mit dem Sohn sollten Sie sich doch lieber noch mal überlegen, werter Herr Prophet und Visionaer.
    Gott ist, falls es ihn denn wirklich gibt, einzig und allmächtig. Er braucht weder einen Sohn, noch eine Braut, noch irgendwelche (schein)heiligen Geister.
     
    Den Rest ihrer Ausführungen haben Sie brav bei Nostradamus & Co. abgeschrieben, aufgepeppt mit neobarocken Schnörkseln.
    Und dafür zahlt man Ihnen Geld?
     
    Hallo, Mitarbeiter der Arbeitsagenturen! Hier wär‘ eine neue Geschäftsidee! Ratet Eurer Klientel Propheten zu werden! Damit lässt sich eine dauerhaft sichere Existenz schaffen. Beratung gibt’s preiswert bei unserm Ralfi Guenther.
     
    Ralf, Du bist ein ganz ein pfiffiger!
     

  2. Endzeit, Apokalypse und Weltuntergang falsch verstanden!
     
    Die Endzeit definiert die Zeit vor der “Neuen Zeit”. Die Endzeit begann mit der kabbalistischen Ankuendigung im Jahr 2009 (2009:7=287:7=41 (vertauscht 14=2×7).
    Die Apokalypsezeit begann also 2010 mit ungezaehlten Katastrophen weltweit und wird Ende 2011 enden.

    Zunaechst wird jedoch der Dollar-Crash eintreffen und durch die Euro-Krise ausgeloest werden. Die Chinesen die den Crash ebenfalls ausloesen koennten,
    halten sich im Moment zurueck und warten ab was mit dem Euro passiert.

    Danach kommt eine Pandemie aus China, welche sich in Windeseile weltweit verbreiten wird.

    Diese bisher nie ueber die Menschheit hereingebrochenen und von Menschen verursachten Katastrophen mit Millionen von Toten werden den Menschen bewusst werden lassen, dass sie nun am Abgrund stehen.

    Sie werden Gott um Hilfe bitten und er wird diese Bitten erhoeren und 
    durch seinen einzigen Sohn helfend eingreifen.

    Diese Zeit ist ebenfalls kabbalistisch definiert (2011 = Buddhajahr 2555:7=365=1 Jahr. 3+6+5=14, also 2 x 7). Das buddhistische Jahr beginnt im Februar und die “Neue Zeit” oder “Das Reich Gottes” beginnt vor Ablauf dieser 365 Tage.
     
    Ralf Guenther
    Prophet, Visionaer, Berater und Schriftsteller
    http://ralf-guenther.blogspot.com

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