Elohim adirim: Ein hysterisches Versäumnis

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Vater Frederico Lombardi, der Sprecher des Vatikans, konnte nicht verstehen, warum sich die Israelis so aufregen. Die von ihm veröffentlichte- und sehr zurückhaltende- Erklärung konzentrierte sich auf die Verblüffung, die die israelische Attacke in Rom auslöste…

Aus einem Kommentar von Ariela Ringel Hoffmann, Jedioth achronoth

Man kann sich vorstellen, was hinter den kalten Mauern des Vatikans darüber geflüstert wird, wie wir den Heiligen Vater, Benedikt XVI, der sich die Mühe gemacht hat, nach Israel zu kommen, hier behandeln. Auch seine große Begleitdelegation hat den Grund für die Nörgelei und die saure Stimmung, die den Besuch umgibt, nicht verstanden.

Wenn man genau überlegt, dann ist es nicht nur die Entourage des Papstes, die die Aufregung, um nicht zu sagen Hysterie, die wir hier mit großem Erfolg hergestellt haben, nicht ganz begreift. Er sagte „getötet“ anstatt „ermordet“, er sagte Millionen und zählte nicht bis sechs, und vor allem – er bat nicht um Verzeihung. „Worum haben wir schon gebeten?“, fragte und schrieb man hier. „Um ein wenig Gefühl? Ein bisschen Reue? Eine Träne oder zumindest etwas Feuchtigkeit in den Augenwinkeln?“ So als würde unsere gesamte Existenz, 64 Jahre nach jenem schrecklichen Krieg, jedes Mal auf Neue von der einen oder anderen Äußerung des einen oder anderen Papstes, Regierungschefs oder Präsidenten abhängen.

Es ist diese Neigung, von der wir uns nicht lösen können, die uns immer wieder zu übertriebenen, unkontrollierten und aus diplomatischer Sicht maßlosen Handlungen treibt. Könnte es sein, dass, wenn wir etwas weniger zu Tränen gerührt wären, nicht der surrealistische Vorschlag erfolgt wäre, dem Papst bei dieser festlichen Gelegenheit fünf, sechs Berge in Israel zu schenken? Auch die Diskussion über die Entfernung des roten Davidsterns von dem Krankenwagen, der den Papst begleitet, gehört in diese Kategorie.
Proportionen, das ist es, was wir brauchen. Keine Berge als Geschenk. Dies ist ein wichtiger, sogar sehr wichtiger Besuch. Aber er stützt sich nicht auf eine Bitte um Vergebung oder eine Bestätigung der Tatsache, dass der Holocaust stattgefunden und der Papst dies zur Kenntnis genommen hat. Die Rede, die Benedikt XVI hielt, war richtig und ausgewogen, und sie zog die Tatsache in Betracht – die vielleicht viele überrascht – dass es sich hier ja nicht um das erste Treffen zwischen dem neuen Judentum und der christlichen Kirche handelt. Sie zog auch die Tatsache in Betracht, dass dies die Rede von Papst Benedikt ist, und nicht des polnischen Opas, der vor neun Jahren hier war.

Der Papst zitierte aus jüdischen Quellen, sagte, dass die Opfer des Holocaust ihr Leben, jedoch nicht ihren Namen verloren haben. Eine Aussage, die nicht jeder Israeli so formuliert hätte, wenn man danach urteilt, wie der Staat sich zu den Überlebenden verhält. Er erinnerte an unsere Urväter Abraham, Isaak und Jakob und sagte, unser Gott sei ein Gott des Friedens. Er sagte, die Kirche sei verpflichtet, Hass und Verfolgung… zu bekämpfen. Er war in Maßen herzlich, in Maßen empathisch und in Maßen sensibel.
Noch vor der Ankunft des Papstes, noch bevor wir zutiefst beleidigt und bitter enttäuscht wurden, sagten die Organisatoren des Besuchs, das Ereignis werde mehr als perfekt sein. Das ist unnötig. Perfekt reicht völlig. Mehr braucht man nicht.