Wir haben übertrieben

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Sicher, es wäre besser gewesen, wenn sich Papst Benedikt XVI für seine Vergangenheit und das Schweigen der Kirche während des Holocaust entschuldigt hätte. Es wäre auch besser gewesen, wenn er das Wort „ermordet“, nicht „getötet“ verwendet und erklärt hätte, warum er Mitglied der Hitlerjugend war. Alle hier in Israel wären dann zufrieden gewesen…

Ein Kommentar zu den israelischen Reaktionen auf den Papstbesuch, von Eitan Haber, in Jedioth achronoth

Aber der Papst, aus Gründen, die nur er kennt, zog es vor, dies nicht zu tun, und die israelischen Medien, die Rabbiner und die Knessetabgeordneten hatten einen Grund, sich aufzuregen. Ich sage nicht, dass man den Papst nicht auf die fehlenden Worte in seiner Rede hätte aufmerksam machen sollen, aber der Ton macht die Musik. Die Reaktion war völlig übertrieben. Es sah so aus, als habe man dem Papst in der Presse, dem Radio und dem Fernsehen geradezu aufgelauert und auf sein Stolpern gewartet, und er, der 82-jährige Papst, ist auch tatsächlich gestolpert. Welch eine Freude!

Wenn die Entschuldigungen und die richtigen Worte mit Absicht ausgelassen wurden, dann haben die Mitarbeiter des Papstes, die die Rede verfasst haben, keinen Verstand und kein Gefühl. Aber das wissen wir nicht, und wir sollten hier „the benefit of the doubt“ walten lassen. Wir haben nicht viele Freunde in der Welt, und es dauerte lange Jahre, bis der Vatikan bereit war, diplomatische Beziehungen zu Israel aufzunehmen. Der Vatikan hat Einfluss auf über eine Milliarde Menschen in der Welt, deren Meinung wichtig für uns ist. Ich sage noch einmal, die Kritik an der Rede war sicherlich angebracht, aber ist das wirklich alles? Was ist mit den anderen, herzlichen Worten, die er an uns richtet, mit der Ehre, die er uns erweist?

Wir haben schon seit langem jedes vernünftige Maß verloren. Wir müssen uns wieder in den Griff kriegen, wenigstens ein bisschen.

6 Kommentare

  1. @ts
    Sie verbohrter Narr!
    Wesentlich mehr haben Johannes XXIII. und Johannes Paul II. für eine Annäherung gegenüber den Juden getan.
    Allein durch seine idiotischen Karfreitagsfürbitten von 2008 hat der bayerische Thor auf dem Heiligen Stuhl mehr zerstört als seine genannten Vorgänger aufgebaut hatten.

    Wie kann man nur Ratzinger verteidigen?

    Es sind Leute wie Sie, die bewirken, dass man Katholiken nicht mehr ernst nimmt, nicht mehr ernst nehmen kann.
    Der nächste Papst kann nur besser werden, moderner sein, weniger falsch machen als der böse Mann aus Marktl am Inn.

    Sie verbohrter Narr!

  2. Es ist zum großen Teil das Werk und Schaffen Ratzingers, des heutigen Papstes, dem Antijudaismus in der kath. Kirche den theologischen Boden entzogen zu haben. Kaum einer in der kath. Kirche hat im 20. Jh. sich so um die Verbesserung des kath.-jüdischen Verhältnisses bemüht wie dieser jetzige Papst. In 2 oder 3 Jahrzehnten werden viele vielleicht anders über ihn sprechen als sie es heute tun.

  3. @Robert D.S.
    Sie haben vollkommen recht mit Ihrer kritischen Haltung. Bedenken Sie bitte nur die Lage Israels. Wer so viele Feinde hat, ist froh um einen Exfeind, der leiseste Anzeichen einer Besserung seines Vehaltens Israel gegenüber signalisiert.
    In Israel ist man schon froh (viele Bürger), wenn dieser Bayer auf dem Heiligen Stuhl vielleicht mal eine Vermittlerrolle (oder weniger) spielt, daher möchte man ihn nicht vergraulen.
    Sind Sie gebürtiger Amerikaner?

  4. Aha, weil wir „wenige Freunde in der Welt“ haben, müssen wir „dankbar“ sein für einen deutschen Papst, der seit jeher seiner Doppelverantwortung als Deutscher und Chef der Organisation Vatikan nicht gerecht werden kann? Sein Besuch soll uns eine „Ehre sein“? Eine Organisation und ein Papst, der erst unter dem Druck der Öffentlichkeit sich von antisemitischen Subjekten wie Williamson auch nur distanziert, peu a peu?
    Diese vorauseilende Demutshaltung weckt die schlimmsten historischen Assoziationen in mir.  Ich dachte, der Staat Israel wäre unter anderem auch dafür gegründet worden, um diese ein für alle mal zu beenden!

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