Die Eberhard-Ossig-Stiftung fördert ein tieferes Verstehen des Judentums unter den Christen und des Christentums unter den Juden. Sie will dazu beitragen, dass Christinnen und Jüdinnen aufeinander hören und in vielfältiger Weise Glaubens- und Lebenserfahrungen miteinander teilen. Sie fördert also Begegnung und Dialog auf Augenhöhe.
Seit dem Sommer 2018 verfügt die Eberhard-Ossig-Stiftung über einen Veranstaltungsraum, schräg gegenüber vom jüdischen Museum Berlin. Hier werden in verschiedenen Formaten und Veranstaltungen Begegnung, Austausch, aufeinander hören, sich seiner selber vergewissern gefördert.
Die kommenden Lesungen
Anmeldung jeweils per e-Mail erbeten! info@eberhard-ossig-stiftung.de.
11. September 2025 | 19.00 Uhr
Angelika Obert
Mit dem ganzen Herzen
Das furchtlose Leben der Etty Hillesum 1914-1943
Autor: Judith Koelemeijer
Etty Hillesum ist mit ihren Tagebüchern und Briefen weltberühmt geworden. Freimütig berichtet sie da- rin von ihren Liebesbeziehungen, Lektüren und Träumen – und zu Herzen gehend von der Vernichtung der Juden. Aber wer war Etty Hillesum wirklich? Judith Koelemeijer erzählt auf der Grundlage zahlrei- cher bisher unbekannter Dokumente das viel zu kurze, intensive Leben der jungen Jüdin, die sich keine Grenzen setzen lassen wollte, nicht in der Liebe, nicht im Denken und auch nicht in ihrem Willen, das Schicksal ihres Volkes zu teilen. Die Tagebücher und Briefe Etty Hillesums sind so ungekünstelt und lebensnah geschrieben, dass sie als große Schriftstellerin lange verkannt wurde und das Bild von ihr ganz von diesen Selbstzeugnissen bestimmt wurde. Judith Koelemeijer hat auf Dachböden und in Kellern das Kriegstagebuch einer Freun- din, Briefwechsel und weitere Quellen zum Leben Etty Hillesums aufgespürt. So entsteht das berührende Porträt einer sinnlichen, spirituell und intellektuell hellwachen jungen
Frau, Angelika Obert, geb. 1948, ist Pfarrerin und hat von 1994 – 2014 den Evangelischen Rundfunkdienst in Berlin geleitet. Sie hat zahlreiche Hörfunksendungen produziert, darunter immer wieder literarische Porträts, u.a. von Mascha Kaléko, Gertrud Kolmar, Nelly Sachs und Robert Walser.
Musik: Andreas Eschen, Piano | Friederike Bauer-Eschen, Cello
23. Oktober 2025 | 19.00 Uhr
Elisa Klapheck liest:
Joseph Norden, Liebesbriefe an Regina Jonas
Elisa Klapheck ist eine liberale Rabbinerin in Deutschland. Sie arbeitet in Frankfurt am Main und als Professorin am Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Sie gehörte zu den Mitbegründern der liberalen Synagoge Oranienburger Straße in Berlin, in der seit 1998 egalitäre Gottesdienste durchgeführt werden. Sie ist Mitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK)
Im Juli 1939 lernten sich in Hamburg Joseph Norden, ehemaliger Rabbiner der Synagoge in Elberfeld, und Regina Jonas, die erste Rabbinerin der Welt, kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick für den fast Siebzigjährigen und die halb so alte junge Kollegin, die nun – hauptsächlich in Briefen – eine Liebesbeziehung wagten, in „bitterböser Zeit“. Bis zu seiner Deportation nach Theresienstadt im Sommer 1942 schrieb Joseph Norden rund einhundert Briefe an Regina Jonas nach Berlin – ihre Antworten sind verloren. Die Korrespondenz ist Ausdruck der einzigartigen Liebe zweier Intellektueller zwischen rabbinischer Verantwortung, stetigem Lernen und dem Ringen um ein gemeinsames Glück im Angesicht der Schoa.
Elisa Klapheck hat Regina Jonas bereits 1999 ein Denkmal gesetzt, indem sie deren Arbeit „Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ kommentiert neu herausgegeben hat. Mit der Edition der Liebesbriefe von Joseph Norden werden nun weitere Facetten ihrer Persönlichkeit wie in einem Spiegel reflektiert.
Musik: Jonas Sandmeier, Piano
27. November 2025 | 19.00 Uhr
Prof. Dr. Michael Wolffsohn
Feindliche Nähe – Von Juden, Christen und Muslimen
Prof. Dr. Michael Wolffsohn ist einer der führenden Experten für die Analyse internationaler Politik und nicht zuletzt die Beziehungen zwischen Deutschen und Juden auf staatlicher, politischer, wirtschaft-licher und religiöser Ebene.
Der 1947 in Tel Aviv geborene Sohn einer 1939 nach Palästina geflüchteten jüdischen Kaufmannsfamilie über-siedelte 1954 mit seinen Eltern nach West-Berlin. Von 1981 bis 2012 lehrte er als Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München.
Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a. kürte der Deutsche Hochschulverband Michael Wolffsohn 2017 zum „Hochschullehrer des Jahres“ und 2018 wurde er mit dem „Franz-Werfel-Menschenrechtspreis“ der „Stiftung Zentrum gegen Ver-treibungen“ ausgezeichnet.
Michael Wolffsohn setzt sich, ausgehend von der aktuellen Politik, in seinem neuen Buch „Nie wieder – schon wieder!“ mit dem Verhältnis von Judentum, Christentum und Islam – gestern, heute und morgen – auseinander. In gewohnt pointierter Weise zieht er dazu Geschichte und Theologie heran. Seine illusionslosen und dennoch teils humorvollen und immer messerscharfen Analysen gelten insbesondere Terror, Krieg und Gewalt. Seine große mediale Präsenz als Talkshowgast, Interviewpartner und Publizist erklärt sich durch seine Fähigkeit zu faktengesättigten und allgemeinverständlichen Statements, die auch dieses Buch prägen. Vor dem Hintergrund eines wachsenden Antisemitismus in Europa, einer Zunahme des islamistischen Terrors und des eskalierenden Krieges zwischen Israel und seinen Nachbarn sind Michael Wolffsohns grundsätzliche Einordnungen und Erklärungen zum besseren Verständnis unabdingbar.
Musik: Elke Jahn, Gitarre