Nach 740 Tagen erhielt die Familie von Tamir Nimrodi Gewissheit. Tamir, einer der Geiseln, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, kehrte nicht lebend zurück. Heute fand die Beerdigung statt.
Tamirs Vater Alon sagte in seiner Trauerrede:
„Wie oft habe ich geredet, wie oft habe ich deine Geschichte erzählt, wie oft habe ich um dich gefleht, geschrien, geweint. Und jetzt? Jetzt fehlen mir die Worte. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.
Mein geliebter Tamir.
Wie kann ein Vater eine Trauerrede für seinen Sohn halten?
In was für einer Welt sollte ein Vater stehen und eine Trauerrede für sein erstgeborenes Kind halten müssen?
Vor genau zwei Jahren brach unsere Welt mit dem mörderischen Hamas-Anschlag zusammen, bei dem du, mein geliebter Sohn, entführt wurdest. Vom ersten Moment an, als klar war, dass du entführt worden warst, als ich dein schönes, sanftes Gesicht voller Schrecken und Angst sah, als die Terroristen dich und deine Freunde schlugen, wusste ich, dass ich kämpfen würde, um dich nach Hause zu bringen, um dir dein Lächeln zurückzugeben. Und ich habe gekämpft. Wir alle haben gekämpft, auf jede erdenkliche Weise. Wir sind in jeden Winkel der Erde gereist, um über dich zu sprechen, um der Welt zu erzählen, was für ein erstaunlicher, moralischer, außergewöhnlicher junger Mann du bist und dass wir dich nicht aufgeben dürfen. Ich habe Premierministern, Präsidenten, Ministern, dem Papst und den Staats- und Regierungschefs der Welt gesagt, dass du und die Geiseln die Zukunft der Welt seid, nicht nur die Israels. Ich habe überall gesagt, dass alles getan werden muss, um dich nach Hause zu bringen.
Tamir, mein Sohn, du warst pure Magie. Hell, scharfsinnig, wortgewandt, mit einem Lächeln, das Herzen zum Schmelzen brachte, und Umarmungen, die Rippen brechen konnten. Mein Tamir, mein tapferer Junge. Du hattest mit Angstzuständen zu kämpfen und nahmst Medikamente dagegen, aber als du dich verpflichtetest, hast du damit aufgehört. Du hast deine eigenen Ängste mit Mut bekämpft.
Tamiru, mein Junge, ich habe alles getan. Ich schwöre es. Alles, was ich konnte, und alles, was ich nicht konnte. Vielleicht nicht genug. Mein wunderschönes, reines Kind, dein Leben wurde in voller Blüte beendet. In diesen unglaublichen Jahren deines Lebens, umgeben von Freunden, Energie und Licht. Du hast so viele Herzen berührt. So viele Menschen.
Mein Tamir, es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dich nicht lebend nach Hause bringen konnte. Ich wünschte, ich hätte mehr tun können, etwas ändern können, irgendetwas. Vergib mir, mein geliebter Erstgeborener. Vergib mich.
Unser kleiner Trost ist, dass du höchstwahrscheinlich nicht gelitten hast. Du hast diese Mörder mitgenommen und bist schnell in den Himmel aufgestiegen. Aber ja, du hast gelitten, etwas mehr als 48 Stunden in den Händen dieser Monster, statt in den Armen deiner liebenden Schwestern, deiner Mutter und deines Vaters.
Jetzt, mein Sohn, haben wir einen neuen Kreis um uns. Den Kreis der Geiselfamilien. Den Kreis der Trauernden.
In diesem schmerzlichen Moment möchte ich den heldenhaften Soldaten der IDF danken, die ihr Leben riskiert und gegeben haben, und denen, die ihres noch immer riskieren, um die Geiseln nach Hause zu bringen und das Volk Israel zu schützen, damit wir in Sicherheit leben können. Wir dürfen die 19 Geiseln, die sich noch in Gaza befinden, nicht vergessen oder im Stich lassen. Es ist unsere Pflicht als Volk, alles zu tun, um sie nach Hause zu bringen. Es ist die heilige Verantwortung des Staates Israel, nicht einen einzigen Moment innezuhalten, bis die letzte Geisel zurückkehrt.“

Tamir Nimrodi (20) stammte aus Nirit. Er wurde von einem Stützpunkt im Gazastreifen entführt, wo er als Unteroffizier im Bildungswesen diente. Bis zu seiner Entführung hatte er zehn Monate Dienst geleistet. Während seines Militärdienstes hatte er das Gefühl, seine Berufung gefunden zu haben, und wurde eine Woche vor seiner Entführung sogar für die Offiziersausbildung interviewt. Sein Umfeld sagte, er sei ein sozialer, fürsorglicher Mensch gewesen, der sich um andere kümmerte. Tamir sollte am 7. Oktober eigentlich nicht auf dem Stützpunkt sein, meldete sich aber freiwillig, um den Schabbat anstelle eines anderen Soldaten zu übernehmen. Nach seiner Entführung fand man in seinem Zimmer eine Notiz, auf der er geschrieben hatte: „Ich möchte so vielen Menschen wie möglich helfen, meinen sozialen Kreis erweitern und niemals jemandem wehtun.“
Tamir wurde lebend von seinem Stützpunkt entführt und in Gefangenschaft durch Bombenangriffe der israelischen Armee getötet. Tamir hinterlässt seine Eltern Herut und Alon sowie seine Geschwister Amit und Mika.